Der Bourne Betrug
freilegen.«
Sie näherten sich der Grenze. Bourne leitete den allmählichen Sinkflug zu den Bergketten mit langen, scharfen Graten ein, in deren Schutz die gefährlichsten Terroristen der Welt sich vor Entdeckung sicher fühlten.
Fadis Kurier starrte ihn ungläubig an. »Moment mal! Sie wollen, dass ich Ihnen helfe?« Ein kurzes humorloses Lachen. »Danke, lieber nicht.«
»Wie Sie wollen.« Bourne konzentrierte sich ganz auf die Topografie, die sich jetzt in allen unwirtlichen Details zeigte. »SchlieÃlich haben Sie danach gefragt. Mir kannâs ohnehin egal sein.«
Auf dem Gesicht des Terroristen lagen gegensätzliche Empfindungen im Widerstreit. Er stand irgendwie unter schrecklichem Druck, und Bourne fragte sich, was ihn bewirken mochte. ÃuÃerlich lieà er sich nicht anmerken, wie viel ihm daran lag, aber er hatte das Gefühl, den Einsatz erhöhen zu müssen.
»Sechs Minuten bis zur Landung, vielleicht etwas weniger. Halten Sie sich besser gut fest.« Dann sah er zu Muta ibn Aziz hinüber und lachte. »Ah, richtig, Sie sind ja schon angeschnallt.«
SchlieÃlich sagte der Terrorist: »Es war kein Unfall.«
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»Leider«, sagte Karim al-Jamil, »hatte LaValle recht.«
Der DCI fuhr zusammen. Er wollte offenbar keine schlechten Nachrichten mehr hören. »Typhon sattelt eigene Mitteilungen routinemäÃig auf CI-Ãbermittlungen drauf.«
»Ganz recht, Sir. Aber durch hartnäckige Ermittlungen bin ich auf drei draufgesattelte Mitteilungen gestoÃen, die ich mir nicht erklären kann.«
Die beiden saÃen in der sechsten Reihe auf der rechten Seite des Halbrunds in der Foundry Methodist Church in der 16 th Street NW. Eine hinter ihnen angebrachte Plakette verkündete: IN DIESER BANK SASSEN PRÃSIDENT FRANKLIN D. ROOSEVELT UND PREMIERMINISTER WINSTON CHURCHILL BEIM NATIONALEN WEIHNACHTSGOTTESDIENST 1941 NEBENEINANDER. Das bedeutete, dass der Gottesdienst nur drei Wochen nach dem japanischen Ãberfall auf Pearl Harbor stattgefunden hatte â wirklich dunkle Tage für Amerika, während England durch diese Katastrophe einen mächtigen Verbündeten gewonnen hatte. Deshalb bedeutete dieser Ort dem Alten sehr viel. Hierher kam er, um zu beten, Einsichten zu gewinnen und sich die moralische Kraft für die verhängnisvollen, schwierigen Entscheidungen, die oft von ihm verlangt wurden, zu holen.
Als er auf das Dossier hinunterstarrte, das sein Stellvertreter ihm gegeben hatte, wusste er ganz bestimmt, dass eine weitere dieser Taten unmittelbar bevorstand.
Er atmete langsam aus und schlug das Dossier auf. Und da stand sie schwarz auf weiÃ: die grausige Wahrheit. Trotzdem hob er den Kopf und fragte mit bebender Stimme: »Anne?«
»Ich fürchte, ja, Sir.« Karim al-Jamil achtete darauf, seine Hände mit den Handflächen nach oben auf seinen Knien liegen zu lassen. Er schien fast so erschüttert zu sein wie der Alte. Seine Mitteilung hatte den DCI wie ein Keulenschlag getroffen. »Alle drei Mitteilungen stammen von einem PDA in
ihrem Besitz. Von einem uns nicht gemeldeten Gerät, von dem wir bisher nichts wussten. AuÃerdem scheint sieâs verstanden zu haben, gefälschte Informationen einzuschleusen, um Tim Hytner in Verdacht zu bringen.«
Der DCI sagte lange Zeit nichts. Wegen der erstaunlich guten Akustik der Kirche hatten sie nur leise geredet, aber als er jetzt sprach, musste sein Begleiter sich nach vorn beugen, um ihn verstehen zu können.
»Was für Mitteilungen waren das?«
»Sie sind verschlüsselt rausgegangen«, sagte Karim al-Jamil. »Ich habe meine besten Leute darauf angesetzt, sie entschlüsseln zu lassen.«
Der Alte nickte geistesabwesend. »Gut gemacht, Martin. Ich wüsste nicht, was ich ohne Sie täte.«
Heute, in diesem Augenblick, sah er so alt aus, wie er tatsächlich war, sogar einige Jahre älter. Der schreckliche Verrat seiner Anne, der er unbedingt vertraut hatte, schien ihm den Lebensnerv geraubt zu haben. Er hockte mit hochgezogenen Schultern zusammengesunken da, als erwarte er weitere Tiefschläge.
»Sir«, sagte Karim al-Jamil leise. »Wir müssen sofort etwas unternehmen.«
Der DCI nickte, aber sein Blick blieb in mittlere Ferne gerichtet, während er sich Gedanken und Erinnerungen hingab, die sein Begleiter nur erahnen konnte.
»Ich schlage vor, diesen Fall privat zu lösen«,
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