Der Bourne Betrug
gröÃere Augen und trat ein paar Schritte näher. »Bist du eine echte Prinzessin?«
Soraya, die jetzt nicht lachen durfte, sagte übertrieben ernsthaft: »Keine echte Prinzessin, nein.«
»Sie ist âne Art Prinzessin.« Tyrone ignorierte Sorayas erstaunten Blick souverän. »Bloà darf das keiner wissen.«
»Wieso nicht?« Die erst recht neugierig gewordene Kleine kam näher heran.
»Weil schlimme Leute hinter ihr her sind«, sagte Tyrone.
Das Mädchen sah zu ihm auf. »Wie die Leute, die du erschossen hast, Daddy?«
In der nun folgenden Stille konnte Soraya wüsten StraÃenlärm
hören: plötzlich aufröhrende Motorräder, ohrenbetäubend lauten Hip-Hop, heiser streitende Stimmen.
»Geh und spiel mit Tante Libby«, sagte Tyrone nicht unfreundlich.
Aischa sah noch einmal zu Soraya hinüber, dann wirbelte sie herum und hüpfte hinaus.
Tyrone wandte sich Soraya zu, aber bevor sie etwas sagen konnte, riss er sich plötzlich einen Schuh vom Fuà und warf ihn geschickt und mit voller Kraft in eine Ecke. Als Soraya sich umdrehte, sah sie dort eine groÃe Ratte auf der Seite liegen. Der Absatz von Tyrones Schuh hatte sie fast geköpft. Tyrone wickelte die Ratte in eine alte Zeitung, wischte seinen Schuh ab und brachte den Kadaver hinaus.
Als Tyrone zurückkam, sagte er: »Was Aischas Mutter angeht, ist das in dieser Gegend âne alte Story. Sie ist aus ânem fahrenden Auto erschossân worn. Sie war mit zwei Cousins zusamm, auf die Gangsta aus der Brotherhood sauer warân, weil sie als Drogenkuriere Stoff für sich abgezweigt hattân.« Seine Miene verfinsterte sich. »Na ja, das konntâ ich nich durchgehân lassân.«
»Klar«, sagte Soraya. »Das konnten Sie natürlich nicht.«
Das Baby, das die Flasche leer genuckelt hatte, war wieder eingeschlafen. Es lag tief und gleichmäÃig atmend in Sorayas Armbeuge.
Tyrone verstummte, wirkte plötzlich schüchtern. Soraya legte den Kopf schief.
»Was?«
»Jo, ich hab Ihnen was Wichtiges zu erzählân, wenigstens glaub ich, dass es wichtig is.« Er setzte sich auf die Bettkante. »Die Story is nich kurz, aber ich will versuchân, sie kurz zu erzählân.«
Er erzählte von M&N KAROSSERIEBAU, wie er mit DJ Tank die Werkhalle beobachtet hatte, um zu sehen, ob sie sich
als neue Unterkunft für die Crew eignete. Er erzählte von den Bewaffneten, die sie eines Nachts dort gesehen hatten, und von dem »Plastiksprengstoff und sonstigem Scheië, den DJ Tank und er anschlieÃend in der Halle entdeckt hatten. Und er erzählte von dem Paar, das er dabei beobachtet hatte, wie es eine Männerleiche zerstückelte.
»Um Himmels willen!«, unterbrach Soraya ihn. »Können Sie den Mann und die Frau beschreiben?«
Er begann ⦠und malte erschreckend zutreffende Porträts von Anne Held und dem falschen Lindros. Wie schlecht wir andere Menschen kennen , dachte Soraya verbittert. Wie leicht wir uns täuschen lassen!
»Okay«, sagte sie zuletzt, »was ist anschlieÃend passiert?«
»Sie haben die Halle angezündet. Das ScheiÃding niedergebrannt.«
Soraya überlegte. »Dann waren die Sprengstoffe also nicht mehr dort.«
»Genau!« Tyrone nickte. »Und noch was andres. Die beiden ScheiÃer, die ich auf der Ninth von Ihnen weggezogen hab. Einen davon hab ich wiedererkannt. Er hat damals nachts vor dem Gebäude Wache gehalten.«
KAPITEL ZWEIUNDDREISSIG
Muta ibn Aziz hatte sich in der letzten Phase des Luftkampfs zu regen begonnen. Jetzt merkte Bourne, dass er wieder auf die Beine gekommen war. Weil er nicht einfach das Steuer loslassen konnte, um den Terroristen unschädlich zu machen, musste er eine andere Möglichkeit finden, ihn auszuschalten.
Die Sovereign hatte die Schlucht bereits zu drei Vierteln durchflogen. Als Muta ibn Aziz ihm die Mündung seiner Pistole ans rechte Ohr drückte. Bourne steuerte auf den Gipfel am Ausgang der Schlucht zu.
»Was machen Sie?«, fragte der Terrorist erschrocken.
»Weg mit der Pistole«, verlangte Bourne, ohne den Blick von dem vor ihnen aufragenden Berggipfel zu nehmen.
Muta ibn Aziz starrte wie hypnotisiert nach vorn. »Abdrehen!« , befahl er.
Bourne hielt unbeirrbar weiter auf den Gipfel zu.
»Sie bringen uns beide um.« Muta ibn Aziz fuhr sich nervös mit der
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