Der Bourne Betrug
Gefangenen fern. Sie ist gefährlich.«
»Legen Sie sich bitte hin, Generalleutnant.« Als Bourne dann vor ihr lag, streifte Dr. Pawlyna Latexhandschuhe über und schnitt sein blutiges Hemd und den durchgebluteten Verband auf. »Hat sie Ihnen die Messerwunde beigebracht?«
»Ja«, sagte Bourne.
Sie tastete die Umgebung der Wunde ab, achtete dabei auf Bournes Schmerzempfindlichkeit. »Wer diese Naht gelegt hat, hat erstklassige Arbeit geleistet.« Sie sah ihm in die Augen. »Nur sind Sie leider etwas zu aktiv gewesen. Ich muss den aufgeplatzten Teil neu verschlieÃen.«
Der Klinikdirektor zeigte ihr, wo alles lag, und schloss den Medikamentenschrank auf. Sie nahm eine Schachtel aus dem zweiten Fach, zählte vierzehn Tabletten ab und gab sie Bourne in einem gelben Plastikfläschchen. »AuÃerdem möchte ich, dass Sie die hier nehmen. Eine Woche lang morgens und abends eine Tablette. Dies ist ein starkes Breitband-Antibiotikum gegen mögliche Infektionen. Bitte nehmen Sie wirklich alle Tabletten.«
Bourne nickte dankend, steckte das Fläschchen ein.
Auf einem Edelstahltablett legte Dr. Pawlyna ein flüssiges Antiseptikum, Tupfer aus Gaze und eine steril verpackte Nadel mit Nähmaterial bereit. Dann zog sie eine Injektionsspritze auf.
»Was ist das?«, fragte Bourne misstrauisch.
»Anästhesie.« Sie stach die Nadel ein, drückte den Kolben
hinunter. Dabei suchte sie erneut Bournes Blick. »Keine Sorge, Generalleutnant, dies ist nur ein Mittel zur örtlichen Betäubung. Es nimmt Ihnen die Schmerzen, ohne Ihre körperlichen oder geistigen Fähigkeiten zu beeinträchtigen.«
Als sie zu nähen begann, summte das Telefon an der Wand diskret. Der Klinikdirektor nahm den Hörer ab, meldete sich und hörte kurz zu. »Gut, ich verstehe. Vielen Dank, Schwester.« Er legte wieder auf.
»Dr. Pawlyna«, sagte er. »Ihr Freund hat seine Ungeduld anscheinend nicht beherrschen können. Er ist hierher unterwegs.« Er ging zur Tür. »Ich kümmere mich um ihn.« Mit diesen Worten ging er hinaus.
»Welcher Freund?«, fragte Bourne.
»Kein Grund zur Sorge, Generalleutnant«, sagte Dr. Pawlyna. Ihr Blick war wieder bedeutungsvoll. »Ein Freund von Ihnen aus der Zentrale.«
Â
Auf seinem Weg zu dem Zimmer, in dem der Patient behandelt wurde, kam Lerner an drei Untersuchungsräumen vorbei. Er nahm sich die Zeit, in alle drei hineinzusehen. Nachdem er festgestellt hatte, dass sie identisch waren, merkte er sich die Einteilung: wo der Untersuchungstisch stand, Stühle, Glasschränke, Waschbecken ⦠Da er Bournes Ruf kannte, glaubte er nicht, dass er mehr als eine Chance bekommen würde, ihn ins Jenseits zu befördern.
Er zog seine Glock, um den Schalldämpfer vor die Pistolenmündung zu schrauben. Weil der Dämpfer Schussweite und Treffsicherheit der Waffe beeinträchtigte, hätte Lerner ihn lieber nicht verwendet. Aber in dieser Umgebung blieb ihm nichts anderes übrig. Wollte er seinen Auftrag ausführen und das Gebäude lebend verlassen, musste er Bourne so leise wie möglich liquidieren. Als der DCI ihm diesen Auftrag erteilt hatte, wusste er gleich, dass er aus Bourne keine Informationen
würde herausholen können â niemals in feindlicher Umgebung, wahrscheinlich überhaupt nicht. AuÃerdem lieà sein Auftrag sich am besten ausführen, indem er Bourne möglichst schnell und effizient liquidierte, ohne ihm Gelegenheit zur Gegenwehr zu geben.
In diesem Augenblick kam der Klinikdirektor um die vor ihm liegende Ecke. Auf seinem Gesicht stand ein missbilligender Ausdruck.
»Entschuldigung, aber Sie sollten in meinem Büro bleiben, bis Sie gerufen werden«, sagte er, indem er sich vor Lerner aufbaute. »Ich muss Sie bitten, zurückzugehen und dort zu warten â¦Â«
Der mit dem vorderen Ende des Schalldämpfers geführte wuchtige Schlag traf seine linke Schläfe und lieà den Mann bewusstlos zusammenbrechen. Lerner packte ihn am Kragen seines Jacketts, schleifte ihn in einen der leer stehenden Untersuchungsräume und legte ihn dort hinter der Tür ab.
Ohne einen weiteren Gedanken auf ihn zu vergeuden, trat er wieder auf den Flur und legte die restliche Strecke zu seinem Ziel zurück, ohne nochmals angehalten zu werden. Als er vor der geschlossenen Tür haltmachte, erfasste die hellsichtige Klarheit der Killeraura seinen Verstand.
Weitere Kostenlose Bücher