Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
behaupten, Maricruz«, sagte der General. »Sprechen Sie bitte weiter.«
Sie schenkte ihnen noch etwas Tee ein. »Vor etwas mehr als fünf Jahren haben Sie und Ouyang begonnen, den Bau von Straßen und Infrastruktur in Kenia zu fördern. Ihr habt den unendlichen Reichtum an Bodenschätzen erkannt und wart entschlossen, ihn für Chinas wachsenden Energiebedarf zu gewinnen. Ouyang ging davon aus, dass die Kenianer nicht nach dem Preis für den dringend benötigten Aufbau fragen würden, und er hatte recht. Und jetzt bekommt er von Kenia, was er will: Erdöl, Diamanten, Uranerz, vielleicht sogar seltene Erden.«
Der General nickte. »Der Einsatz macht sich bezahlt.«
»Leider untergräbt Cho Xilan in seiner übereifrigen Art diese Projekte«, fuhr Maricruz fort. »Er ist schuld, dass Simbabwe immer noch darauf wartet, dass China seine Versprechen zum Ausbau der Infrastruktur einlöst, genauso wie Guinea, das die Erdölförderrechte für neun Milliarden an Bauprojekten abgetreten hat. Dahinter steckt nur Cho, der sich für einen Rückzug aus diesen Auslandsgeschäften starkmacht und im eigenen Land ›für Ordnung sorgen und die korrupte politische Führung beseitigen‹ will, wie er es ausdrückt.« Sie schüttelte den Kopf. »Ihr habt Cho Munition für seine Bestrebungen geliefert. Er hat einige afrikanische Politiker gefunden, die große Beträge in die eigene Tasche abgezweigt haben.«
»So laufen die Geschäfte nun mal in Afrika«, erwiderte der General leicht gereizt. »Das ist nichts Neues.«
»Trotzdem wird es problematisch, wenn Cho dem Zentralkomitee Beweise vorlegen kann. Immerhin hat er schon erreicht, dass Zahlungen eingestellt werden. Er hat seinen politischen Einfluss vergrößert, nicht wahr?«
Sie nahm einen Schluck Tee, um die Atmosphäre ein wenig abkühlen zu lassen, dann stellte sie die henkellose Tasse nieder. »Entschuldigen Sie meine Direktheit, General, aber die Zeit ist knapp. Was Cho wirklich will, ist eine Rückkehr in die Zeit Maos. Er will China mit eiserner Faust regieren.«
Der General trank noch etwas Tee, um sich zu beruhigen. »Angenommen, ich würde Ihre düstere Beurteilung der Situation teilen.«
»Dann müssen Sie sofort einen Trupp in den Libanon schicken. Unser Projekt dort ist in der Endphase. Damit sind enorme Möglichkeiten der Energiegewinnung für China verbunden. Cho will verhindern, dass Sie und Ouyang über eine solche Macht verfügen.« Sie sah ihm in die Augen. »Er wird alles tun, um das Projekt aufzuhalten.«
»Das alles ist mir bekannt«, erwiderte der General etwas gelangweilt. »Wir haben ausreichende Sicherheitsvorkehrungen vor Ort. Minister Ouyang und ich haben uns schon vor Monaten auf diesen Aspekt des Plans geeinigt.«
»Die Situation hat sich geändert«, beharrte Maricruz.
Der General legte den Kopf auf die Seite und zog die Stirn kraus. »Inwiefern?«
»Wir haben es nun auch mit Jason Bourne zu tun.«
»Ich weiß, er war mit einer Mossad-Agentin unterwegs. Aber das allein sagt gar nichts.« Seine Hand durchschnitt die Luft mit einer entschiedenen Geste. »Außerdem ist die Agentin tot.«
»Bourne war in Dahr El Ahmar und ist entkommen«, fuhr Maricruz unbeeindruckt fort.
»Auch das ist nichts Neues, Maricruz. Minister Ouyang hat die entsprechenden Vorkehrungen getroffen, um Bourne auszuschalten, falls er nach Dahr El Ahmar zurückkommen sollte, wenn das Geschäft abgeschlossen wird.«
»Sie sprechen vermutlich von Oberst Ben David«, sagte Maricruz. »Das Problem ist nur, dass mein Mann Ben David nicht traut.«
Das überraschte General Wang Liqun nun doch, und er wusste mit einem Mal, warum Ouyang dieses Treffen arrangiert hatte: um ihm diese Nachricht durch Maricruz zu überbringen. Er blickte ihr fest in die Augen. Sie hatte recht: Es galt, schnell zu handeln. Das Geschäft sollte in neun Stunden abgeschlossen werden. Er nickte. »Ich werde sofort entsprechende Anweisungen geben. Sagen Sie Ouyang, ein Jet wird in spätestens einer Stunde bereit sein.«
»Meinst du, du kannst noch ein Stück schwimmen?«
Don Fernando sah Bourne an. »Ich bin alt, Jason, aber nicht tot.« Er blickte zu den blinkenden Lichtern und der Menschenmenge auf dem Pont Alexandre III hinauf. »Die Polizei veranstaltet ein ziemliches Spektakel da oben.«
»Wir müssen weg«, meinte Bourne, »bevor noch mehr von ihnen kommen und sie Taucher ins Wasser schicken.«
Don Fernando nickte.
»Wir schwimmen flussabwärts. Siehst du den Pont des Invalides? Das ist nicht so
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