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Der Brand der Cheopspyramide

Titel: Der Brand der Cheopspyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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altersschwache Tür.
    Sie lauschten. Da nahten Schritte. Ein Riegel wurde zurückgeschoben. Der alte schnauzbärtige Diener stand da, fragte nach ihrem Begehr.
    »Wir möchten Ihren Herrn sprechen, ist er zu Hause?«
    Der Alte brummte ein paar unverständliche Worte in den Bart, schloß die Tür und verschwand…
    Nach einer Weile wieder das Geräusch von Schritten. Doch ein anderer mußte es sein, der da kam. Kräftiger, fester trat er auf.
    Da war er an der Pforte. Der Riegel flog zurück, die Tür ging auf.
    »Friedrich Eisenecker!« Die Überraschung trotz allem so groß, daß Mette den Ruf nicht zurückhalten konnte.
    »Fräulein Mette Harder?… Sie wollen zu mir?…«
    Er stand im Eingang… mußte sich besinnen, ehe er den Eingang freigab… Er übersah Iversens Gruß. Seine Augen hingen an dem Munde Mettes.
    »Bitte, treten Sie ein!« Seine Stimme klang ruhig, gelassen. Nichts verriet den Sturm, der in seinem Innern tobte.
    »Ja! Herr… Eisenecker… ich komme zu Ihnen. Die Sorge um meinen Vater ist’s, die mich hierhertreibt.«
    Sie schritten dem Hause zu. Vor dem Portal eine steinerne Bank. Mette… kaum, daß ihre Füße sie trugen, sank darauf nieder.
    »Ihr Vater, Fräulein Harder, ist krank?«
    Mette nickte stumm.
    »Und Sie kommen deshalb zu mir, Fräulein Harder?«
    »Ja! Zu Ihnen.« Sie deutete neben sich auf die Bank. Er setzte sich. Und nun, da er nicht mehr vor ihr stand, sein Auge nicht mehr auf ihr ruhte, fühlte sie sich freier.
    »Die Ereignisse der letzten Zeit, der Überfall bei St. Jean – der Unglücksfall auf Warnum, ich verstehe, auch für die Nerven eines Starken eine harte Probe.«
    Mette schüttelte den Kopf.
    »Wär’s das allein… er würde es schneller überwinden. Seine Krankheit… andere Ursachen… gefährlicher, tiefer. Sie verwirrt ihm den Verstand. Läßt ihn nicht zur Ruhe kommen Tag und Nacht.
    Das Schlimmste droht, wenn… Sie nicht helfen… Sie.«
    »Ich?… Fräulein Harder! Wie soll ich ihm helfen können? Sie täuschen sich in mir… in Ihrem Vater. Er würde Ihren Schritt wohl nie gebilligt haben, wenn er’s wüßte.«
    »Er weiß es nicht. Ja!… Würde es auch nie erlaubt haben, wenn sein Geist gesund.«
    »Und doch…«
    »Und doch komme ich zu Ihnen. Durch Sie kam das Leid über ihn. Nur durch Sie kann er genesen.«
    Ihre Stimme hatte den bebenden Ton verloren. Laut, wie anklagend klangen die Worte.
    »Fräulein Harder! Ich begreife… verstehe nicht… Sie klagen mich an. Was tat ich Ihrem Vater?«
    Mette wandte sich ab. Ihr Kopf sank in die Hand.
    »Sie taten ihm nichts.« Leise, fast flüsternd kamen die Worte aus ihrem Mund. »Und doch haßt er Sie…«
    »Warum der Haß?«
    »Er haßt Sie, wie der Kleine… der Geschlagene den Großen… den Sieger haßt. Sie, der in wenigen Jahren erreichte, was er in der Zeit eines Menschenalters vergeblich erstrebt hat.«
    »Sie kommen vergebens, Fräulein Harder. Ich kann ihm nicht helfen… Will es auch nicht. Der Sieger soll zu dem Geschlagenen kommen? Tät ich’s… hinausjagen wird er mich gar!«
    Er stand auf.
    »Sie wollen gehen? Nein! Sie dürfen es nicht! Dürfen meine Bitte nicht abschlagen. Der letzte verzweifelte Versuch! Wüßten Sie, wie schwer es mir geworden, hierherzukommen.«
    Unfähig, ihre Stimme zu beherrschen. Ein haltloses Schluchzen. Sie vermochte nicht weiterzusprechen.
    Sie schwankte. Er reichte ihr den Arm. Willenlos legte sie ihren hinein.
    Er schritt mit ihr durch die Wege des Gartens. Wußte nicht die Antwort zu finden.
    Mette Harder an seinem Arm! Wie lange war’s her…?
    Warum… Mon Repos… in Biarritz… da… die Gedanken fasteten fort. Was würde der sagen, sähe er Mette an seinem Arm hier…
    Wieder wie damals?… Nein!… Vielleicht doch nicht. Ein leichtes stolzes Lächeln trat auf seine Züge.
    Heute!… Das Blatt hatte sich gewendet. Und doch… die letzte Fahrt in Warnum… Er vor dem Alten… die Erinnerung ließ sich nicht bannen.
    Zu tief die Wunde, die ihm damals geschlagen… von ihr. Wie schwer es ihr geworden… sie sprach es selbst… und er verstand sie wohl, die stolze Mette Harder.
    Und während er sann, überkam ihn ein weiches Gefühl… des Mitleids. Er zog ihren Arm fester in den seinen. Er spürte, wie sie zusammenzuckte… da ließ er wieder los.
    Sie blieb stehen. Im grauen Dämmerlicht war ihr Gesicht bleich wie der Tod.
    Es schien eine fremde Stimme, die aus ihrem Munde klang.
    »Sie werden mit mir gehen, Friedrich Eisenecker! Sie werden den, den

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