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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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getreten war. Die Audienz war jedenfalls beendet. Ich bedankte mich und huschte zurück an meinen Schreibtisch, wo ich das Gespräch noch einmal Revue passieren ließ. Als Godley sich schließlich anschickte zu gehen, versuchte ich hinter einem Aktenstapel unsichtbar zu werden. Seine Schritte verlangsamten sich, bis sie neben mir innehielten.
    » Halten Sie sich morgen Abend dienstbereit, und ich sehe zu, dass Sie in eines der Überwachungsteams integriert werden.«
    Dankbar murmelte ich etwas Unzusammenhängendes, und er ging weiter– gesenkten Hauptes, die Last der Welt auf seinen Schultern. Chief Superintendent Godley in Hochform. Er hatte alle Details im Blick– sogar ein so unbedeutendes wie mich.
    Das viktorianische Stadthaus, in dem Louise North wohnte, befand sich erwartungsgemäß in makellosem Zustand. Sie rechnete zwar mit meinem Besuch, da ich vorher angerufen hatte, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sie die letzte halbe Stunde mit Aufräumen zugebracht hatte. Der kleine Vorgarten rechts vom ordentlich gepflasterten Weg war mit glatt geharktem, weißem Kies bedeckt, und das einzige Grün waren zwei runde Buchsbäumchen in Zinkkübeln zu beiden Seiten der Haustür. Ich betrachtete sie, und noch ehe ich auf den Klingelknopf drücken konnte, öffnete sich auch schon die Tür.
    » DC Kerrigan. Kommen Sie rein. Möchten Sie eine Tasse Tee?«
    » Sehr gern, aber wenn Sie mir einen Tee kochen, müssen Sie mich bitte Maeve nennen.«
    » Also dann, Maeve. Kommen Sie bitte.«
    Es war das erste Mal, dass ich mich mit Louise auf ihrem Privatterritorium traf, und ich war auf der Stelle fasziniert. Sie hatte doch noch eine andere Seite– eine weichere. Ihr Haar war offen und umspielte ihr Gesicht. Es wirkte blonder, als ich es in Erinnerung hatte. Sie trug alte, ausgeblichene Jeans, regenbogenbunte Ringelsocken und ein hellblaues Sweatshirt mit ausgeleiertem Bündchen und Mehlstaub darauf. Auf dem Rücken stand groß LATIMER , wie ich bemerkte, als ich ihr durch den schmalen Flur in die Küche folgte. Diese war klein, aber gemütlich, mit gelb getünchten Wänden und Kräutern, die in kleinen Blumentöpfen auf der Fensterbank standen. Der leckere Duft von frisch Gebackenem hing in der Luft. Neben dem Herd hing eine Sammlung von Küchengerätschaften, wie sie nur ein geübter Koch braucht, und ich sah Louise mit einem neuen Gefühl von Achtung an.
    » Jetzt sagen Sie bloß, Sie backen selbst Kuchen.«
    » Hin und wieder. Im Moment ist er gerade im Ofen, aber ich habe noch frische Brownies, falls Sie Appetit haben.«
    Ich hatte nicht zu Mittag gegessen, und der Gedanke an einen Brownie kam mir ungeheuer verlockend vor. » Warum nicht. Dankeschön.«
    » Setzen Sie sich doch.«
    Ein runder, blankgescheuerter Tisch und vier Holzstühle bildeten den Mittelpunkt der Küche. Ich hängte meine Jacke über eine Stuhllehne und setzte mich auf einen anderen. Dann stützte ich das Kinn in die Hand und sah Louise zu, wie sie in der Küche herumwuselte.
    » Ich hätte gar nicht gedacht, dass Sie so eine Küchenfee sind.«
    » Bin ich eigentlich auch nicht. Aber Backen ist ganz einfach.«
    » Wenn Sie meinen«, sagte ich zweifelnd und musste an die bleischwere, pappige Biskuittorte und die steinharten Teekuchen denken, die ich im Hauswirtschaftsunterricht fabriziert hatte– was mein letzter Versuch war, etwas selbst zu machen, was es für wenig Geld genauso gut in jedem Supermarkt zu kaufen gab. Meiner Ansicht nach war das Leben zu kurz zum Abwägen von Zutaten, und das Rezept, das ich nicht unausweichlich vermasseln würde, war wohl noch nicht erfunden. Aber Louise hatte ganz offensichtlich Spaß an solchen Dingen. Gewissenhaft und gründlich. Eigenschaften, mit denen ich mich auch gern schmücken würde.
    Als ich mich in ihrer Küche umsah, registrierte ich zwei Kaffeetassen auf dem Abtropfbrett, daneben zwei Teller und zwei Weingläser, die noch nicht wieder weggeräumt waren. Auf dem Weg durch den Flur hatte ich eine Herrenjacke über dem Treppengeländer hängen sehen. Wenn ich mich nicht total irrte, war Louise kein Single mehr. Mir fiel der Knutschfleck wieder ein, den ich leicht angewidert bei Rebeccas Trauergottesdienst an ihrem Hals entdeckt hatte. Nicht etwa, dass ich etwas gegen Affären hatte, die Umstände waren eben nur eben etwas schauerlich, falls die Sache tatsächlich dort ihren Anfang genommen hatte. Ich würde diese Küche nicht wieder verlassen, ehe ich nicht mehr darüber erfahren hatte, schwor ich

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