Der Brandstifter
schlechtes Gewissen deswegen.« Wieder riskierte er einen Blick in meine Richtung und versuchte abzuschätzen, wie ich reagierte. » Nun war Chloe echt ein Spatzenhirn. Hübsch, aber blöd. Rückblickend denke ich, es war bloß gut, dass die Beziehung damals zu Ende war. Nur eine ziemliche Pleite eben, dass ich danach eine Vorstrafe am Hals hatte.«
Offensichtlich gewann er langsam seine Fassung wieder. Das boshafte Funkeln in seinen Augen passte eher zu dem Gil, den ich kannte.
» Und du hattest nicht die Absicht, mir davon was zu sagen.« Es war eine Feststellung, keine Frage.
Er zögerte und legte sich seine Worte sorgsam zurecht. » Ich dachte nicht, dass das im Moment für dich wichtig wäre.«
» Du hast es dir also für den richtigen Moment aufgehoben. Wie nett.« Ich hatte meinen Sarkasmus voll aufgedreht– unmöglich, dass ihm das entging.
» Ich wollte warten, bis unsere Beziehung stabiler ist. Wir sind uns noch nicht vertraut genug.« Er zuckte die Schultern. » Und ich dachte, dass dich meine Exfreundinnen vielleicht nicht so besonders interessieren.«
» Es ist nicht einfach, dir zu vertrauen, wenn ich deine Vergangenheit nicht kenne«, erklärte ich und stand auf. » Ich kann verstehen, warum du mir das nicht als Erstes erzählen wolltest, aber ich möchte nicht noch mehr Geheimnisse über dich herausfinden müssen, bloß weil die Polizei zufällig davon weiß und findet, dass du mich darüber aufklären solltest. Langsam verstehe ich, warum Maeve sich solche Sorgen um meine Sicherheit macht.«
» Sie glaubt, dass ich auch Rebecca was angetan habe, weil sie mal gestürzt ist. Erinnerst du dich, als sie sich den Wangenknochen gebrochen hat? Das war nur ein Unfall.« Er zuckte wieder die Schultern. » Was soll man da machen? Die Polizeitante lässt es so aussehen, als sei ich der Teufel persönlich, aber sie täuscht sich in mir. Sie kennt mich ja nicht. Im Gegensatz zu dir.« Er stand auf und kam auf mich zu.
» Ich hatte geglaubt, dich ein bisschen zu kennen«, räumte ich ein und wich ihm aus.
» Nichts hat sich geändert.«
» Nein. Bis auf…« Ich zögerte.
» Bis auf nichts.« Sein Arm glitt um mich, und ich fühlte seinen Atem an meinem Gesicht. » Du kennst die Wahrheit. Sie nicht. Und es ist mir egal, was sie von mir denkt– außer dass es echt nervt, mich vor dieser Polizisten-Tussi zu rechtfertigen, weil sie anscheinend glaubt, dass ich eine Gefahr für dich bin–, aber es ist mir nicht egal, was du von mir denkst.« Er lehnte sein Gesicht an meins und zog mich fester an sich heran. » Jetzt sag schon.«
» Ich denke«, sagte ich und versuchte, mit fester Stimme zu sprechen, obwohl ich zitterte, als ich seinen Körper so nah an meinem spürte, » ich denke, es ist einfacher, es dir zu zeigen.« Ich bewegte mich in Richtung Tür, und er drückte mich noch fester an sich.
» Zeig es mir hier.«
Über die Schulter schaute ich zum Fenster. » Aber es ist mitten am Tag. Jemand könnte uns zusehen.«
» Das gehört zum Spaß dazu.«
Ich sah ihm ins Gesicht, weil ich nicht sicher war, ob er das ernst meinte. Er grinste zu mir herunter.
» Riskier mal was, Lulu. Ich fordere dich heraus.«
Ich wollte Nein sagen, hatte aber das Gefühl, dass Gil das nicht hinnehmen würde. Das war wieder ein Test– er wollte wissen, wie weit ich gehen würde. Rebecca hätte es ohne nachzudenken getan, nur weil er es wollte, und selbst damit hatte sie es nicht geschafft, ihn zu halten.
Letzten Endes war es eine einfache Entscheidung. Ich war einfach noch nicht bereit, Gil gehen zu lassen. Ich zwang mich, sein Lächeln zu erwidern und zu sagen, was er hören wollte.
» Wie könnte ich so einer Herausforderung widerstehen?«
11
Maeve
Obwohl mir Godley zugesichert hatte, dass ich an der verdeckten Operation teilnehmen durfte, bezweifelte ich immer noch, dass man mich tatsächlich lassen würde. Bei der Einsatzbesprechung saß ich ganz hinten und gab mir alle Mühe, nicht weiter aufzufallen. Ausnahmsweise war ich nämlich einmal nicht die einzige Frau unter den Anwesenden und in Jeans und Sweatshirt definitiv kein Hingucker. Die verdeckten Ermittlerinnen entsprachen dem Profil der Opfer– attraktive, langhaarige junge Damen in partytauglicher Kleidung mit Absatzschuhen und kurzem Rock, wozu sie sich unpassenderweise ihren Dienstpullover übergezogen hatten. Die Beamten direkt vor mir hatten kein Problem damit, in einer Weise ausführlich und pikant über ihre Kolleginnen zu spekulieren, dass mir
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