Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
immer. Deine Bosse werden beeindruckt sein. Du beseitigst den Trojaner.« Er beugte sich so nah herüber, dass Richards den Zwiebelgeruch seines Atems roch. »Und dabei pflanzt du einen Virus ein, der die Treadstone-Server lahmlegt.«
Richards schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Wozu soll das gut sein? Ich komme nie an die Archive ran, die von den Servern isoliert sind. Das Server-System wird gereinigt, und die Daten werden aus den Archiven zurückgeholt. Binnen zwölf Stunden läuft das System wieder.«
»Du musst dafür sorgen, dass es vierundzwanzig Stunden dauert.«
»Ich …« Richards schluckte. Er fühlte sich wie zu Eis erstarrt und gleichzeitig wie im Fieber. »Das kann ich schaffen.«
»Klar kannst du das.« Bogs sah ihn mit einem breiten Grinsen an. Damit ich dich besser fressen kann . »Genau so viel Zeit brauchen wir.«
15
Peter hatte erwartet, dass Tom Brick im Haus bleiben würde, doch er war gegangen, nachdem er ihm die mörderische Anweisung gegeben hatte. Allein in dem riesigen Haus, ging Peter eine Weile auf und ab und setzte sich schließlich in einen Stuhl. Er nahm den Schlüssel heraus, den er in Florin Popas Schuh gefunden hatte, als er ihn in das Buchsbaumlabyrinth im Blackfriar-Klub geschleift hatte.
Er hielt ihn ins Licht und betrachtete ihn von allen Seiten: ein kleiner Schlüssel mit einem blauen gummierten Überzug. Es war nichts eingraviert, nicht der kleinste Hinweis, doch Peter ging davon aus, dass der Schlüssel irgendetwas an sich haben musste, das seinen Zweck verriet.
Mit einer der superscharfen Rasierklingen, die Brick ihm gegeben hatte, kratzte er den blauen Überzug ab. Enttäuscht stellte er fest, dass die Fläche darunter völlig blank war. Als er den Schlüssel umdrehte, sah er jedoch ein eingraviertes Wort am Ende: RECURSIVE .
Peter sah den Schlüssel in einem neuen Licht: Er war vielleicht gar nicht für ein Türschloss gedacht.
Da er nun eine handfeste Spur hatte, der er folgen konnte, wollte er nicht länger in dem Haus bleiben und sich überlegen, wie er vermeiden konnte, jemanden umzubringen, den er mit ziemlicher Sicherheit nicht umbringen wollte. Er stand auf und ging zur Haustür: verschlossen. Hintertür und Fenster ebenso. Er sah die feinen Drähte, die sofort einen Alarm auslösen würden, sobald eine Scheibe brach.
Das Gleiche galt für die Fenster im ersten Stock, doch hier oben in den Schlafzimmern waren die Fenster kleiner. Er ging wieder nach unten und kramte in den Küchenschubladen, ohne jedoch zu finden, was er suchte. In einem Schrank stieß er schließlich auf einen Werkzeugkasten. Darin fand er einen Glasschneider. Er eilte die Treppe hinauf, wählte ein Fenster, vor dem eine große Eiche stand, und ritzte eine Linie entlang des Rahmens. Die superscharfe Klinge schnitt sich tief ins Glas. Genauso markierte er das Fenster an zwei anderen Seiten. Er legte den Glasschneider weg, ging zum Bett, entfernte den Überzug von einem Kissen, umwickelte damit seine linke Hand und wandte sich wieder der Fensterscheibe zu. Langsam und vorsichtig schnitt er die vierte Seite entlang.
Mit den Fingerspitzen der rechten Hand am Glas stieß er mit seiner geschützten linken Hand dagegen, und die Scheibe bewegte sich ein wenig. Er stieß noch einmal dagegen, diesmal etwas fester, und drückte die Scheibe aus dem Rahmen. Er hielt sie mit der rechten Hand fest, bevor sie herausfallen und zerbrechen konnte. Dann neigte er sie, legte sie flach vor sich und achtete darauf, nicht den Alarm auszulösen. Unendlich vorsichtig stieg er durch die Öffnung, drehte sich um und sprang in eine Astgabel der Eiche. Er drohte das Gleichgewicht zu verlieren und hielt sich gerade noch an einem dicken Ast fest. Schließlich kletterte er bis zum niedrigsten Ast und sprang den letzten Meter hinunter.
Er zog sein Handy aus dem Versteck zwischen den Beinen und rief Treadstone an, um ein Auto anzufordern, das ihn abholte. Er eilte aus der Sackgasse auf eine Straße zu, deren Namen er dem Fahrer nennen konnte.
Nach drei Anrufen hatte er herausgefunden, dass es tatsächlich ein Boot namens Recursive gab, auf Liegeplatz 31 des Dockside-Jachthafens in der Water Street 600. Inzwischen hatte ihn sein Fahrer vor dem Black friar-Klub abgesetzt, wo er seinen Wagen geparkt hatte. Vierzig Minuten später erreichte er den Jachthafen und stellte seinen Wagen auf dem Parkplatz ab.
Einen Moment lang saß er da und drehte den Schlüssel zwischen den Fingern hin und her. Schließlich stieg
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