Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
mich, wenn Sie mich brauchen.« Die Schwester zeigte den Gang hinunter. »Ich bin in der Überwachungsstation.«
Delia nickte und zog den Vorhang zurück. Soraya war an eine ganze Batterie von Maschinen angeschlossen. Ihr Gesicht hellte sich augenblicklich auf, als sie Delia sah.
»Deel«, sagte sie und streckte ihr die Hand entgegen. Sie schloss einen Moment lang die Augen, als sie die Wärme von Delias Hand spürte. »Ich bin wieder unter den Lebenden.«
»Die Ärzte haben’s mir gesagt.« Delias Lächeln war nun nicht mehr gezwungen. Raya sah tatsächlich viel besser aus als noch im Aufwachraum. Ihre Wangen hatten wieder Farbe angenommen, nachdem sie gestern noch totenbleich gewesen war. »Ich bin zwar noch nicht ganz fit, aber das Schlimmste ist vorbei, das weiß ich.«
Soraya lächelte, und Delia brach in Tränen aus.
»Was ist, Deel? Was hast du denn?«
»Das ist wieder dein altes Lächeln, Raya. Das Lächeln, das ich so liebe.« Sie beugte sich zu ihr und küsste ihre Freundin zärtlich auf beide Wangen. »Ich habe meine beste Freundin wieder. Alles wird gut.«
»Komm her«, sagte Soraya. »Setz dich zu mir.«
Delia setzte sich auf die Bettkante und nahm die Hand ihrer Freundin.
»Ich habe die ganze Zeit geträumt, Deel. Ich war in Paris, mit Amun – er hat gelebt. Ich war bei Aaron, und Charlie war auch dort.« Ihre Augen klärten sich und sahen Delia an. »Ist Charlie noch da, Deel?«
»Nein, er ist gegangen.« Delia blickte einen Moment lang zur Seite, ehe sie sich wieder ihrer Freundin zuwandte. »Er hat gesagt, das Baby ändert alles, er möchte, dass du ein Teil seines Lebens bleibst.«
»Mit anderen Worten, du hast dich in ihm geirrt.«
»Sieht so aus.« Sie hatte nicht vor, Soraya zu erzählen, dass Thorne ihr gedroht hatte.
»Gut. Das ist sehr gut.« Soraya drückte ihre Hand. »Du hast genau das getan, was ich wollte.«
»Was?« Delia hob erstaunt den Kopf.
Soraya sah sie mit einem reumütigen Lächeln an. »Ich hab dich benutzt, Deel. Bevor ich zusammenbrach, habe ich ihn noch besucht, aber was ich vorhatte, hat mich selbst so angewidert, dass ich es nicht herausbrachte. Ich brauchte dich, damit du’s für mich tust.« Sie drückte ihrer Freundin die Hand. »Sei mir nicht böse.«
»Wie könnte ich dir böse sein?« Delia schüttelte den Kopf. »Aber ich verstehe es nicht.«
Soraya deutete auf einen Plastikkrug. »Bringst du mir bitte Eiswasser?«
Delia stand auf, goss etwas Wasser aus dem Krug in einen Plastikbecher und reichte ihn ihr. Soraya nahm einen langen Schluck.
Als sie Delia den leeren Becher zurückgab, sagte sie: »Ich muss Charlie irgendwie an mich binden.«
»Wie gesagt, ich versteh’s nicht.«
Soraya lachte leise und legte eine Hand auf ihren Bauch. »Komm her, Deel. Ich spüre, wie sich das Baby bewegt.«
Delia beugte sich über sie und legte ihre Hand neben Sorayas, und als sie spürte, wie das Baby strampelte, lachte sie ebenfalls. »Okay, Raya«, sagte sie schließlich, »dann erzähl mir mal, wie wir alle zusammenhängen, du und ich und Thorne.«
Soraya betrachtete sie einen Augenblick. »Meine Beziehung zu Charlie ist nicht so, wie du denkst.«
Delia schüttelte schweigend den Kopf.
»Sie hat mehr mit meiner Arbeit zu tun.«
»Deine Affäre mit ihm gehört zu deiner Arbeit?« Der Schock ging Delia durch und durch. »Soll das ein Witz sein?«
»Ich wünschte, es wäre so.« Soraya seufzte. »Darum habe ich mich überhaupt mit ihm eingelassen.« Sie lächelte. »Mehr kann ich dir nicht sagen. Ich habe so ein schlechtes Gewissen, dass ich dich benutzt habe.«
»Herrgott, nein, Raya. Ich …« Jetzt wurde Delia einiges klarer. »Ehrlich gesagt hab ich nie verstanden, was du an ihm gefunden hast.«
»Geheimnisse, Deel. Mein Leben besteht nun mal aus lauter Geheimnissen. Das weißt du ja.«
»Aber das. Mit ihm ins Bett zu gehen, weil …«
»Eine jahrhundertealte Tradition. Frag Kleopatra, Lucrezia Borgia, Mata Hari.«
Delia sah ihre Freundin in einem ganz neuen Licht. »Und das Baby?«
Sorayas Augen leuchteten. »Ist nicht von ihm.«
»Moment, was? Aber du hast gesagt …«
»Ich weiß, was ich dir gesagt habe, Deel. Charlie soll glauben, dass es von ihm ist.« Sie strich über ihren Bauch. »Es ist von Amun.«
In Delias Kopf begann sich alles zu drehen, als hätte sie den festen Boden in dieser neuen Welt verloren, die Soraya ihr da enthüllte. »Was ist, wenn er einen Vaterschaftstest verlangt?«
»Was ist, wenn ich seiner Frau von uns
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