Der Bourne Betrug
dann spukte er den langen, flachen Kern aus. »Sie sollten wirklich eine versuchen. Datteln sind nicht nur köstlich, sondern auch sehr nahrhaft. Wussten Sie, dass Mohammed jedes Fasten mit Datteln gebrochen hat? Das tun auch wir, weil es uns seinen Idealen näherbringt.«
Lindros starrte ihn nur an: steif und schweigsam, auf alles gefasst.
Fadi wischte sich seine Rechte an einem kleinen Handtuch ab. »Wissen Sie, mein Vater hat von morgens bis abends Kaffee gekocht. Das ist das höchste Kompliment, das ich ihm â oder jedem anderen Beduinen â zollen kann. Es bedeutet, dass er ein groÃzügiger Mann ist.« Er goss sich Kaffee nach. »Nur kann mein Vater leider keinen Kaffee mehr kochen. Tatsächlich kann er nichts anderes mehr tun, als ins Leere zu starren. Meine Mutter spricht mit ihm, aber er kann nicht antworten. Wissen Sie, weshalb nicht, Martin?« Er leerte seine Tasse erneut mit drei kleinen Schlucken. »Weil er Abu Sarif Hamid ibn Aschaf al-Wahhib heiÃt.«
Daraufhin zuckte Lindrosâ einziges Auge leicht.
»Ja, genau«, sagte Fadi. »Hamid ibn Aschaf. Der Mann, den Jason Bourne in Ihrem Auftrag töten sollte.«
»Deshalb haben Sie mich also gefangen genommen.«
»Glauben Sie?«
»Dieser Auftrag war nicht von mir, Sie Idiot! Damals habe
ich Jason Bourne noch gar nicht gekannt. Sein Führungsoffizier war Alex Conklin, und Conklin ist tot.« Lindros begann zu lachen.
Ohne Vorwarnung warf Fadi sich halb über den Tisch und bekam Lindros vorn am Hemd zu fassen. Er schüttelte ihn so kräftig durch, dass Lindrosâ Zähne klapperten.
»Sie halten sich für so clever, Martin. Aber jetzt werden Sie dafür bezahlen â Bourne und Sie!«
Fadi hielt Lindrosâ Hals umklammert, als wollte er ihm die Luftröhre herausreiÃen. Er genoss es sichtlich, den anderen keuchen zu hören.
»Bourne lebt noch, wie ich höre, allerdings nur mit knapper Not. Trotzdem weià ich, dass er Himmel und Erde in Bewegung setzen wird, um Sie aufzuspüren â vor allem dann, wenn er glaubt, ich sei ebenfalls hier.«
»Was ⦠was haben Sie vor?« Lindros hatte Mühe, die Worte keuchend hervorzustoÃen.
»Ich spiele ihm die Informationen zu, die er braucht, um Sie hier in Miran Schah aufzuspüren, Martin. Und wenn er Sie gefunden hat, schlitze ich Ihnen vor seinen Augen den Bauch auf. AnschlieÃend nehme ich mir ihn vor.«
Fadi brachte sein Gesicht dicht an Lindrosâ Gesicht heran und starrte in sein linkes Auge, als wolle er darin alles lesen, was Lindros ihm verheimlichte. »Zuletzt wird Bourne sich wünschen, sterben zu dürfen, Martin. Das steht auÃer Frage. Aber er wird lange auf seinen Tod warten müssen. Und bevor er stirbt, werde ich dafür sorgen, dass er Augenzeuge der Zerstörung der amerikanischen Hauptstadt wird.«
BUCH DREI
KAPITEL VIERUNDZWANZIG
Der Sarg wird in die Erde gesenkt. Seine Griffe werfen matte Glanzlichter zurück; die in den Sargdeckel eingelassene Namensplatte erzeugt winzige blendende Lichtspiralen. Auf ein energisches Handzeichen des Geistlichen hin bleibt der Sarg unbeweglich in der Luft hängen. Der Geistliche, schlank und elegant in seinem italienisch gestylten Anzug, beugt sich so weit übers Grab, dass Bourne sich sicher ist, dass er hineinfallen wird. Aber das tut er nicht. Stattdessen reiÃt er mit einem verblüffenden Ausbruch von übermenschlicher Kraft den Deckel vom Sarg.
»Was machen Sie da?«, fragt Bourne.
Der Geistliche dreht sich nach ihm um, winkt ihn zu sich heran, während er den schweren Mahagonideckel in die Grube fallen lässt, und Bourne sieht, dass er gar kein Geistlicher ist. Es ist Fadi.
»Kommen Sie!«, sagt Fadi auf Arabisch. Er zündet sich eine Zigarette an, drückt Bourne das Streichholzbriefchen in die Hand. »Sehen Sie hinein.«
Bourne tritt zögernd einen Schritt vor, späht in den offenen Sarg â¦
⦠und findet sich auf dem Rücksitz eines Autos wieder. Er blickt aus dem Fenster und sieht eine vertraute Landschaft, die er jedoch nicht identifizieren kann. Er rüttelt den Fahrer an der Schulter.
»Wohin fahren wir?«
Der Fahrer dreht sich um. Es ist Lindros. Aber mit seinem Gesicht
ist etwas nicht in Ordnung. Es ist verschattet oder mit Narben bedeckt. Dies ist der Lindros, den er mit in die CI-Zentrale zurückgebracht hat. »Wohin glaubst
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