Der Bourne Betrug
durchsuchten die Koffer- und Laderäume und kontrollierten sogar die Unterseite von Lastwagen. Mit verbissenen Mienen arbeiteten sie langsam und methodisch, überlieÃen offenbar nichts dem Zufall.
Soraya schüttelte den Kopf. »Umfahren kann ich sie nicht, weilâs keine Alternativroute gibt. Rechts ist das Wasser, links
die HauptverkehrsstraÃe.« Sie sah in den AuÃenspiegel, beobachtete die Autoschlange, die sich hinter ihnen bildete, und wies mit dem Daumen auf einen am StraÃenrand geparkten Streifenwagen. »Ich kann nicht einmal wenden, ohne zu riskieren, angehalten zu werden.«
»Zeit für Plan B«, sagte Bourne grimmig. »Du beobachtest die Cops hinter uns, ich behalte die vor uns im Auge.«
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Waleri Petrowitsch, der eben an die AuÃenmauer eines Lagerhauses gepinkelt hatte, kehrte langsam auf seinen Posten zurück. Sein Partner war dafür zuständig, dass keines der an der StraÃensperre wartenden Fahrzeuge wendete. Dieser lächerliche Job erbitterte ihn, denn er fürchtete, dafür eingeteilt worden zu sein, weil sein Sergeant, den er beim Würfeln und Kartenspielen ziemlich ausgenommen hatte, auf ihn sauer war.
Jedenfalls war dieser Kerl ein rachsüchtiger Hurensohn. Man brauchte nur daran zu denken, wie er den armen Michail Arkanowitsch behandelt hatte, nur weil der versehentlich die Pirogge des Sergeanten gegessen hatte â die übrigens gar nicht geschmeckt hatte, wenn man dem verbitterten Michail Arkanowitsch glauben wollte.
Eben überlegte er noch, was er tun könnte, um seine Situation zu verbessern, da sah er jemanden aus dem klapprigen Škoda steigen, der an sechster oder siebter Stelle in der Warteschlange stand. Nachdem seine Neugier nun geweckt war, ging Waleri Petrowitsch an der Vorderfront der Lagerhäuser weiter und behielt die Gestalt im Auge. Er hatte eben erkannt, dass es sich um einen Mann handelte, als dieser in einem mit Müll bedeckten Durchgang zwischen zwei Gebäuden verschwand. Mit einem Blick nach beiden Seiten überzeugte der Polizeibeamte sich davon, dass der Mann offenbar nur ihm aufgefallen war.
Ungefähr eine halbe Sekunde lang spielte er mit dem Gedanken, sein Handfunkgerät zu benützen, um seinen Partner auf den Verdächtigen aufmerksam zu machen. Aber dann wurde ihm klar, dass er sich auf diese Weise vielleicht wieder bei dem Sergeanten einschmeicheln konnte. Diese Gelegenheit wollte er sich nicht entgehen lassen. Niemand anders sollte diesen Kerl festnehmen, der vielleicht der Mann war, nach dem sie hier fahndeten. Er hatte keine Lust, der nächste Michail Arkanowitsch zu werden, deshalb nahm er mit gezogener Pistole die Verfolgung auf und leckte sich schon mal die Lefzen wie ein Wolf, der kurz davor ist, sich auf seine ahnungslose Beute zu stürzen.
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Ein rascher Blick hinter die Lagerhauszeile hatte Bourne sofort die beste Route für eine Umgehung der StraÃensperre gezeigt. Unter normalen Umständen wäre sie ganz leicht gewesen. Das Dumme war nur, dass die gegenwärtigen Umstände alles andere als normal waren. Natürlich war er schon früher im Einsatz verwundet worden â sogar häufig, aber selten so schwer. Auf der Fahrt zu dem Hundetrainer hinaus hatte er sich fiebrig gefühlt. Jetzt überliefen ihn kalte Schauder. Seine Stirn glühte, sein Mund war ausgedörrt. Um die Folgen des Messerstichs ganz zu überwinden, brauchte er nicht nur Ruhe, sondern auch eine zweite Runde Antibiotika.
Ausruhen kam natürlich nicht in Frage. Und die Beschaffung von Antibiotika war ein Problem. Hätte er Odessa nicht so schnell wie möglich verlassen müssen, hätte er zu der CI-Ãrztin gehen können. Aber auch das war unmöglich.
Er befand sich jetzt auf freiem Gelände hinter den Lagerhäusern. Eine breite AsphaltstraÃe diente als Zufahrt zu einer Reihe von Ladebuchten. Hier und da standen einzelne Kühllaster oder Sattelschlepper, die entweder rückwärts an die Laderampen herangestoÃen waren oder auf der gegenüberliegenden
StraÃenseite geparkt standen und auf die Rückkehr ihrer Fahrer warteten.
Als Bourne sich dem Bereich näherte, der parallel zu der StraÃensperre auf der anderen Seite der Lagerhäuser links von ihm lag, kam er an mehreren abgestellten Gabelstaplern vorbei und musste anderen ausweichen, die mit riesigen Kisten zwischen den Ladebuchten unterwegs waren.
Er sah seinen
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