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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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verwundert an. »Kannten Sie etwa meinen Vater?« Der Mann namens Tyrrell legte den Kopf in den Nacken und stieß ein röhrendes Gelächter aus.
    »Gott behüte! Aber ich kannte Richard Bolitho.« Im Weghinken warf er über die Schulter: »War mal sein Erster Offizier, ob Sie’s glauben oder nicht.«
    Völlig verwirrt tastete Adam sich nach achtern zu dem engen Niedergang.
    Es machte gar keinen Unterschied, in wessen Händen das Schicksal der
Vivid
lag, sagte er sich. Entscheidend war nur, daß sie ihn von Robina wegführte. Seiner ersten Liebe.

Vor dem Angriff
    »Die Einfahrt nach Rodney’s Harbour ist eng. Sir. Höchstens eine Meile breit.« Stirnrunzelnd ließ Keen sein Fernrohr sinken. »Da könnte eine gut plazierte Batterie eine ganze Flotte fernhalten.«
    Bolitho schritt zur anderen Deckseite, damit sein Blick nicht durch die Wanten behindert wurde. Sie waren während der Nacht besser als gedacht vorangekommen; jetzt zeichnete sich vor ihnen in der Morgensonne die eindrucksvolle Pyramide des erloschenen Vulkans ab, und Bolitho studierte seine Größe und die zerklüftete Küste der Insel mit gebührendem Respekt. »Nordwest zu West, Sir«, sang der Rudergänger aus, und Knocker grunzte eine Bestätigung.
    Keen spähte zur Windfahne im Masttopp auf. Ohne einmal zu killen, zeigte sie nach Backbord voraus, also blieb der Wind immer noch stetig.
    Bolitho glaubte zu spüren, wie Keen kalkulierte und überlegte, während sich sein Schiff vorsichtig auf das wie ein Dorn ins Meer ragende Vorland zuschob.
    So vor dem Wind segelnd, konnten sie den Hafen zwar direkt anliegen, aber andererseits standen sie damit an einer Leeküste; Vorsicht war also geboten. Schon bei Morgengrauen hatte Keen zwei gute Lotgasten nach vorn in die Stampfketten geschickt, und seither warnten ihre regelmäßigen Rufe vor der Gefahr; aber noch hatten die Senkbleie keinen Grund gefunden. Der Meeresboden stieg vor der Insel sehr steil an, und sobald sie erst auf gleicher Höhe mit dem Inselchen an der südlichen Landspitze waren, mußten sie auf Riffe achten; sollte das Schiff aus dem Ruder laufen, würden sie ihnen den Kiel herausreißen.
    »Nehmen Sie die Breitfock weg, Mr. Quantock.« Keens Stimme klang ruhig, aber seine Augen waren überall; die Bramsegel standen im Wind so steif wie Bretter.
    »An Deck!«
    Bolithos auf dem Rücken verschränkte Hände krampften sich umeinander, als der Ausguckposten meldete: »Die Einfahrt ist gesperrt, Sir!«
    Keen starrte ihn an. »Zum Teufel, was fällt denen ein?«
    Scharf befahl Bolitho: »Schicken Sie einen Offizier nach oben. Dann machen Sie klar zum Ankern!«
    »Aber…« Keen schluckte seinen Protest hinunter, denn er wußte, Bolitho kannte die Risiken selbst nur zu gut. Auf so tiefem Wasser vor Legerwall zu ankern, hieß das Schicksal herausfordern. Wenn der Wind auffrischte, würde der Anker schlieren und
Achates
hilflos auf die überspülten Korallenriffe treiben.
    Bolitho schritt auf und ab und überlegte, während ein Leutnant in fliegender Hast zum Krähennest aufenterte.
    Dem Gouverneur stand es frei, seine Insel zu schützen, auf welche Weise ihm beliebte. Vielleicht war er ja von anderer Seite angegriffen worden und würde die Sperre entfernen, sobald
Achates
identifiziert worden war. Aber Bolitho verwarf diese Idee sofort wieder. Das Schiff hatte fast seine gesamte Dienstzeit in diesen Gewässern gesegelt und mußte mit Leichtigkeit erkannt worden sein.
    Der Leutnant, der zur Unterstützung des Ausguckpostens aufgeentert war, rief zum Deck herunter: »Die Sperre besteht aus einer Reihe vermurter Boote, Sir!«
    Er war erst kürzlich zum Offizier befördert worden und hatte eine helle junge Stimme, die fast mädchenhaft klang; einige Matrosen grinsten bei ihrem Klang und stießen sich an, bis ein Anraunzer von Quantock sie zur Ordnung rief.
    Mit einem Ruck schob Keen sein Teleskop zusammen. »Klar zum Anluven. Bemannt die Brassen. Und die Ankerwache nach vorn – aber lebhaft!«
    Wieder ließ der junge Leutnant sich von oben vernehmen: »Eine Yawl hält auf uns zu, Sir!«
    Besorgt suchte Keen Bolithos Blick.
    »Also ankern Sie«, sagte dieser kurzangebunden.
    »Rüder nach Lee! Halten Sie sich bereit, Mr. Quantock!«
    Mit Getöse schwangen die Rahen herum, Segel knallten und Blöcke schlugen, als das Schiff abrupt an Fahrt verlor.
    »Laß fallen Anker!«
    Mit einem gewaltigen Platschen schlug der schwere Anker in die See und warf Gischt bis über den Klüverbaum auf. Bootsmann Rooke und

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