Der Bourne Betrug
deutete auf Oleksandr. »So haben Sie wenigstens schon mal einen Vorsprung.«
In diesem Moment schickte Soraya den Boxer genau wie abgesprochen mit einem Handkommando los. Er wollte sich auf Jewgeni Fejodowitsch stürzen, der ein hohes, fast komisches Quietschen ausstieÃ.
Bournes Hand schoss im letzten Augenblick nach vorn, bekam den Boxer am Halsband zu fassen und riss ihn zurück. Das kostete unerwartet viel Kraft und lieÃ, von der Wunde ausgehend, Schmerzwellen durch seinen Körper fluten. Obwohl Bourne darauf achtete, sich nichts anmerken zu lassen, war ihm bewusst, dass Soraya in seinem Gesicht las wie in einem offenen Buch.
»Jewgeni Fejodowitsch«, sagte Bourne, indem er sich aufrichtete, »wie Sie sehen, ist Oleksandr groà und stark. Meine Hand wird müde. Sie haben noch fünf Sekunden Zeit, bevor ich loslasse.«
Die durch Adrenalin beflügelte Entscheidung des Ukrainers fiel in drei Sekunden. »Also gut, aber halten Sie den Köter von mir fern.«
Bourne, der Oleksandr am Halsband zurückhielt, kam langsam auf ihn zu. Der andere riss die Augen so weit auf, dass die Pupillen ganz weià umrahmt waren.
»Wer hat Sie angeheuert, Jewgeni Fejodowitsch?«
»Ein gewisser Nesim Hatun.« Der Ukrainer konnte den
Blick nicht von dem Boxer wenden. »Er operiert von Istanbul aus â aus dem Stadtteil Sultanahmed.«
»Wo in Sultanahmed?«, fragte Bourne.
Jewgeni Fejodowitsch wich vor Oleksandr zurück, der sich jetzt auf die Hinterbeine aufgerichtet hatte. Nun war er so groà wie der Ukrainer. »Das weià ich nicht«, beteuerte er. »Ich schwöre Ihnen, mehr weià ich selbst nicht.«
Im nächsten Augenblick lieà Bourne das Hundehalsband los, und Oleksandr schnellte wie ein abgeschossener Pfeil nach vorn.
Jewgeni Fejodowitsch schrie laut auf. Im Schritt seiner Hose erschien ein feuchter Fleck, als er über den Haufen gerannt wurde.
Sekunden später saà Oleksandr auf seiner Brust und leckte ihm das Gesicht.
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»Was Fährhäfen betrifft, stehen im Prinzip zwei zur Wahl«, sagte Dr. Pawlyna. »Odessa und Iljitschewsk, sieben Kilometer im Südwesten.«
»Wozu tendieren Sie?«, fragte Matthew Lerner. Sie saÃen in ihrem Å koda, waren zu den Hafenanlagen im Norden Odessas unterwegs.
»Odessa ist natürlich näher«, sagte sie. »Aber dort hat die Polizei bestimmt ihre Kontrollen verstärkt. Iljitschewsk ist schon deshalb reizvoll, weil es nicht von der GroÃfahndung erfasst wird; dort dürfte es weniger Polizeikontrollen geben â falls überhaupt welche. AuÃerdem ist der Hafen gröÃer und belebter, und die Fähren verkehren häufiger.«
»Gut, dann nach Iljitschewsk.«
Sie wechselte die Spur, um links abzubiegen und nach Süden zurückzufahren. »Ihr einziges Problem dürften StraÃensperren sein.«
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Soraya verlieà die HauptstraÃe und benutzte NebenstraÃen, manchmal auf Gassen, die kaum breit genug für den Å koda waren.
»Trotzdem«, sagte Bourne, »ist nicht ausgeschlossen, dass wir zwischen hier und Iljitschewsk in eine StraÃensperre geraten.«
Jewgeni Fejodowitsch hatten sie vorläufig, von Oleksandr bewacht, im Garten von Sorayas Freund zurückgelassen. In drei Stunden, wenn seine Freilassung den beiden nicht mehr schaden konnte, würde ihr Freund ihn laufen lassen.
»Wie fühlst du dich?« Soraya fuhr über schmale StraÃen zwischen Lagerhäusern. Hier und da konnten sie in der Ferne die wie Dinosaurierhälse aufragenden Portal- und Schwimmkräne des Hafens Iljitschewsk sehen. Auf dieser Route kamen sie langsamer voran, aber sie war auch sicherer als eine Fahrt auf der HauptstraÃe.
»Mir gehtâs gut«, antwortete er, aber sie konnte sehen, dass er log. Sein Gesicht war weiter blass, von Schmerzen angespannt, seine Atmung unregelmäÃig und flacher als bei einem Gesunden.
»Freut mich, das zu hören«, sagte sie nachdrücklich ironisch. »In etwa drei Minuten sind wir nämlich an der StraÃensperre, obâs uns gefällt oder nicht.«
Er sah nach vorn. Dort hatte sich eine kleine Schlange aus Last- und Personenwagen gebildet, die darauf warteten, einzeln die Kontrollstelle zwischen zwei gepanzerten Polizeifahrzeugen passieren zu dürfen. Zwei Uniformierte mit Stahlhelmen und schusssicheren Westen überprüften die Autoinsassen,
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