Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
weit.«
»Keine Sorge, Jason. Ich schwimme ganz gern.« Er lächelte. »In meiner wilden Jugend musste ich auch öfter mal schnell abhauen.«
»Okay, dann los.«
Bourne glitt von dem Brückenpfeiler, an dem sie sich festgehalten hatten, ins Wasser. Die ersten Scheinwerfer strichen über die Stelle, an der das Auto in den Fluss gestürzt war. Der Bootsverkehr war ein Stück flussaufwärts gestoppt worden. Zwei Polizeiboote kamen aus dieser Richtung, zweifellos mit Tauchern an Bord.
Don Fernando glitt lautlos ins Wasser, und sie schwammen gemeinsam mit kräftigen Zügen den dunklen Fluss hinunter, weg von der Menschenmenge und der Polizei.
Zu Fuß war der Pont des Invalides nicht weit entfernt, doch schwimmend kam man deutlich langsamer voran. Das Wasser war empfindlich kalt, und ihre Kleidung bot keinen Schutz gegen die Kälte, sondern stellte nur ein zusätzliches Gewicht dar. Doch sie konnten es sich nicht leisten, innezuhalten und etwas abzustreifen. Außerdem brauchten sie ihre Kleider, wenn sie aus dem Wasser kamen.
Bourne schlug ein zügiges Tempo an, und zu seiner Überraschung hielt Don Fernando gut mit. Trotz seines Alters schwamm er immer noch wie ein Fisch.
Sie entfernten sich immer weiter von den Scheinwerfern, dafür kam ein anderes Problem auf sie zu. Mit zunehmender Entfernung von der Brücke bekamen sie die Strömung immer stärker zu spüren, wurden hin und her gewirbelt und unter Wasser getaucht. Bourne verlor allmählich das Gefühl in seinen Händen und Füßen. Seine Fingerspitzen waren eiskalt, und die Zehen spürte er längst nicht mehr.
Langsam arbeiteten sie sich flussabwärts auf den Pont des Invalides zu. Bourne blickte gerade noch rechtzeitig zurück, um Don Fernando untergehen zu sehen. Er zog ihn zurück an die Oberfläche und schwamm mit ihm zu einem Brückenpfeiler in der Nähe des rechten Ufers.
Don Fernando keuchte wie ein Schwimmer nach der Überquerung des Ärmelkanals. Bourne drückte ihn eng an sich und legte schützend den Arm um die Schultern des älteren Mannes.
»Ruh dich kurz aus«, sagte Bourne. »Dann schwimmen wir das letzte Stück.«
»Das letzte Stück? Du meinst, wir müssen noch weiter?«
»Schau« – er zeigte nach vorne – »dort können wir die Stufen der Ufermauer raufklettern.«
Don Fernando schüttelte erschöpft den Kopf. Seine lange Haarmähne hing in Strähnen herab. »Ich bin fertig.« Seine Hände zitterten. »Ich glaube nicht, dass ich noch weiterkann.«
»Dann ruh dich aus«, sagte Bourne. »Sieh dir die Lightshow auf der Brücke an, während ich einen Anruf mache.«
Don Fernando sah ihn erstaunt an. »Einen Anruf? Wie willst du das machen? Es ist alles nass.«
»Ein wasserdichtes Sat-Handy.« Bourne zog ein längliches Ding in einer Gummihülle aus einer Innentasche.
Der alte Mann lachte leise, als er es sah. Er schüttelte den Kopf und wurde plötzlich sehr ernst. Das Wasser schlug gegen den Brückenpfeiler, und der Wind trug die Rufe der Polizisten zu ihnen, die in ihren Booten die Unfallstelle erreicht hatten.
»Weißt du, Jason«, sagte er nach einer Weile, »der Mensch sieht die Dinge gern so, wie er sie sehen möchte.« Er schüttelte erneut den Kopf. »Früher einmal habe ich gehofft, mein Sohn würde einmal so werden wie du. Aber er hat mich enttäuscht. Irgendwie muss er seine Werte verloren haben.«
»Jetzt ist nicht der Moment …«
»Doch, Jason. Ich glaube nicht, dass ich noch einmal den Mut finde, das zu sagen.« Er wandte sich Bourne zu. »Ich habe dich nicht immer gut behandelt, dir manchmal nicht die Wahrheit gesagt.«
»Hör zu, Don Fernando …«
Er hielt eine Hand hoch. »Nein, lass mich ausreden.« Mit jeder Sekunde schien er neue Kräfte zu sammeln. »Es tut mir leid, dass ich dich so schäbig behandelt habe. Ich würde gern die Zeit zurückdrehen und …«
Das vertraute Geräusch eines Helikopters drang zu ihnen herunter. Ein greller Lichtstrahl erhellte den Himmel und stach im nächsten Moment nach unten auf den Fluss.
»Don Fernando, wir müssen weiter«, sagte Bourne eindringlich. »Ich halte dich über Wasser, wenn es sein muss.«
»Ich weiß, Jason. Daran zweifle ich keinen Augenblick.« Als Bourne zurück ins Wasser gleiten wollte, hielt ihn Don Fernando am Arm zurück. »Warte.«
Seine Augen leuchteten im Licht des Scheinwerferstrahls.
»Eines ist mir klar geworden«, erklärte Don Fernando. »Du würdest mich nie enttäuschen.«
Sam Anderson ließ sich nicht so leicht einschüchtern, auch nicht
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