Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
Amy, die sich erkundigte, wie es ihr ging. Amy und Soraya mochten sich nicht besonders, was Delia sehr bedauerte. Sie hatte es zuerst nicht glauben wollen, aber Amy war eifersüchtig wegen ihres intimen Verhältnisses zu Soraya. Amy wollte nicht so ganz glauben, dass ihre Beziehung rein freundschaftlich und Soraya strikt hetero war. »Ich habe viele Artikel über die Homosexualität in der arabischen Welt gelesen« , hatte Amy in einem eifersüchtigen Moment gemeint. »Die Gefühle werden verdrängt, sie werden dadurch aber nur noch stärker .« Egal was Delia sagte, sie konnte Amy einfach nicht von ihrer Meinung abbringen, bis sie es schließlich aufgab und das Thema Soraya zwischen ihnen nicht mehr vorkam.
Nachdem sie geduscht und sich angezogen hatte, holte sie sich in einem McDonald’s Drive-thru eine Kleinigkeit zu essen. Sie schmeckte gar nicht, was sie da zu sich nahm – genauso gut hätte sie die Verpackung verspeisen können.
Im Büro angekommen, beschäftigte sie sich zuerst einmal damit, einen teuflisch cleveren Sprengmechanismus zu entschärfen. Als sie schließlich auf ihre Uhr schaute, waren zwei Stunden vergangen. Sie stand auf, streckte sich und drehte eine Runde durch das Labor, um den Kopf freizubekommen.
Es half nicht. Was sie auch tat, sie blieb allein mit ihren Gedanken und ihrer Wut auf Charles Thorne. Ihre größte Sorge blieb Soraya, obwohl sie jetzt überhaupt nicht mehr verstand, was ihre Freundin zu diesem Monster hingezogen hatte. Vielleicht ist das so eine typische Hetero-Sache, dachte sie amüsiert, aber auch mit einer gewissen Bitterkeit. Er hatte sie erniedrigt. Noch schlimmer, sie hatte es zugelassen.
Sie kehrte an ihre Workstation zurück, konnte sich jedoch nicht mehr auf ihre Arbeit konzentrieren, und so nahm sie ihren Mantel und fuhr wieder ins Krankenhaus. Irgendwie erschien es ihr wichtig, in Sorayas Nähe zu sein, gerade weil sie bewusstlos und so verletzlich war.
Erschöpft und hungrig suchte sie die Intensivstation auf, doch als die zuständige Schwester ihr versicherte, dass es nichts Neues gebe, ging sie in die Kantine im Keller des Krankenhauses, füllte ihr Tablett, zahlte und setzte sich an einen Resopaltisch. Sie aß, den Blick auf die riesige Uhr an der Wand gerichtet, mit den Gedanken bei ihrer Freundin, in der Hoffnung, dass sie mit jedem Atemzug der Genesung näher kam.
Lieber Gott , dachte sie, beschütze Raya und lass sie wieder gesund werden, sie und ihr Baby .
Ihre Augen brannten, und ihre Haut fühlte sich spröde an, eine Folge der trockenen Krankenhausluft. Sie wusste, sie sollte hinausgehen, wenigstens einmal um den Block, aber irgendwie konnte sie sich nicht aufraffen. Sie wartete darauf, dass ihr Handy klingelte, und hoffte auf gute Neuigkeiten.
Und dann passierte es. Ihr Handy vibrierte, sie sprang auf und hörte der Schwester zu, während sie bereits mit klopfendem Herzen nach oben hastete. Sie nahm sich nicht einmal die Zeit, um auf den Fahrstuhl zu warten, sprang die Treppe hinauf und hatte nur einen Gedanken: Du schaffst es, Raya. Du schaffst es!
Delia eilte durch den breiten Mittelgang der Intensivstation, vorbei an den mit Vorhängen abgeschirmten Räumen, aus denen man das Summen der Maschinen hörte, die die Patienten am Leben erhielten. Nach den Abteilungen für Verbrennungen und Herzerkrankungen fand sie Soraya im letzten Raum auf der rechten Seite. Ihre Krankenschwester, eine junge Frau mit zurückgestecktem Haar, sah Delia mitfühlend an.
»Sie ist wach«, antwortete die Schwester auf Delias sorgenvollen Blick. »Sie ist stabil. Dr. Santiago und ein Kollege waren bei ihr. Sie sind zufrieden mit ihren Fortschritten.«
Delia fühlte sich, als würde sie auf brennenden Nägeln gehen. »Und die Prognose?«
»Die Ärzte sind vorsichtig optimistisch.«
Delia spürte eine Welle der Erleichterung. »Dann ist sie über den Berg?«
»Es sieht ganz danach aus«, sagte die Krankenschwester mit dem typischen Lächeln, das alles und nichts heißen konnte. »Es liegt zwar noch einiges vor ihr, aber sie hat schon große Fortschritte gemacht.«
»Ich will sie sehen«, sagte Delia.
Die Schwester nickte. »Aber bitte überanstrengen Sie sie nicht. Sie ist noch sehr schwach, und ihr Körper muss für zwei arbeiten.«
Als sich die Schwester schon umdrehen wollte, fragte Delia: »Hat sie sonst jemand besucht?«
»Ich habe Sie sofort angerufen, als die Ärzte mit der Untersuchung fertig waren.«
»Danke«, sagte Delia aufrichtig.
»Rufen Sie
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