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Der Brand der Cheopspyramide

Titel: Der Brand der Cheopspyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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wollten? Keiner fand eine andere Antwort. Was würde der nächste Tag bringen? Wie lange würde es dauern, bis sie zurückkehren konnten?
    Die Sonne war längst untergegangen. In der Hütte war es schon Nacht. Die kleinen vergitterten Fenster genügten selbst bei Tage kaum, den Raum notdürftig zu erhellen.
    Versuchen, auch zu schlafen? Schlafen! Wer konnte da schlafen?
    Da… den Bruchteil einer Sekunde war’s auf einmal, als wenn die Hütte in Flammen stände. In bläulich-weißen Schein alles getaucht. Dann ein fürchterliches Krachen… Betäubt standen sie. Mit einem Schrei waren die Frauen emporgefahren.
    Ein Gewitter! Ihre Worte wurden verschlungen von dem Rollen des Donners, der, sich brechend an den Berghängen, im Echo den Hall verhundertfachte.
    Ein Gewitter? Immer wieder die Frage. Der Schlag mußte in unmittelbarer Nähe getroffen haben.
    Iversen sprang zur Tür, rüttelte daran.
    »Diese Schurken! Weshalb öffnen sie nicht? Wären sie doch selbst erschlagen!«
    Mit aller Macht warf er sich dagegen. Sie wich nicht. Er versuchte ein Fenster aufzureißen… es zerbrach unter seinen Händen.
    Finsterdunkle Nacht. Der Mond verdeckt durch eine breite Wolkenwand. Er glaubte Schritte zu hören. Sie kamen näher… zur Tür. Der Riegel wurde zurückgeschoben. Mit einem Sprung stand er neben Harder, der eben die Tür aufwarf.
    Vor ihnen an den Stufen eine dunkle Gestalt. Einer der Wächter?
    »Was war das? War das ein Gewitter?… Ein Blitzschlag?«
    Sie traten näher an den heran. Eine hochgewachsene Gestalt. Die Kappe des Poncho hochgeschlagen. Das Gesicht nicht zu erkennen.
    »Ihr seid frei! Folgt mir!«
    Die Worte im Dialekt der französischen Basken gemurmelt, ließen sie zusammenfahren.
    »Frei!… Wir sind frei? Warum?… Wer ist er, der uns Freiheit gibt?… Die Räuber?… Wo sind sie?«
    Er deutete hin zur Felswand.
    »Sie sind tot.«
    Da lagen die Sechs. Ruhig, unbeweglich. Wie in tiefem Schlaf. Das Bild! Unverständlich!
    Harder schritt darauf zu. In ihre Decken gehüllt lagen sie da. Er beugte sich über den ersten, tastete ihm ins Gesicht. Er war tot. Tot auch die anderen.
    »Der Blitzschlag, der sie getötet?«
    Der Fremde nickte.
    »Ein Gottesgericht!« rief Iversen. Eilte zur Hütte. »Fort! Fort! Wir sind frei! Der Blitz hat sie erschlagen.«
    »Sie? Wer sind Sie?« Harder trat an den Fremden heran. »Was wissen Sie von denen… von uns?«
    Der schüttelte den Kopf, als hätte er nicht verstanden. Wies mit der Hand nach Norden, zurück zur Grenze.
    Iversen war mit den Frauen herangekommen. Er drängte neben den Fremden, der schon ein Stück vorangeschritten. Bestürmte ihn mit Fragen.
    »Schnell, ehe die anderen kommen!« Die einzigen Worte. Dann blieb er stumm.
    Der Marsch folgte demselben Weg, den sie gekommen. Bald waren sie an der Schlucht angelangt. Einen Augenblick zögerte der Fremde, als wolle er sich trennen, sie allein gehen lassen. Er warf einen Blick auf die Frauen, die müde und matt von dem doppelten anstrengenden Weg erschöpft an den Armen ihrer Begleiter hingen. Dann drehte er sich um, schritt weiter vor ihnen her.
    Das Mondlicht, das immer wieder von den Wolkenbänken verdeckt wurde, ließ nur stellenweise den schmalen Pfad erkennen. Immer wieder mußte der Führer stehen bleiben, die Flüchtlinge erwarten, die ihm nur mit Mühe zu folgen vermochten…
    Da endlich! Die Felswände zur Seite öffneten sich. Vor ihnen der Weg, der zur Kapelle führte.
    Sie traten heraus. Da lag sie. Jetzt nur noch die kurze Strecke zum Dorfe, wo sie ihren Wagen verlassen. Der Fremde deutete dahin, wandte sich zur Kapelle.
    Harder eilte ihm nach.
    »Nicht so, bester Freund!… Ohne unseren Dank!… Wie könnten wir Sie so ziehen lassen, dem wir so großen Dank schulden.«
    Der Fremde hob den Arm… Abwehr… Gruß…?
    Der Kragen des Poncho fiel durch die Bewegung zurück. Einen Augenblick traf das Mondlicht seine Züge.
    »Friedrich Eisenecker!« Ein Frauenmund hatte es geschrien.
    Der war davongeeilt… im Schatten der Kapelle verschwunden.
    *

Längst war Mitternacht vorüber. Noch saß der Kalif vor seinem Arbeitstisch. Schriftstücke vor ihm. Er las, unterschrieb sie… mit halbem Geiste nur dabei.
    Nachricht von der Grenze? Von den Gefangenen? Wo blieben sie?
    Die zweite Meldung, von dem Führer Almeiras: Daß die Frauen ermüdet, er nicht weiter konnte. In einem alten Zollhaus die Nacht verbringen wolle.
    Abdurrhaman hatte sofort Befehl gegeben, daß von Alpera aus Maultiere mit Tragsesseln

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