Der Bourne Betrug
Brandbeschleunigern liegt oft so hoch, dass sie selbst zu explodieren scheinen. Aber das stellt sich wie gesagt alles erst im Labor heraus.«
Unterdessen bewegte sie sich in gröÃer werdenden Kreisen vom Brandherd im Salon weg.
Plötzlich verharrte sie in der Hocke und fragte: »Haben Sie schon rausgekriegt, weshalb die Sprinkler nicht funktioniert haben?«
Overton blätterte nochmals in seinem Notizbuch. »Tatsächlich haben die Sprinkler im dritten und fünften Stock angesprochen  â nur diese hier nicht. Als wir im Keller nachgesehen haben, hat sich gezeigt, dass jemand die Anlage manipuliert hatte. Ich musste den Hauselektriker kommen lassen, um das festzustellen. Es hat sich rausgestellt, dass die Sprinkler im vierten Stock auÃer Betrieb waren.«
»Dann liegt also eindeutig Brandstiftung vor.«
»Jakob und Lev Silver sind Juden. Der Ober, der ihnen den Champagner gebracht hat â der einzige Hotelangestellte, der als vermisst gilt â, ist Pakistaner. Deshalb muss ich diesen Fall an die Homeland Security abgeben.«
Sie sah von ihrer Arbeit auf. »Sie halten diesen Ober für einen Terroristen?«
Overton zuckte mit den Schultern. »Ich tippe auf eine geschäftliche Vendetta gegen die Silvers, aber das möchte ich auf jeden Fall vor den Heimatschützern wissen.«
Kim schüttelte den Kopf. »Für einen Terroranschlag ist diese Art der Brandstiftung viel zu raffiniert.«
»Diamanten sind für ewig.«
Sie stand auf. »Sehen wir uns mal die Leiche an.«
»Leiche ist das falsche Wort für den kümmerlichen Rest, der noch da ist.«
Er führte Kim ins Bad, und sie starrten gemeinsam auf die wenigen verkohlten Knochenreste vor der Porzellanwanne hinunter.
»Nicht mal ein Skelett.« Lovett nickte vor sich hin. Sie drehte sich einmal um die eigene Achse. »Hier liegt vermutlich Jakob oder Lev Silver. Aber wo ist der andere Bruder?«
»Könnte verkohlt sein. Nein?«
»Bei dieser Hitzeentwicklung durchaus möglich«, bestätigte sie. »Aber ich werde Tage, vielleicht Wochen brauchen, um den Brandschutt nach menschlicher Asche zu durchsuchen. Und zuletzt finde ich vielleicht doch nichts.«
Obwohl sie wusste, dass er die Suite gründlich durchsucht hatte, nahm sie sich noch mal alle Ecken und Winkel vor.
Als sie ins Bad zurückging, sah er nervös auf seine Uhr. »Brauchen Sie noch viel länger? Für mich wird die Zeit allmählich knapp.«
Kim stieg in die Badewanne, um die verkohlten Knochensplitter näher betrachten zu können. »Was ist mit Ihnen und der Homeland Security?«
»Nichts, ich will nur â¦Â« Overton zuckte mit den Schultern. »Ich hab fünfmal versucht, als HS-Agent angenommen zu werden. Fünfmal haben sie mich abgelehnt. Deshalb bin ich persönlich so an diesem Fall interessiert. Zeige ich ihnen, was ich kann, müssen sie mich nehmen, wenn ich mich wieder bewerbe.«
Sie kroch mit ihren Gerätschaften herum. »Auch hier ist ein Brandbeschleuniger verwendet worden«, sagte sie, »nicht nur nebenan. Porzellan, das bei sehr hohen Temperaturen gebrannt wird, ist hitzebeständiger als viele andere Materialien,
sogar beständiger als manche Metalle.« Kim zeigte nach unten. »Brandbeschleuniger sind schwer, deshalb sickern sie tiefer. Daher würden wir in der Unterlage eines Teppichbodens oder sogar in den Fugen eines Holzbodens nach ihnen fahnden. Hier würde ein Brandbeschleuniger an den tiefsten Punkt der Wanne und teilweise in den Ablauf sickern.«
Kim nahm Wischproben von der Umgebung des Ablaufs und ging dabei jedes Mal tiefer. Plötzlich machte sie halt. Sie zog den Wattebausch zurück und steckte ihn in einen kleinen Plastikbeutel, den sie in ihren Koffer legte. Dann leuchtete sie mit dem scharf gebündelten Lichtstrahl einer Xenonstablampe in den Ablauf.
»Ah, was haben wir denn da?«
Sie steckte eine lange, dünne Pinzette in den Ablauf. Im nächsten Augenblick zog sie die Greifzange wieder heraus. Zwischen den Stahlspitzen hing etwas, das sie beide sofort erkannten.
Detective Overton beugte sich nach vorn, bis er mit Kopf und Oberkörper über der Wanne hing. »Ein Zahnpaar von einem der Brüder Silver.«
Kim drehte die Zähne im kalten, blendend hellen Licht ihrer kleinen Stablampe hin und her. »Vielleicht.« Sie runzelte die Stirn. »Vielleicht aber auch nicht.
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