Der Bourne Betrug
Tür und stieà Soraya vor sich her in das Gebäude. Schon nach wenigen Schritten wurden sie von einem Wachmann angehalten und kontrolliert.
Bourne hielt ihm seinen DSND-Dienstausweis hin. »Generalleutnant Tus«, sagte er knapp. »Ich habe einen Messerstich abbekommen und brauche einen Arzt.« Er sah, dass der Uniformierte Soraya musterte. »Sie ist meine Gefangene. Eine tschetschenische Selbstmordattentäterin.«
Der Wachmann, jetzt kreidebleich, nickte eifrig. »Kommen Sie bitte mit, Generalleutnant.«
Er sprach in sein Sprechfunkgerät und führte sie durch mehrere Korridore in einen nüchternen Untersuchungsraum, wie er für die Notaufnahme eines Krankenhauses typisch war.
Dort zeigte er auf den Untersuchungstisch. »Ich habe mit dem Klinikdirektor gesprochen. Machen Sieâs sich bitte bequem, Generalleutnant.« Bournes Dienstgrad und Sorayas Anwesenheit machten ihn so nervös, dass er seine Pistole zog und damit auf die Frau zielte. »Stellen Sie sich dort drüben hin, damit der Generalleutnant versorgt werden kann.«
Bourne lieà Sorayas Arm los, nickte ihr kaum merklich zu. Sie ging in die zugewiesene Ecke und setzte sich auf einen Metallstuhl, während der Wachmann sie scharf im Auge zu behalten versuchte, ohne ihr dabei ins Gesicht zu sehen.
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»Ein SBU-Generalleutnant«, sagte der Klinikdirektor hinter seinem Schreibtisch. »Das kann unmöglich Ihr Mann sein.«
»Ãberlassen Sie das Urteil uns«, verlangte Matthew Lerner in passablem Russisch.
Dr. Pawlyna starrte ihn aufgebracht an, bevor sie sich an den Direktor wandte. »Sie sagen, dass er durch einen Messerstich verletzt ist?«
Der Klinikleiter nickte. »Ja, das ist mir gemeldet worden.« Dr. Pawlyna stand auf. »Dann sollte ich ihn mir ansehen, denke ich.«
»Ich komme mit«, sagte Lerner. An der Tür stehend glich er einem Rennpferd am Start, das in Wellen eine Art unsichtbarer Elektrizität abstrahlte.
»Das wäre nicht ratsam.« Der Nachdruck, mit dem Dr. Pawlyna das sagte, war ein klares Signal für Lerner.
»Ich bin ganz Ihrer Meinung.« Der Direktor stand auf und kam hinter dem Schreibtisch hervor. »Ist der Patient wirklich,
wer er zu sein behauptet, müsste ich die Folgen dieser Indiskretion tragen.«
»Trotzdem begleite ich Dr. Pawlyna«, sagte Lerner.
»Sie zwingen mich dazu, den Sicherheitsdienst zu verständigen«, sagte der Direktor streng. »Der Generalleutnant weià nicht, wer Sie sind oder was Sie hier machen. Er könnte Sie festnehmen oder sogar erschieÃen lassen. So etwas kann ich in meinem Haus nicht zulassen.«
»Sie bleiben vorerst hier«, wies Dr. Pawlyna ihn an. »Ich rufe an, sobald seine Identität feststeht.«
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Lerner beobachtete schweigend, wie Dr. Pawlyna und der Klinikleiter das Büro verlieÃen, aber er hatte keineswegs die Absicht, hier zu warten, während die Ãrztin die Initiative ergriff. Sie wusste nicht, wozu er in Odessa war, weshalb er es auf Bourne abgesehen hatte. Er glaubte keine Minute lang, der Patient könnte jemand anders als Bourne sein. Ein Generalleutnant der ukrainischen Geheimpolizei, der hier, durch einen Messerstich verletzt, aufkreuzte? Ausgeschlossen!
Er durfte nicht zulassen, dass Dr. Pawlyna seine Pläne durchkreuzte. Sie würde Bourne als Erstes erzählen, Lerner sei von der Washingtoner Zentrale entsandt worden, um ihn aufzuspüren. Das würde bei Bourne sofort alle Alarmglocken schrillen lassen. Er würde sich absetzen, bevor Lerner an ihn herankam. Und dieses Mal würde er weit schwieriger aufzuspüren sein.
Sein erstes Problem war, dass er nicht wusste, wo der Patient war. Er trat auf den Flur hinaus, hielt die erste vorbeikommende Schwester auf und fragte sie, wo der Generalleutnant behandelt werde. Die junge Frau erklärte ihm den Weg dorthin. Lerner bedankte sich und ging so eilig davon, dass er nicht mehr sah, wie sie den Hörer eines Wandtelefons abnahm und den Klinikdirektor verlangte.
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»Guten Tag, Generalleutnant, ich bin Dr. Pawlyna«, sagte die Ãrztin, als sie das Untersuchungszimmer betrat. An den Klinikdirektor gewandt fügte sie hinzu: »Dies ist nicht unser Mann.«
Bourne, der auf dem Untersuchungstisch saÃ, sah nichts in ihrem Blick, das verraten hätte, dass sie log, aber als sie zu Soraya hinübersah, sagte er warnend: »Halten Sie sich von meiner
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