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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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mir und schenkte Louise ein treuherziges Lächeln.
    Der Brownie war zum Dahinschmelzen lecker, sodass ich ihn in null Komma nichts aufgegessen und jeden einzelnen Krümel vom Teller gestippt hatte. Seufzend lehnte ich mich zurück.
    » Umwerfend. Sollte Ihnen die Juristerei jemals langweilig werden, müssen Sie unbedingt eine eigene Bäckerei aufmachen.«
    » Darüber habe ich tatsächlich schon mal nachgedacht. Ich bin total verliebt in die Idee, in einem netten Städtchen mit massenhaft durstigen Touristen eine kleine Teestube zu eröffnen. Vielleicht irgendwo an der Südküste.«
    » Wie wäre es denn mit Oxford? Dort gibt es doch Unmengen von Touristen.«
    » Nein. Dort nicht.«
    Eigentlich hatte ich nur das Gespräch in Gang halten wollen, doch ihre Stimme klang plötzlich angespannt, und ich sah ihr an, dass sie sich wieder hinter ihre reservierte Maske zurückgezogen hatte.
    » Ich dachte, Sie waren dort glücklich.«
    » War ich auch. Aber man sagt schließlich, dass man nicht zweimal in denselben Fluss steigen kann.«
    » Warum nicht?«
    » Ich weiß nicht.« Sie lachte kurz. » Darüber hab ich noch nie nachgedacht. In einem Fluss fließt das Wasser ständig weiter, nehme ich mal an. Es bleibt nie stehen. Also ist es niemals derselbe Fluss, auch wenn man am selben Ort ist. Ergibt das einen Sinn?«
    » Mehr oder weniger«, sagte ich zweifelnd. » Eigentlich wollte ich genau darüber mit Ihnen reden.«
    » Über Oxford?«
    » Ja. Über den Fluss, genauer gesagt. Was ist mit Adam Rowley passiert, Louise?«
    Sie hatte sich zu sehr unter Kontrolle, um sich auf die Lippe zu beißen oder anderweitig Unruhe erkennen zu lassen, aber sie konnte nicht verhindern, dass ihr die Farbe aus dem Gesicht wich, als sie antwortete. » Ich verstehe nicht, was das mit Rebecca zu tun haben soll. Er ist ertrunken. Es war ein Unfall.«
    » Mag sein, dass es ein Unfall war. Aber nach allem, was ich gehört habe, könnte es auch Mord gewesen sein.«
    » Wer hat das denn gesagt?« Sie klang eher amüsiert als alarmiert, und ich erkannte, dass sie sich wieder im Griff hatte– nach dem kleinen Aussetzer, der so flüchtig war, dass ich ihn mir vielleicht auch nur eingebildet hatte.
    » Verschiedene Leute. Und was ist mit Ihnen– was glauben Sie?«
    » Adam wurde nicht ermordet. In der Nacht, in der er starb, war er zugedröhnt mit Alkohol und Drogen. Er ist in den Fluss gefallen, und ich hab mich ehrlich gesagt gewundert, dass das nicht schon früher irgendwann passiert ist. Die Flussufer waren zu der Zeit vollkommen ungeschützt, es gab nichts, das einen vorm Hineinfallen bewahrt hätte. Typisch Latimer College eben. Hauptsache, es sieht nett aus, das ist alles, was zählt. Sicherheit oder gesunder Menschenverstand spielen überhaupt keine Rolle.« Der giftige Ton in ihrer Stimme überraschte mich.
    » Ich dachte, Sie mochten Oxford. Das haben Sie mir gesagt, als wir uns das erste Mal begegnet sind. Sie haben heute sogar das College-Sweatshirt an«, wandte ich ein.
    Sie zuckte die Schultern. » Ja, schon. Ich hab damals eben einfach alles so hingenommen. Der Lehrkörper dort ist im Wesentlichen ein Alterssitz für ewige Schuljungen. Die haben keine Lust, sich mit dem wahren Leben zu befassen. Und das müssen sie auch nicht, die meiste Zeit jedenfalls nicht. Ich fand es himmlisch, so weit weg von der Wirklichkeit zu sein, als ich dort war. Heute bin ich mir dessen nicht mehr so sicher. Um einen Eindruck von ihnen zu bekommen, braucht man sich doch nur mal anzusehen, wie die auf Adams Tod reagiert haben.«
    » Wie haben sie denn reagiert?«
    » Eine Hexenjagd haben sie veranstaltet. Sie wollten unbedingt beweisen, dass sie keine Verantwortung dafür trugen. Irgendein böser Einfluss von außen hatte sich breitgemacht und klebte ihnen nun wie Hundekacke am Schuh. Man hätte meinen können, dass sie nach der bösen Schlange im Garten Eden suchen. Jeder, der nicht ins Bild passte, wurde automatisch verdächtigt.«
    Ihre geschliffene Aussprache schwächelte ein wenig. Wenn Louise sehr schnell sprach, ging hier und da schon mal ein Konsonant verloren.
    » So wie Sie?«
    Sie lachte. » Ich? Mich haben sie nicht mal bemerkt. Nein, ein Freund von mir wurde geext. Das hat seine Karriere komplett ruiniert. Er war ein brillanter Chemiker. Er hätte in die Forschung gehen und richtig was werden können. Aber nach dem, was ihm da im Latimer passiert war, ist er nie zur Chemie zurückgekehrt. Seitdem hat er nie eine ordentliche Arbeit gefunden, immer

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