Der Brandstifter
müssen, und Caspian Faraday, der Widerling, hätte sie niemals belästigt– das war es übrigens im Wesentlichen, was er getan hat.«
» Ich weiß.«
» Ach so.« Louise schien die Puste auszugehen. Sie starrte mich an. » Sie wussten von Caspian und Rebecca?«
» Ich habe ihn vernommen.«
» Aha. Und was hat er gesagt?«
» Dies und das.« Ich wusste, dass diese Nicht-Antwort sie ärgern würde. Und ich wusste auch, dass sie nicht weiter bohren würde. Louise begriff so etwas schon.
Sie kniff die Augen zusammen. » Ich verstehe überhaupt nicht, warum Sie sich so auf Rebeccas Zeit in Oxford konzentrieren. Das hat doch nichts mit dem zu tun, was jetzt passiert ist.«
» Wirklich nicht?«
» Ganz offensichtlich nicht. Ein Serienmörder hat sie umgebracht. Sie hatte schlichtweg Pech. Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort.«
Ich fand, dass es langsam an der Zeit war, ein paar von meinen Karten auf den Tisch zu legen. » Eigentlich sind wir uns gar nicht so sicher, ob es wirklich der Brandstifter war, der Rebecca ermordet hat. Möglicherweise war es ja auch jemand, den sie kannte und der es so aussehen lassen wollte, als sei es dieser Serienmörder gewesen. Vielleicht jemand, den sie erpresst hat. Vielleicht jemand anders. Sie hatte eine Menge Probleme, als sie starb, und es gab schon einige Leute, die sich ihren Tod gewünscht haben könnten.«
» Wer denn zum Beispiel?«, fragte Louise, und ich konnte ihre Worte kaum hören, so leise sprach sie. Sie sah zu Tode erschrocken aus.
Noch ehe ich ihr antworten konnte, hörte ich aus dem Flur hinter mir ein Geräusch, drehte mich auf meinem Stuhl um und sah Gil Maddick in der Tür stehen. Er sah sehr attraktiv und sehr wütend aus, und ich hatte keine Ahnung, wie lange er schon dort gestanden und wie viel er mitgehört hatte, doch mir fiel auf, dass er barfuß war. So zerzaust, wie seine Haare aussahen, und seinem Auftreten nach zu urteilen, war ich mir sicher, dass er geradewegs aus dem Bett kam.
» Na, sieh mal einer an, wen wir hier haben. Fräulein Woman Police Constable Neugierig auf Hausbesuch.«
» Diesen Dienstgrad gibt es nicht mehr«, entgegnete ich gelassen. » Es heißt jetzt für alle Police Constable. Und im Übrigen bin ich Detective Constable, DC Neugierig also, wenn’s recht ist.«
» Ich bitte um Verzeihung.« Er verschränkte die Arme. » Interessant, Ihnen hier zu begegnen.«
» Ganz meinerseits, ich bin ebenfalls überrascht, Sie zu sehen.« Ich versuchte zu rekapitulieren, was ich kurz zuvor alles gesagt hatte. Seinen Namen hatte ich jedenfalls nicht erwähnt, da war ich mir sicher. Aber was zum Teufel hatte er in Louises Haus zu suchen?
Wie um mir zu antworten, ging er um den Tisch herum, stellte sich hinter Louise, ließ seine Hand in den Kragen ihres Sweatshirts gleiten und beugte sich zu ihr hinunter, um sie auf die Wange zu küssen. Dabei hielt er die ganze Zeit Blickkontakt mit mir. Zuerst hatte ich das Gefühl zu stören, und dann packte mich die Wut, weil er mir dieses Gefühl aufzwang.
» Du hättest mich nicht so lange schlafen lassen sollen, Lulu. Es ist schon fast drei.«
Sie wirkte verlegen, aber auf eine eigentümliche Weise auch triumphierend, und das Leuchten, das ich bei meiner Ankunft an ihr bemerkt hatte, war vollständig zurückgekehrt.
» Ich dachte, du musst dich auch mal ausruhen. Und ich wollte mich gern allein mit DC Kerrigan unterhalten, ohne Ablenkung.«
Die Hand unter ihrem Kragen bewegte sich kurz und hielt dann wieder still. » Ich soll also verschwinden?«
» Ich denke, wir sind soweit fertig.« Sie sah mich an und hob die Augenbrauen.
» Das denke ich auch.« Mir war schlecht. Ich fühlte mich, als würde ich zusehen, wie jemand auf den Rand einer Klippe zurennt und nicht die geringste Ahnung von der Gefahr hat, in der er schwebt. » Aber ich würde gern kurz mit Ihnen sprechen, Mr. Maddick, da Sie nun schon mal hier sind. Unter vier Augen, wenn es geht.«
» Geht doch ins Wohnzimmer«, schlug Louise bereitwillig vor. » Ich muss sowieso noch hier aufräumen. Mach ein bisschen Licht an, Gil. Es ist bestimmt düster, jetzt, da die Sonne schon ums Haus herum ist.«
Ich folgte ihm in ein kleines Zimmer, das von einem riesigen abstrakten Gemälde über dem Kamin dominiert wurde– von verwischten Blau- und Grautönen, die auf den ersten Blick an eine Meereslandschaft erinnerten. Der restliche Raum war eindeutig Ikea-Stil, so als hätte sie eine Seite aus dem Katalog gerissen und alles genauso
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