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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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nur Jobs hier und da, um finanziell irgendwie klarzukommen. Es passte ihnen nicht, wie er aussah, es passte ihnen nicht, was er sagte, und so haben sie ihn einfach zum Sündenbock gemacht, um selbst besser dazustehen.«
    » Rebecca hatte auch ganz schön zu kämpfen, oder?«
    » Aber nur, weil sie es so wollte. Sie liebte es zu leiden. Sie wollte Aufmerksamkeit.« Louise musste den bestürzten Ausdruck auf meinem Gesicht bemerkt haben, denn sie deutete schnell ein knappes Lächeln an. » Oh, ich habe Rebecca sehr gerngehabt, aber sie war eben ein bisschen von der hysterischen Sorte. Sie war sowieso übersensibel– sie hatte Angst vor den Abschlussprüfungen, weil es für sie nicht so gut gelaufen war. Außerdem hatte sie zu wenig gegessen und zu wenig geschlafen, sodass sie ganz schön fertig war. Und dann kam Adams Tod. Das war ihre Rettung– eine überzeugende Ausrede, um sich vor den Prüfungen zu drücken. Ihren Tutor hatte sie um den Finger gewickelt, und er hat tatsächlich ein Auge zugedrückt.«
    » Wollen Sie damit sagen, dass ihre Erschütterung über seinen Tod nicht echt war?«
    » Sie war schon echt, verstehen Sie mich nicht falsch. Rebecca meinte immer, was sie sagte. Aber es kam ihr eben alles sehr gelegen. Sie war fest davon überzeugt, dass Adam die Liebe ihres Lebens war, und nun war er für immer gegangen, auch wenn er eigentlich nur ein mieser kleiner Dreckskerl war, der sich herzlich wenig für sie interessiert hatte, außer dass sie leichte Beute gewesen war. Es war absolut kein Verlust für irgendwen, und ganz bestimmt nicht für sie, da sie es von alleine nicht schaffte, sich von ihm fernzuhalten.«
    » Aua.«
    Louise sah mich herausfordernd an. » Ich konnte ihn nicht ausstehen.«
    » Sagen Sie bloß.« Allmählich gewann ich den Eindruck, dass Louise keinen einzigen Mann gut genug für ihre Freundin gefunden hatte. Einen Moment überlegte ich, wie ich es angehen sollte. » Louise, warum könnte Rebecca gesagt haben, dass sie die Verantwortung für Adams Tod trug?«
    » Sie hat was gesagt?« Wieder hatte ich sie aus der Fassung gebracht.
    » Eine von ihren anderen Freundinnen hat mir erzählt, Rebecca habe gesagt, dass sie in etwas Schreckliches verwickelt sei, und sei deswegen ganz sicher gewesen, jung sterben zu müssen. Sie hat es so ausgedrückt, dass sie mit ihrem Leben für das eines anderen bezahlen müsse. Ich kann nur vermuten, dass sie da von Adam sprach– es sei denn, Sie wissen etwas, das ich nicht weiß.«
    Stumm schüttelte sie den Kopf.
    » Wieso glaubte Rebecca, dass Adams Tod etwas mit ihr zu tun hatte? Sie war nicht mal im College, als es passierte. Sie hatte ein Alibi.«
    » Noch so eine Selbstinszenierung. Ich würde dem, was Rebecca darüber gesagt hat, nicht allzu viel Glauben schenken. Sie war die Sorte Mensch, der nach einer langen Fahrt im Sommer das Auto nicht von vorn sehen will, weil am Kühlergrill ja tote Schmetterlinge kleben könnten. Im Grunde genommen war sie viel zu sensibel für diese Welt. Sie hat sich für alles verantwortlich gefühlt, egal, ob es in ihrer Hand lag oder nicht.«
    » Haben Sie sie jemals etwas über Adam sagen hören? Dass sie sich schuldig fühlte? Oder irgendetwas, das vielleicht im Zusammenhang mit seinem Tod stand?«
    » Nicht, dass ich wüsste. Aber sie hätte darüber sowieso nicht mit mir geredet. Ich hab ihr gesagt, dass sie sich zusammenreißen soll, als sie danach ihren Nervenzusammenbruch hatte. Und dass es mir auf die Nerven ging, mir ständig anzuhören, wie fertig sie war. Ich dachte, das wäre die einzige Möglichkeit, sie aus ihrer Gemütsverfassung wieder rauszuholen. Aber das hat sie mir übelgenommen. Wir haben danach monatelang nicht miteinander geredet.«
    » Nur weil Sie kein Mitleid wegen ihres Nervenzusammenbruchs hatten?«
    » Weil ich mich nicht hinter sie gestellt habe. Ich wollte, dass sie ihre Prüfungen macht und das Studium zusammen mit mir abschließt. Ich wusste, dass sie nach einem Jahr Pause nicht mehr so gut sein würde. Und ich hatte Recht. Sie hat versucht davonzulaufen. Aber das kann man nicht ewig tun. Früher oder später muss man sich dem stellen, wovor man sich fürchtet.«
    » Manchmal ist Angst aber auch nützlich«, sagte ich leise. » Manchmal muss man um seiner selbst willen davonlaufen.«
    » Ihr hat es nicht geholfen«, beharrte Louise. » Und niemand hat mir dabei geholfen, sie wieder auf Kurs zu bringen. Hätten ihre Eltern mich damals unterstützt, hätte sie nicht noch mal antanzen

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