Der Brandstifter
können als Chris. » Denken Sie wirklich, wir glauben Ihnen, dass Sie nur rein zufällig am Tatort aufgetaucht sind? Was hat denn zum Beispiel der Benzinkanister im Gepäckfach Ihres Mopeds zu suchen?«
» Na, falls mir mal der Sprit ausgeht«, entgegnete Selvaggi ungerührt, woraufhin um mich herum wieherndes Gelächter ausbrach, denn Judd hatte sich so ziemlich das Einzige herausgepickt, was Selvaggi plausibel erklären konnte.
» Wir werden eine Hausdurchsuchung bei Ihnen machen«, zischte Judd, dessen Ohren rot glühten. » Wir werden alles, was Ihnen, Ihren Eltern oder Ihren Schwestern gehört, auf den Kopf stellen, die ganze Bude auseinandernehmen. Und dann werden wir ja sehen, ob Sie eine vernünftige Erklärung für das haben, was wir da finden.«
» Na, hoffentlich findet ihr auch was«, merkte ein älterer Kollege lakonisch an. » Sonst wird das eine schöne Pleite.«
Selvaggis Miene war undurchdringlich, und sowohl Bildqualität als auch Kamerawinkel machten es zusätzlich schwer, Einzelheiten zu erkennen.
» Wann soll die Hausdurchsuchung denn sein?«, erkundigte ich mich in der Hoffnung, dass jemand darüber Bescheid wusste.
» Jetzt gleich. Der Beschluss ist gerade reingekommen.« Unbemerkt war Superintendent Godley eingetroffen und schaute nun zur Tür herein. » Rob, ich hatte gehofft, dass Sie hier sind. Wollen Sie mitkommen?«
» Auf jeden Fall.« Ich stieß mich von der Wand ab und folgte Godley hinaus zu dem bereitstehenden Wagen, der uns nach Brixton bringen sollte. Ich fasste das als Dank dafür auf, dass ich Selvaggi überwältigt hatte. Das war seine Art, sich erkenntlich zu zeigen, und ich schätzte das. Außerdem war ich dankbar für die Ablenkung von den Sorgen, die ich mir um Maeve machte, denn selbst das Geplänkel zwischen Judd und Selvaggi half nicht, um auf andere Gedanken zu kommen.
» Es gibt noch nichts Neues«, sagte Godley unvermittelt, als wir ins Auto stiegen. » Von Maeve, meine ich. Ich habe gerade im Krankenhaus angerufen.«
» Ach so, ja. Danke für die Info.«
» Ich sage Ihnen Bescheid, sobald ich etwas erfahre.«
» Sehr freundlich von Ihnen«, antwortete ich und konnte meine Verlegenheit kaum verbergen. Godley holte sein Handy hervor und rief den Sokoleiter an, um sich auf den neuesten Stand bringen zu lassen. Ich schaute aus dem Fenster auf die Straße und fragte mich, ob jemand von meinen Kollegen mitbekommen hatte, was ich für sie empfand, ob sie es vielleicht sogar früher bemerkt hatten als ich.
Selvaggis Zuhause war ein bescheidenes viktorianisches Stadthaus. Auf den ersten Blick wirkte es recht beengt, erwies sich dann allerdings im hinteren Teil als überraschend geräumig, immerhin wohnte er ja hier mit seinen Eltern und drei Schwestern. Die schrägen Fenster oben deuteten darauf hin, dass man den Dachboden ausgebaut hatte, und genau dort wohnte Selvaggi in einer quasi abgeschlossenen eigenen Wohnung, wie uns Kev Cox berichtete.
» Wir haben die Familie schon evakuiert. Sie waren zwar logischerweise nicht sonderlich erbaut, sind aber erst einmal bei Verwandten in Carshalton untergekommen.«
Das Haus befand sich bereits in einem unbewohnbaren Zustand. Kev hatte veranlasst, die Fenster im Erdgeschoss mit Planen zu verhängen und das auf der Straße geparkte Auto der Familie mit einem Sichtschutz abzuschirmen. Wie die anderen an der Hausdurchsuchung beteiligten Beamten trug Kev einen weißen Overall mit Kapuze und blaue Handschuhe. Godley und ich verschwanden hinter den Planen und zogen uns dort ebenfalls Papieranzüge und Handschuhe an, ehe wir das Haus betraten. Man hätte uns nicht über die Schwelle gelassen, wenn auch nur die kleinste Gefahr bestanden hätte, dass Beweismaterial zerstört wurde. Die Nachbarn hatten natürlich nichts Eiligeres zu tun gehabt, als die Presse zu informieren, sodass über unseren Köpfen schon ein Hubschrauber kreiste, der die Durchsuchung des kleinen Gartens filmte. Die Straße war an beiden Enden abgesperrt. Insofern bestand keine Gefahr, dass die Medien zu nahe herankamen. Aber sämtliche Anwohner in Sichtweite des Hauses dokumentierten alles, was sie erhaschen konnten. Die Nachrichten würden also bald voll davon sein. Zum Glück interessierten sich die Medien nicht für meine Person, aber die Nachricht von der Verhaftung hatte schon Sensationscharakter, sodass sie ein paar hübsche Bilder dafür brauchten. Kev war gerade mit Stressfältchen im Gesicht dabei, in den fraglichen Bereichen des Gartens Zelte
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