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Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)

Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)

Titel: Der Bourne Verrat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Constanza Camargo war er wie der niedrigste Bettler im Dreck eines Marktplatzes. Bei ihr half weder Schmeicheln noch Drohen, er kam einfach nicht an sie heran.
    Er trat zurück und zog den Reißverschluss seiner Hose zu. Er fühlte sich verschwitzt und schmutzig. Die Flugbegleiterin hatte sich bereits – das Gesicht abgewandt – angezogen und schritt, ohne sich umzublicken, mit ihren langen, kräftigen Beinen nach vorne, um ihren Dienst wiederaufzunehmen.
    Maceo Encarnación starrte auf den Stoffbezug der Trennwand, sah einen Fleck, wo sie ihre feuchte Stirn dagegengedrückt hatte, unter der Wucht seiner Stöße. Lächelnd strich er mit den Fingerspitzen über den Fleck. Ein Zeichen der Sünde.
    Constanza Camargo besaß ihren eigenen Makel: die Sünde ihres wiederholten Ehebruchs. Eine Woche nach dem Tod ihres Mannes war sie in ihrem Haus die Treppe hinuntergestürzt, nachdem seine geisterhafte Stimme sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen hatte, sei es im Traum oder in ihrer Einbildung. Ihr reizender nackter Fuß verfehlte die erste Stufe, und sie stürzte Hals über Kopf hinab.
    Schwer verletzt war sie zum Telefon gekrochen und hatte Maceo angerufen. Ihre Affäre war damals bereits zu Ende gewesen, er hatte monatelang nichts mehr von ihr gehört. Dennoch hatte er nicht gezögert. Er hatte den besten Wirbelsäulenchirurgen im Land aufgetrieben, der ihren Bandscheibenvorfall auch prompt behob. Leider kam es im Zuge der Operation zu einer Polyneuropathie, einer unheilbaren Nervendegeneration. Heute erinnerte der Rollstuhl sie jeden Augenblick daran, dass sie Acevedo Camargo betrogen hatte. So wie ihr Mann hatte auch sie mit ihrem Verhalten den Lauf ihres Schicksals verändert.
    Und was war aus dem Chirurgen geworden, der Constanza Camargo operiert hatte? Sechs Monate nachdem er verkündet hatte, dass ihr Leiden unheilbar war, hatte er mit seiner Geliebten eine Woche in Punta Mita verbracht. Ein junger Mann, der eines Morgens am Ufer joggte, fand zwei menschliche Köpfe, sauber vom Rumpf getrennt. Zuerst vermutete die Polizei, es handle sich um einen Drogendealer und seine Geliebte, Opfer einer Auseinandersetzung zweier rivalisierender Banden. Als die wahre Identität der Toten ans Licht kam, konnte sich die Polizei nicht erklären, aus welchem Grund die beiden ermordet worden waren, geschweige denn, von wem. Und so ging der Vorfall bald in der Bürokratie unter und war schnell vergessen.
    Maceo Encarnacións Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück. Er schaute auf die Uhr und ging durch den Mittelgang zurück, vorbei an der Flugbegleiterin, die sein Essen zubereitete, ins Cockpit, wo der Pilot und der Copilot auf ihren iPads Musik hörten, während sie auf seine Anweisungen warteten. Der Pilot sah ihn zuerst und zog seine Ohrhörer heraus.
    »Es ist Zeit, aufzubrechen«, sagte Maceo Encarnación.
    Die Augen des Piloten drückten eine unausgesprochene Frage aus. Er wusste, dass Nicodemo nicht zurückgekehrt war.
    Maceo Encarnación nickte als Antwort auf seine Frage. »Es ist Zeit«, wiederholte er, bevor er an seinen Platz zurückging und sich anschnallte. Aus dem Cockpit hörte er die Stimmen des Piloten und des Copiloten, die die Checkliste durchgingen.
    Der Pilot wandte sich an den Tower und wechselte ein paar Worte, ehe er den Jet ans Ende der Startbahn rollte.
    »Ehrlich gesagt weiß ich nicht, warum ich hier bin.«
    General Wang Liqun blickte sich in Yang Demings Wohnung um. Der alte Mann war sehr gefragt als füh render Feng-Shui-Meister in Peking. Der General wusste nicht so recht, wie er dazu kam, hier in dieser geräumigen Wohnung in einem wahren Bienenstock von einem Haus nahe der U-Bahn-Station Dongzhimen zu sitzen. Der Raum war voller glänzender Oberflächen, die das Licht reflektierten: poliertes Holz, Marmor, Lapislazuli und Jade. Draußen vor den hohen Fenstern sah man durch den dichten Smog der Stadt, der an einen erstarrten Sandsturm erinnerte, das von Rem Koolhaas entworfene gigantische Sendezentrum des chinesischen Fernsehens.
    General Wang Liqun hätte es nie zugegeben, doch er war beeindruckt, dass Maricruz einen Termin bekommen hatte, noch dazu so kurzfristig! Gewiss, sie war die Frau von Minister Ouyang, trotzdem war sie Ausländerin, wenngleich sie die Feinheiten der chinesischen Kultur viel besser verstand als die meisten Leute, die dem General Tag für Tag begegneten.
    »Ich denke«, sagte Maricruz, während sie eine Tasse Tee aus Yang Demings schmaler, von blauen Adern

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