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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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mit geschlossenen Augen unter Alldays Rasiermesser lag, war die ganze Sache allmählich so rätselhaft wie ein chinesisches Münzorakel.
    Nach der Backofenhitze unter Deck genoß Bolitho dankbar die kühlere Abendluft, als er in sein Langboot hinabkletterte. Er fühlte sich seltsam gespannt, wie ein Entdeckungsreisender beim ersten Schritt auf noch unerforschtem Terrain.
    »Rudert an – zugleich!« knurrte Allday, und die Bootsgasten pullten mit gleichmäßigen, exakten Riemenschlägen das grün gestrichene Boot in einer weiten Kurve zum Land.
    Der Erste Offizier hatte an Bord zurückbleiben müssen, eine bittere Pille in einem so verlockenden Hafen, dachte Bolitho. Dann musterte er Keen, der ihn zum Empfang begleitete, und fragte sich, ob der Kommandant sich allmählich entspannen konnte. Seit sie vor Anker lagen, hatte Keen die größte Arbeitslast zu tragen, denn er mußte sich nicht nur um die Belange des Schiffes kümmern, sondern auch einen endlosen Besucherstrom abfertigen, und zwar jeden einzelnen entsprechend seinem Rang und seiner Mission: die Kommandanten der amerikanischen Fregatten samt diversen Untergebenen, den Hauptmann der Hafenwache und einen äußerst höflichen und gewandten jungen Herrn, der sich als Sohn ihres Gastgebers entpuppte.
    Als das Langboot mit schnellem Riemenschlag an der
Achates
vorbeizog, vermochte Bolitho nicht zu widerstehen und musterte den Rumpf scharf nach verräterischen Spuren ihres kurzen Gefechts. Aber er konnte keine mehr entdecken – dank des geschickten Schiffszimmermanns und seiner Crew.
    Einen letzten Blick warf er der schmucken Galionsfigur zu: Achates, der treue Freund und Schwertträger des Aeneas, leuchtete in klarem Weiß, mit einem Arm nach vorn deutend, in der anderen Hand das Schwert. Unter der Farbe wirkte die Holzfigur rund geschliffen vom Zahn der Zeit; gewiß hatte sie mehr Länder und Meere gesehen als irgend jemand an Bord und hatte Stürme erlebt wie kaum ein anderer.
    Das Boot passierte einen mächtigen Indienfahrer, der trotz der späten Stunde immer noch eifrig Fracht übernahm. Hastig kam einer seiner Offiziere an die Reling gerannt und lüpfte grüßend den Hut, als das Admiralsboot an seinem Heck vorbeizog.
    Ironischerweise war es ein Handelsstreit um Tee gewesen, der die Feuer der Revolution entfacht hatte, sann Bolitho. Und jetzt kamen und gingen die stolzen Handelsschiffe, wie es ihnen beliebte, während ein Kriegsschiff sich nur im eigenen Hoheitsgewässer frei bewegen konnte.
    Allday bellte ein Kommando, und der Bugmann erhob sich von seinem Platz, den Bootshaken in der Faust, klar zum Einhaken in die Festmacherketten.
    Immer noch drängten sich Neugierige auf der Pier, und einige von ihnen hatten offensichtlich den ganzen Nachmittag hier verbracht. Die Fährleute von Boston mußten an ihren sensationslüsternen Passagieren schon ein Vermögen verdient haben.
    Keen, Hauptmann Dewar von den Royal Marines, zwei Leutnants und Adam Bolitho waren als Gäste ins Haus eines einflußreichen Bostoner Kaufmanns namens Jonathan Chase geladen; die restlichen Offiziere hatten anderweitige Einladungen erhalten. Keen hatte sie alle ermahnt, jedes Wort gut zu überlegen und die Ohren offen zu halten, ob ihr Gefecht mit dem unbekannten Schiff erwähnt wurde; daraus hätte sich schließen lassen, daß diese Nachricht – mit wem? – ihnen schon vorausgeeilt war.
    Bolithos Blick fiel auf einige junge Frauen an der Pier. Die besonders zuverlässigen Matrosen und Seesoldaten hatten ebenfalls Landurlaub erhalten. Aber nach den aufgeweckten Gesichtern dieser lächelnden Mädchen zu schließen, würde es den britischen Seeleuten hier verdammt schwerfallen, den Mund zu halten.
    Trotz allem: Der Anschein des Alltäglichen, des Unbeschwerten mußte gewahrt werden, alte Vorurteile mußten verdrängt, wenn schon nicht ganz vergessen werden.
    Die Bootsgasten stellten salutierend ihre Riemen senkrecht, Allday zog grüßend den Hut und vergewisserte sich, daß Bolitho auf den nassen Steinstufen nicht ausglitt.
    Bolitho lächelte dankend. »Feine Crew, Allday.«
    Selbst Allday hatte zugeben müssen, daß die neue Barkasse ein Schmuckstück war. Und die Bootscrew in ihren karierten Hemden, geteerten Hüten und mit Haarzöpfen von exakt gleicher Länge hätte nicht besser ausgewählt sein können.
    Timothy Chase, der Sohn ihres Gastgebers, wartete bereits neben zwei eleganten Kutschen. Er reichte Bolitho unter den neugierigen Blicken der Umstehenden die Hand.
    »Sie sind uns

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