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Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Führer gesagt, nachdem er die Lampe wieder ausgeschaltet hatte, »ist Menschenfleisch, nachdem alle Körperflüssigkeiten ausgetrocknet sind.«
    Das war es, was Bourne jetzt in dieser Höhle in der Nordflanke des Ras Dejen roch. Ausgedörrtes Menschenfleisch
und noch etwas anderes: widerwärtiger Verwesungsgestank, der im rückwärtigen Teil der Höhle wie Faulgas gefangen war.
    Bourne ging weiter und leuchtete die Höhle vor sich mit seiner starken Stablampe ab. Plötzlich war unter seinen Füßen ein wiederholtes scharfes Knacken zu hören. Als er den Lichtstrahl nach unten richtete, entdeckte er, dass der Boden mit Knochen bedeckt war – von Säugetieren, Vögeln, Menschen, alle durcheinander. Er tappte weiter, bis er etwas über den felsigen Höhlenboden aufragen sah. Dort saß ein Toter mit dem Rücken an die Wand gelehnt.
    Als er in die Hocke ging, befand er sich in Augenhöhe mit dem Kopf. Oder mit seinen Überresten. Mitten im Gesicht hatte sich ein Krater gebildet, der sein Gift verbreitet hatte, wie ein Vulkan Lava spuckt. Erst war die Nase verschwunden, dann Augen und Wangen, während das Geschwür die Haut und das Fleisch darunter zerfraß. Jetzt waren sogar Teile des Schädels – die Knochen selbst – von dieser Pest angegriffen, die das Gewebe darüber weggefressen hatte.
    Bourne, dessen Herz gegen seine Rippen hämmerte, hielt unwillkürlich den Atem an. Diese Art Nekrose hatte er schon früher gesehen. Für sie gab es nur eine mögliche Ursache: harte radioaktive Strahlung.
    Damit waren zwei Fragen auf einmal beantwortet: Weshalb Martin Lindros sich verpflichtet gefühlt hatte, dieser Sache selbst nachzugehen, und wieso dieses Plateau so wichtig war, dass es mit Flak-Lenkwaffen und weiß der Teufel welchen anderen Waffen verteidigt worden war. Bourne fühlte sein Herz sinken. Alle Männer von Scorpion One und Two – einschließlich Martin – waren umgebracht worden, um dieses ungeheuerliche Geheimnis zu schützen. Irgendjemand transportierte auf dieser Route mehr als nur Löschfunkenstrecken; irgendjemand hatte Uranerz in seinem Besitz. Daran war dieser
Mann gestorben: an einer Strahlenvergiftung wegen eines undichten Behälters, den er transportiert hatte. Gelber Urankuchen bedeutete an sich noch nichts: Er war billig, relativ leicht erhältlich und ließ sich nur in hoch angereichertes Uran umwandeln, wenn man eine über einen Quadratkilometer große, drei Stockwerke hohe Anreicherungsanlage hatte – von fast unbegrenzten Geldmitteln ganz zu schweigen.
    Außerdem hätte gelber Urankuchen nicht diese Strahlensignatur hinterlassen. Nein, die Dujja hatte sich zweifellos Urandioxidpulver verschafft, aus dem sich durch einen einzigen leichten Verarbeitungsschritt waffenfähiges hoch angereichertes Uran herstellen ließ. Die Frage, die sich Bourne jetzt aufdrängte, war die gleiche, die Lindros dazu veranlasst hatte, sich überstürzt in Lebensgefahr zu begeben: Was wollte eine Terrororganisation mit Urandioxid und Löschfunkenstrecken, wenn sie nicht über eine Anlage mit dem Personal und der Fähigkeit zum Bau von Atomwaffen verfügte?
    Das konnte nur bedeuten, dass die Dujja weit gefährlicher war, als man bei Typhon bisher geahnt hatte. Sie bildete gewissermaßen das Herzstück eines geheimen internationalen nuklearen Netzwerks. Ein solches Netzwerk war erst im Jahr 2004 zerschlagen worden, als der pakistanische Wissenschaftler Abdul Kadir Khan gestanden hatte, Atomtechnologie an den Iran, Nordkorea und Libyen verkauft zu haben. Jetzt war dieses Schreckgespenst wiederbelebt worden.
    Bourne war von dieser Erkenntnis ganz benommen, als er sich jetzt aufrichtete und rückwärts die Höhle verließ. Im Freien drehte er sich um, atmete mehrmals tief durch, obwohl die eisige Luft in seiner Lunge brannte, und wartete, bis sein Zittern sich etwas gelegt hatte. Nachdem er einen Daumen hochgedreht hatte, um Davis zu signalisieren, alles sei in Ordnung, ging er langsam zu den ausgebrannten Chinooks zurück. Sein Verstand arbeitete weiter auf Hochtouren. Die von Typhon
entdeckte Gefahr für Amerika war nicht nur real, sondern besaß Dimensionen und wies mögliche Konsequenzen auf, die absolut verheerend waren.
    Er erinnerte sich an die für einmalige Verwendung bestimmten Löschfunkenstrecken – den rauchenden Colt, der Martin

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