Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
Anfang.«
16
Constanza Camargo wohnte an der Ecke Alejandro Dumas und Luis G. Urbina im noblen Viertel Polanco. Bourne blickte durch das von Jalousien bedeckte Fenster auf den Teich in der Mitte des Parque Lincoln hinaus, auf die geometrisch angeordneten Bäume und die Calle Emilio Castelar dahinter. Das Haus im Kolonialstil war ansprechend und komfortabel eingerichtet. Die persönliche Note erhielt es durch die vielen Bilder und Erinnerungsstücke aus vielen Reisen rund um die Welt.
»Irgendjemand in dieser Familie liebt Indonesien«, sagte Bourne, während er und Rebekka Constanza in das Esszimmer mit seinen dunklen Holzbalken und einer dunkelgrünen, halb abstrakten Waldtapete folgten. Durch eine Glastür gelangte man auf einen Innenhof mit einer Linde und einem Brunnen in der Form von zwei springenden Delfinen. An den weißen Steinwänden rankten sich violette und rote Bougainvilleen hoch.
»Ja, ich«, sagte Constanza. »Auf Java stand ich bei Sonnenaufgang vor dem buddhistischen Heiligtum, dem Borobudur-Tempel. Am späten Nachmittag hörte ich den Ruf des Muezzins und sein Echo durch das ganze sonnendurchflutete Tal hallen. Ich habe mich sofort in das Land verliebt.«
Nachdem sie sich an einen massiven Holztisch gesetzt hatten, erschienen Dienstboten mit verschiedenen Speisen, Tequila, Wein und Quellwasser.
»Ich habe Ihnen meine Geschichte erzählt«, sagte Constanza mit einem Augenzwinkern, während das Mittagessen serviert wurde. »Jetzt würde ich gern Ihre hören.«
»Wir sind nach Mexico City gekommen, weil wir jemanden suchen«, sagte Bourne, bevor Rebekka antworten konnte.
»Ah«, lächelte Constanza. »Also doch kein Urlaub.«
»Leider nein.«
Sie wartete, während eine Dienstbotin eine Portion Schweinefleisch in Mole-Sauce auf ihren Teller häufte. »Und Ihre Suche ist dringend, nehme ich an?«
»Wie kommen Sie darauf?«, fragte Rebekka.
Constanza wandte sich ihr zu. »Glauben Sie, ich habe diesen finsteren Kerl in der Ankunftshalle nicht gesehen? Ich bin nicht mehr die Jüngste, aber senil bin ich noch lange nicht!«
»Ich möchte so auf Draht sein wie Sie, wenn ich in Ihrem Alter bin«, meinte Rebekka.
»Mit Schmeichelei kommt man weit«, sagte Constanza augenzwinkernd. »Was glauben Sie, warum ich Sie mitgenommen habe?« Sie beugte sich zu ihnen und sagte leise und verschwörerisch: »Ich möchte ein bisschen an Ihrer spannenden Geschichte teilhaben.«
»Wie meinen Sie das?«
»Was immer Sie beide im Schilde führen. Und woran Sie der finstere Kerl hindern will.«
»Da wir schon so offen miteinander reden«, sagte Bourne, »der finstere Kerl will uns umbringen.«
Constanza runzelte die Stirn. »Also, das müssen wir verhindern!«
Rebekka schüttelte den Kopf. »Sie sind nicht schockiert?«
»Wenn man ein Leben wie meines geführt hat«, erwiderte Constanza, »dann schockiert einen nichts mehr.« Sie wandte sich Bourne zu. »Schon gar nicht Leute, die von sich sagen, sie wären im Import-Export-Geschäft. Das war mein Mann nämlich auch!«
Sie legte die Hände ineinander, das Essen schien sie nicht mehr zu interessieren. »Also, erzählen Sie mir, was Sie können, dann helfe ich Ihnen, denjenigen zu finden, den Sie suchen.«
»Er heißt Harry Rowland«, sagte Bourne.
»Oder Manfred Weaving«, fügte Rebekka hinzu.
»Legenden«, sagte Constanza mit einem lebhaften Funkeln in den Augen. »O ja, mit Legenden kenne ich mich aus. Acevedo hat früher oft eine benutzt, wenn wir ins Ausland reisten.«
»Es gibt da etwas, wodurch er leichter zu finden sein könnte«, sagte Bourne. »Wir vermuten, dass er für SteelTrap arbeitet.«
Ein Schatten legte sich über Constanzas Gesicht, als sie zwischen ihnen hin und her blickte. »Sie werden das jetzt vielleicht übertrieben oder theatralisch finden, aber was Sie vorhaben, ist ein schwerer Fehler.« Ihre Augen bargen dunkle Geheimnisse, die man besser nicht ans Licht brachte. »Ich kann Ihnen nur raten, vergessen Sie diesen Rowland oder Weaving. Was immer Sie von ihm wollen, vergessen Sie’s. Verlassen Sie Mexico City mit dem nächsten Flug.«
Nach einer unruhigen Nacht, in der Charles Thorne sie durch ein Labyrinth von dunklen Gängen verfolgte, in denen es nach Narkosemittel und Tod roch, erwachte Delia in ihrem Bett mit rasenden Kopfschmerzen, die auch drei Ibuprofen widerstanden. Sie sah auf ihrem Telefon nach, ob Sorayas zuständige Krankenschwester von der Intensivstation angerufen hatte. Eine Nachricht und zwei SMS von
Weitere Kostenlose Bücher