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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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E-Mails las, in denen sie von meiner preisverdächtigen Arbeitsleistung schwärmten).
    Ich starrte das Telefon auf meinem Schreibtisch an und spürte das Bedürfnis, Rebeccas Handynummer noch einmal zu wählen, nur um ihre Stimme zu hören. Ich entschied mich dann aber doch für ihre Dienstnummer, stellte das Telefon laut und verfasste während des Klingelns eine wunderbar dröge, aber wirkungsvolle E-Mail an meinen Verhandlungspartner der Gegenseite.
    » Hier ist Rebecca Haworth. Ich bin im Moment nicht am Platz. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht, ich rufe dann so schnell wie möglich zurück. In dringenden Fällen drücken Sie bitte die Null. So gelangen Sie zur Zentrale von Ventnor Chase und können sich mit meiner Assistentin Jess Barker verbinden lassen.«
    Weniger lebhaft zwar und geschliffener, aber ebenso herzlich und selbstsicher. Meine allerbeste und älteste Freundin Rebecca. Und im Moment die unzuverlässigste. Aber wie kam ich dazu, sie deswegen zu kritisieren? Ich hatte ja auf ihre Mails in den letzten Monaten auch nicht reagiert, sodass sie in den Tiefen der dienstlichen Nachrichten versanken, die täglich, stündlich, ja minütlich in meinem Posteingang landeten. Wenn ich E-Mails nicht noch am selben Tag beantwortete, verschwanden sie auf Nimmerwiedersehen und wurden im unerbittlichen System des Unternehmens archiviert. Jede Stunde war rechenschaftspflichtig, sodass ich mir einredete, keine Zeit für Privatmails zu haben. Kein Grund für Schuldgefühle also.
    Nur dass ich sie jetzt, da ich mit ihr– und nicht mit ihrem Anrufbeantworter– reden wollte, nicht erreichte.
    Während ich über Rebecca nachdachte, hatte das Telefon gepiept, woraufhin ich eine kurze Nachricht auf das Band nuschelte, dass sie mich zurückrufen solle, dass ich viel an sie dachte und dass wir uns bald treffen sollten, um Versäumtes nachzuholen. Ich beendete den Anruf per Tastendruck und merkte, wie mein Gesicht brannte, als ich nochmals darüber nachdachte, was ich gesagt hatte und wie. Es war doch wirklich albern, dass eine professionelle Anwältin wie ich Scheu vor Telefonaten hatte. Ich ärgerte mich darüber, dass ich bei jedem Klingeln zusammenzuckte und mir immer erst einmal verstohlen die feuchten Hände am Rock abwischen musste, ehe ich den Hörer abnahm. Aber ich mochte es einfach nicht. Es gefiel mir nicht, wie unüberlegt man manchmal am Telefon war und unversehens Dinge sagte, die man tatsächlich dachte. Ich hatte damit schon gelegentlich Leute in die Falle gelockt, indem ich bei Telefonaten mehr in ihre Worte hineininterpretierte, als ihnen bewusst war. Durch meine Hinweise hatte das Unternehmen schon wichtige Fälle gewonnen. Ich wusste besser als die meisten anderen, dass wir tagtäglich Drahtseilakte vollführten, die die meisten recht gut bewältigten. Nur hin und wieder stürzte jemand ab.
    Ein rotblonder Haarschopf erschien in meiner Tür.
    » Tock, tock. Wollen Sie einen Tee? In fünf Minuten beginnt die Besprechung. Essen Sie vorher lieber noch einen Happen, und bringen Sie ein bisschen Farbe in Ihr Gesicht.«
    » Nein, ich brauche nichts. Aber trotzdem danke, Martine«, antwortete ich und sah dabei kurz auf, ehe ich meinen Blick wieder dem Bildschirm zuwandte.
    Martine war meine Sekretärin. 30 Jahre Berufserfahrung, acht verschiedene Rottöne im Haar und ein unerschöpflicher Quell von Klatschgeschichten, guter Laune und ungebetenen Ratschlägen. Es lag nicht an ihr, dass ich mich innerlich verkrampfte, sobald sie den Raum betrat, oder dass ich mich von ihr als einziger unter meinen Kollegen eingeschüchtert fühlte. Sie hatte schon viele Anwälte kommen und gehen sehen, und ich fand es aufgrund meiner Jugend schwierig, ihre Dienste in Anspruch zu nehmen. Vermutlich mochte sie mich nicht, und als ernst zu nehmende Anwältin ging ich in ihren Augen sicher auch nicht durch. Das veranlasste mich dazu, noch mehr zu arbeiten und ihr zu Weihnachten oder zum Geburtstag aufwändige Geschenke zu machen. Um meine Ablage und meine Kopien kümmerte ich mich selbst und rackerte mich ab, um ihr keine Aufgaben übertragen zu müssen. Demzufolge langweilte sie sich und machte sich stattdessen als eine Art inoffizielle Sozialmitarbeiterin des Unternehmens und meine persönliche unerwünschte gute Fee verdient.
    » Alles in Ordnung mit Ihnen?« Sie stand jetzt mitten in meinem Büro. » Sie sind ja weiß wie die Wand. Sie haben Kopfschmerzen, oder? Brauchen Sie ein Schmerzmittel? Ich habe Nurofen da.«
    Mit hastigem

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