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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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willkommen, Admiral. Wie meine Mutter sagt – wir müssen an die Zukunft denken.«
    Gelenkig sprang Hauptmann Dewar aus der Barkasse an Land, und beim Anblick seiner roten Uniform wurde die Menge unruhig. »Obacht, Jungs, die Rotröcke kommen zurück!« schrie einer.
    Aber die allgemeine Stimmung war nicht feindselig, sondern eher von gutmütigem Spott geprägt.
    Die Fahrt zur Residenz der Chases ging für Bolitho viel zu schnell vorbei; der junge Timothy lenkte seine Aufmerksamkeit immer wieder auf Sehenswürdigkeiten oder besonders stattliche Anwesen, an denen ihre Kutsche vorbeiratterte. Offenbar war er sehr stolz auf die Stadt, in der er geboren und aufgewachsen war. Etwa im gleichen Alter wie Adam, wirkte er weniger reserviert, als er lebhaft jedes Haus und seine Bewohner beschrieb.
    »Insgesamt ist das Stadtbild von Boston gepflegter als das jeder anderen Stadt Neuenglands, Sir«, hob er hervor.
    Bolitho fiel auf, daß die meisten Häuser aus Holz gebaut waren, auch wenn manche Fassaden dem Schnitt und der Verarbeitung nach Steinmauern vortäuschten. Bolitho lächelte in sich hinein. Sein Gastgeber war zwar ein reicher Mann, aber sein Reichtum stammte – wie Bolitho aus seinen Geheimunterlagen wußte – nur von den Prisen seiner Freibeuter ab, die er während der Revolution gegen die Briten ausgeschickt hatte.
    Überhaupt war Boston ein Freibeuternest gewesen – wie so viele Häfen an dieser Küste, bis hinauf nach Portland.
    Die beiden Kutschen bogen von der Straße in eine lange Auffahrt ein, die zu einem ausgewogen proportionierten dreigeschossigen Haus führte. Wie andere Häuser Bostons war es weiß gestrichen und hatte hohe grüne Läden an allen Fenstern. Hinter vielen Scheiben brannte schon warmes, festliches Licht.
    »Na, Adam, was hältst du davon?« fragte Bolitho leise.
    Adam ließ sich nichts anmerken. »Ich könnte mich ohne weiteres an das Wohlleben gewöhnen, Sir«, sagte er ebenso gedämpft.
    Es fiel nicht schwer, sich ihren Gastgeber als Kapitän auf dem Achterdeck eines Freibeuters vorzustellen. Er hatte eine laute, dröhnende Stimme, die es gewohnt schien, herrisch das Wüten des Sturms oder den Donner der Kanonen zu übertönen. Jonathan Chase war ein vierschrötiger, kantiger Mann mit eisengrauem Haar und einer Haut wie aus dunkel gegerbtem Leder.
    »Also, Admiral, es ist mir ein großes Vergnügen.« Er packte Bolithos Hand und musterte aufmerksam sein Gesicht. »Und eine besondere Ehre, einen so berühmten Seemann begrüßen zu dürfen.«
    Bolitho fand den Mann sympathisch. »Es war sehr freundlich von Ihnen, Ihr Haus für dieses Treffen zur Verfügung zu stellen.«
    Chase. grinste. »Wenn Thomas Jefferson etwas vorschlägt, dann fackelt man hier nicht lange, mein Freund. Auch wenn er erst seit einem Jahr unser Präsident ist, so hat er doch schon begriffen, daß Macht schneller zu Kopfe steigt als Wein.« Das schien Chase zu amüsieren.
    Livrierte schwarze Diener nahmen die Hüte der Besucher entgegen, und dann folgte Bolitho dem Hausherrn in einen großen Salon voller Gäste. Chase deutete mit dem Kopf auf ein Tablett mit Gläsern. »Hoffentlich habe ich mit dem Wein Ihren Geschmack getroffen, Admiral. Er kommt aus Frankreich.«
    Bolitho lächelte nachdenklich. »In der Tat.«
    Fremde Gesichter glitten an ihm vorbei, als Chase seine Freunde und Geschäftspartner vorstellte; Bolitho wurde immer deutlicher bewußt, welche Autorität sein Gastgeber besaß und welch hohes Ansehen.
    Keen war sofort von zwei attraktiven Damen mit Beschlag belegt worden, und eine dritte führte Hauptmann Dewar so entschlossen hinaus auf die Terrasse, als wolle sie ihn an diesem Abend mit keiner anderen teilen.
    Chase stellte sein Glas ab und musterte Adam aufmerksam. »Ihr Adjutant, Admiral, sieht Ihnen ähnlich. Ist er Ihr Sohn oder jüngerer Bruder?«
    »Mein Neffe.«
    Chase nickte wohlgelaunt. »Sie und ich, wir schleichen uns gleich nach nebenan und köpfen eine Flasche ausgezeichneten Brandy.« Mit einem Finger tippte er sich gegen die Nase. »Das gibt uns Gelegenheit zu einer kleinen Unterhaltung, ehe unser Regierungsvertreter erscheint.« Plötzlich hob er die Hand. »Neffe, aha. Hätte ich mir denken können.« Und mit erhobener Stimme: »Hierher, Robina. Ich möchte dir jemanden vorstellen.«
    Das Mädchen namens Robina war eine Schönheit: schlank, grazil und mit einem Leuchten in den Augen, das jeden Mann den Kopf nach ihr wenden ließ.
    »Und das ist meine Nichte, Admiral«, strahlte

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