Der Brand der Cheopspyramide
zusammengestellt:
In der Nacht vom 6. zum 7. um 1 Uhr morgens gleichzeitig eine Reihe schwerster Attentate!
Die Arsenale in Burgos und Valadolid in die Luft gesprengt! Die großen Pulvermagazine in Badajoz und Lerida explodiert. Das riesige Munitionsdepot bei Villa Nueva in die Luft geflogen, die Stadt selbst durch die Gewalt der Explosion in Trümmer gelegt.
Aus anderen Städten wird ähnliches gemeldet.
Ein Stimmengewirr wie das Summen eines aufgestörten Bienenschwarmes in dem großen Saal. Meinungen hin und her… Vermutungen… von Tisch zu Tisch ausgetauscht.
Einzelne verließen ihre Plätze. Gruppen bildeten sich. Die Speisen blieben unberührt. Auch das Personal, fast ausschließlich europäisch, vergaß des Dienstes, servierte nicht weiter, besprach die ungeheuerlichen Neuigkeiten.
In dem allgemeinen Aufruhr achtete keiner darauf, daß an dem einen Tisch in der Ecke vier Menschen saßen, die sich wortlos mit verstörten Mienen anschauten.
Iversen, der erste, der die Stille unterbrach. »Sie sind’s!… Sie sind’s!« Leise, mit heiserer Stimme stieß er es hervor. »Der erste Streich!«
Harder nickte stumm. Seine Finger trommelten nervös auf der Tischplatte. Mette, erblaßt, ließ ihre Augen von dem einen zum anderen wandern. Jetzt sah sie Iversen bedeutungsvoll an, legte heimlich mit einem Blick auf Modeste den Finger auf den Mund. Gab unter dem Tisch ihrem Vater ein Zeichen, aufzustehen.
Der verstand. Gewaltsam zwang er seine Stimme zu gleichgültigem Ton. »Ich glaube kaum, daß das Dinner weitergehen wird. Gehen wir nach oben. Diese Nachricht hat meinen Hunger gestillt. Hoffentlich geht alles zu einem guten Ende.«
Mit Mühe bahnten sie sich den Weg durch die aufgestörte Menge. Im Foyer dasselbe Bild. Auch hier alles in wirrem Durcheinander.
Modeste hatte sich wohl über das so ganz andere Benehmen ihrer Freunde gewundert, folgte langsam denen, die mit sonderbarer Eile nach oben zu ihren Zimmern strebten.
»Baronin Modeste von Karsküll!« Sie drehte sich um. Ein Hotelboy stand da, hielt ihr einen Brief hin, schaute sie fragend an.
»Ja, ich bin es.«
»Hier ein Brief für Sie.«
Ein Brief ohne Marke an sie. Ah! Sie blieb stehen, stutzte. Das war doch Jolanthes Handschrift.
Die hier? Sie ging zu einem Sessel, ließ sich nieder, riß den Brief auf. Ihre Augen flogen in Eile über die wenigen Zeilen…
Im Belvedere des Parks um fünf Uhr?… Ihre Blicke suchten den großen Chronometer im Foyer. Fünf Uhr. Schon hatte der Zeiger die Zahl überschritten. Sie schaute sich nach den anderen um, sah sie nicht mehr.
Ihnen nacheilen? Iversen?… Nein, vielleicht war es besser, wenn sie gar nichts davon erfuhren. Sie erhob sich und eilte in den Park. Hastig durchschritt sie die breiten Wege.
Das Belvedere… sie kannte es… im Hintergrunde des Parks auf einer kleinen Anhöhe erbaut…
Bald sah sie es vor sich. Noch ehe sie es erreicht… »Modeste!« Der Ruf aus einem Boskett zur Seite ließ sie stillstehen.
»Jolanthe, du bist’s?« Sie zog den Schleier, den sie beim Anruf gelüftet, hastig wieder herunter.
»Nicht so laut, Modeste! Sprich leise! Ich möchte…« ihre nächsten Worte verklangen undeutlich hinter dem dichten Schleier. Sie legte ihren Arm in den der Schwester, zog sie weiter in den Park hinein.
»Ich glaube, Modeste, wir haben uns vieles zu sagen. Wollen wir in meinem Wagen… er steht draußen auf der Straße… ein Stück spazieren fahren? Wir wären da ganz ungestört.«
Während sie nach dem hinteren Ausgang des Parkes schritten, sprach Jolanthe weiter. »Dein Brief erreichte mich gestern. Ich wollte ihn beantworten… du schriebst so gut, so lieb.
Mein letzter Brief… ich war an dem Tage in starker Aufregung, hatte viele Unannehmlichkeiten gehabt. Als er fort war, bereute ich schon, was ich geschrieben.«
»Sprich nicht davon, Jolanthe, wir wollen das alles vergessen sein lassen…«
Sie waren am Parkausgang angekommen. Da stand der Wagen. Sie stiegen ein, fuhren fort.
Kaum, daß Mette und Iversen eingetreten, als Harder die Tür seines Zimmers hinter ihnen abschloß. Als er sich umdrehte, sah er, daß Iversen Mette um die Schultern gefaßt hatte und in ausgelassenster Lustigkeit ein paar Tanzschritte mit ihr versuchte. Dabei schien er, nach den unartikulierten Lauten zu schließen, die aus seinem Munde kamen, nur mit Mühe ein lautes Jubelgeschrei zu unterdrücken.
Schon unten im Saal hatte Harder sich über die Art und Weise gewundert, in der Mette und
Weitere Kostenlose Bücher