Der Brandstifter
sofort?«
Sie zuckte die Schultern. » Wir schieben Sie ein, so schnell es geht. Ich kümmere mich darum.«
» Aber doch bestimmt nicht in der nächsten Viertelstunde, oder?«
» Nein«, gab sie zu.
» Wenn ich Ihnen verspreche, dass ich danach sofort wiederkomme, darf ich dann erst noch mal losgehen und nach meiner Kollegin sehen?«
» Tun Sie, was Sie nicht lassen können. Aber seien Sie in fünf Minuten wieder hier, damit der Doktor Sie untersuchen kann.«
» Geben Sie mir zehn, ja?« Sie sah mich streng an, und ich schenkte ihr meinen flehentlichsten Blick. » Bitte.«
» Wenn Sie es mir ganz fest versprechen.«
Noch ehe sie den Satz beenden konnte, war ich auf und davon.
Allerdings war Yvonne zu überzeugen geradezu ein Kinderspiel gewesen, verglichen mit Dr. Gibb, der es völlig schnurz war, weshalb ich Maeve sehen musste. Sie war klein, dunkelhaarig, ernst und unnachgiebig und kam soeben durch die Doppeltür, die zum Reanimationsraum führte. Und genau die versperrte sie mir jetzt.
» In diesem Bereich sind Besuche nicht gestattet. Wir halten die Angehörigen der Patientin über ihren Zustand auf dem Laufenden, aber wenn Sie nur ein Kollege sind…«
» Ich bin nicht nur ein Kollege. Wir sind eng befreundet.« Aber das hätte ich auch der Wand sagen können.
» …würde ich gegen die Schweigepflicht verstoßen, wenn ich Sie über die Behandlung informieren würde.«
» Ich will doch nur wissen, wie es ihr geht.«
» Wenden Sie sich an ihre Familie.«
In meiner Verzweiflung brachte ich irgendwie ein Lächeln zustande. Wenn alle Stricke reißen, ist Charme gefragt… » Frau Doktor, Sie verstehen das doch bestimmt– ich war dabei, als sie angegriffen wurde. Ich mache mir wirklich Sorgen um sie und möchte doch nur wissen, ob es ihr gut geht. Bitte.«
Kopfschütteln. » Ich kann Ihnen leider nicht helfen. Bitte hören Sie auf, Ihre und meine Zeit zu verschwenden.«
» Herrgott noch mal!« Ich rastete aus. Das war ja nicht zum Aushalten.
Sam zupfte mich am Ärmel. » Komm schon, Kumpel. Lass gut sein. Geh in deine Kabine und sei ein braver Junge.«
Es blieb mir nichts anderes übrig. Die Zeit war um, und versprochen war versprochen. Leise vor mich hin fluchend trat ich den Rückzug an, während Sam neben mir her trottete.
» Ich wusste gar nicht, dass du so dicke bist mit der Kerrigan.«
» Was? Ach so. Nimm das bloß nicht so ernst. Ich wollte doch nur, dass die uns reinlässt.«
» Ja klar, logisch.« Er lachte schnaufend auf, und ich warf ihm einen missmutigen Blick zu.
» Und, geht’s uns schon besser, ja? Prima. Ist ja auch kein Grund, sich zu schämen, wenn man für 200 Meter rekordverdächtige zwanzig Minuten braucht.«
» Also, deine Sprüche kannst du echt stecken lassen. Nur weil ich vorhin gehört hab…«
» Ich hab dir doch schon erklärt, dass ich das nur so gesagt hab. Und wenn du es auch nur einem weitererzählst, dann such ich den Typen mit dem Geweih, leih es mir aus und steck es dir irgendwohin, sodass du eine Woche lang nicht richtig gehen kannst.«
» He, nun brems mal deine Gewaltfantasien…«
Ich ging zurück zur Kabine und zog den Vorhang zu, damit er nicht mit reinkam. Für heute hatte ich definitiv genug von Sam. Ich setzte mich auf die Kante der Behandlungsliege, fühlte mich halbtot und wartete auf die nächste Überraschung.
Yvonne hielt tatsächlich Wort. Es dauerte nur ein paar Minuten, bis jemand auftauchte, um sich fachkundig meinen Arm anzusehen. Und da in dieser Nacht sowieso alles schiefging, war die behandelnde Ärztin, die da gerade den Vorhang zurückzog, natürlich Dr. Gibb.
Nachdem mein Arm fertig verarztet war, wurde ich mit einem Verband am Ellbogen wieder entlassen. Außerdem hatte ich eine kleine Plastiktüte mit ziemlich brutalen Schmerztabletten bekommen, die ich nicht anzurühren gedachte. Normale Menschen wären jetzt nach Hause gefahren, was ich auch hätte tun sollen, aber stattdessen fuhr ich direkt zum Revier. Meine aufgewühlte Stimmung wollte ich mir nicht mit Schmerzmitteln vernebeln– so wohltuend das auch gewesen wäre. Keiner hatte mir bisher etwas über Maeves Zustand gesagt, sodass ich hoffte, wenigstens in der Dienststelle mehr zu erfahren. Außerdem hätte ich mit dem Wissen, dass sie noch in Gefahr schwebte, ohnehin keine Ruhe gefunden. In meinem Kopf rotierten die Gedanken. Wäre ich doch nur einen Tick schneller gewesen … Hätte ich mich bloß nicht so lange mit dem Journalisten aufgehalten … Wenn sie mir doch
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