Der Bourne Betrug
bist. Er wird dir ohnehin misstrauen. SchlieÃlich hat er dich losgeschickt, damit du mich im Auge behältst.«
Auf Bournes zerschundenem Gesicht erschien ein grimmiges Lächeln. »Er soll bekommen, was er wollte. Du erzählst ihm, dass du an Bord der Fähre Augenzeugin eines erbitterten Kampfes zwischen Lerner und mir warst, bei dem wir uns gegenseitig umgebracht haben.«
»Darum also hast du mich den Peilsender über Bord werfen lassen.«
Bourne nickte. »Fadi wird bestätigen, dass er auf dem Boden des Schwarzen Meeres liegt.«
Soraya lachte. »Jetzt gehtâs endlich voran!«
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Ein paar Häuser weiter fanden sie ein Internetcafé. Während Soraya zahlte, setzte Bourne sich an eines der rückwärtigen Terminals. Er informierte sich bereits über Dr. Allen Sunderland, als Soraya sich einen weiteren Stuhl heranzog. Sunderland hatte schon mehrere Auszeichnungen erhalten, mehrere Bücher geschrieben. Eine der Webseiten, die Bourne aufrief, enthielt ein Foto des berühmten Gedächtnisspezialisten.
»Das ist nicht der Mann, der mich behandelt hat«, sagte Bourne, während er das Foto anstarrte. »Fadi hat einen anderen Arzt hingeschickt, den er sich mit Geld oder Gewalt gefügig gemacht hat. Er hat an den Synapsen meines Gehirns herumgepfuscht und Neurotransmitter eingebracht. Sie haben bestimmte Erinnerungen unterdrückt, aber auch falsche neue Erinnerungen geschaffen. Erinnerungen, die mich dazu bringen sollten, den falschen Martin Lindros zu akzeptieren; Erinnerungen, die mich in den Tod führen sollten.«
»Wie schrecklich, Jason! Als sei etwas in deinen Kopf gekrochen.« Soraya legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wie kämpft man gegen so etwas an?«
»Vorerst überhaupt nicht. Das kann ich erst, wenn ich den Mann finde, der mir das angetan hat.«
Er dachte wieder an sein Gespräch mit dem falschen Dr. Sunderland zurück. An das gerahmte Foto der blonden Schönheit, die Sunderland Katja genannt hatte. Hatte das mit zu seiner Tarnung gehört? Bourne erinnerte sich an Sunderlands Tonfall, als er ihren Namen gesagt hatte. Nein, das mit der Blondine stimmte. Wenigstens sie war real an dem Mann, der sich als Dr. Allen Sunderland ausgegeben hatte.
Hinzu kam der Akzent des Mannes. Bourne erinnerte sich daran, ihn als rumänisch eingeordnet zu haben. So viel stand also fest: Der Mann war Arzt â ein Spezialist für Gedächtnisrekonstruktion; er war Rumäne; er war mit einer Schönheit namens Katja verheiratet. Mit einer Katja, die vor der Kamera so entspannt posierte, als sei sie ein Model oder ein ehemaliges Fotomodell.
Das alles war nicht allzu viel, dachte er, aber ein wenig Wissen war besser als gar keines.
»Fangen wir also noch einmal ganz vorn an.« Seine Finger flogen über die Tastatur. Im nächsten Augenblick hatte er Informationen über Abu Sarif Hamid ibn Aschaf al-Wahhib, Gründer der Firma Integrated Vertical Technologies, aufgerufen. »Seit dreiunddreiÃig Jahren mit Holly Cargill verheiratet, der jüngeren Tochter von Simon und Jacqui Cargill von der bekannten Anwaltsfirma Cargill und Denison. Die Cargills sind prominente Mitglieder der Londoner Society; sie behaupten, ihren Stammbaum bis in die Zeit Heinrichs VIII. zurückverfolgen zu können.« Seine Finger setzten ihren Tanz fort; auf dem Bildschirm erschienen weitere Informationen. »Holly hat Hamid ibn Aschaf drei Kinder geschenkt. Der erste Sohn war Abu Ghazi Nadir al-Jamuh bin Hamid bin Aschaf al-Wahhib. Sein jüngerer Bruder ist Karim al-Jamil bin Hamid bin Aschaf al-Wahhib â der übrigens in dem Jahr, in dem
wir erstmals in Odessa zusammen waren, Vorstandsvorsitzender der IVT geworden ist.«
»Zwei Wochen nach deinen Schüssen auf Hamid ibn Aschaf«, sagte Soraya, die ihm über die Schulter sah. »Was ist mit dem dritten Kind?«
»Augenblick.« Bourne scrollte die Seite hinunter. »Ah, da haben wirâs: Das jüngste Kind ist eine Tochter.« Er machte eine Pause, weil er sein jagendes Herz spürte. Seine Stimme klang gepresst, als er ihren Namen vorlas: »Sarah ibn Aschaf. Verstorben.«
»Unsere Sarah«, flüsterte Soraya ihm ins Ohr.
»Sieht so aus.« Plötzlich passte alles zusammen. »GroÃer Gott, Fadi ist einer von Hamid ibn Aschafs Söhnen!«
Soraya wirkte wie vor den Kopf geschlagen. »Wahrscheinlich der ältere Sohn,
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