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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Unsummen von mir wollte. So lange hatte mein Auto doch gar nicht dort gestanden. Ich fischte die letzten Geldstücke aus meiner Tasche, befreite sie aus den Überresten eines Zellstofftaschentuchs und schob sie missmutig in den Schlitz. Der Automat rülpste, ich drückte den Quittungsknopf und quälte mir ein Lächeln ab.
    » Ja, klar. Gehört halt zum Beruf.«
    » He, ich bin’s, Maeve. Mir brauchst du nichts vorzumachen.«
    » Na gut, es ist ein verdammter Mist– wenn du mich so fragst.«
    » Du sagst es. Und ich hatte echt gedacht, wir hätten’s jetzt.«
    Wir redeten beide so locker daher, dabei wusste ich genau, dass es ihm nicht anders ging als mir. Eigentlich wurde es eher noch schlimmer dadurch, dass wir eine kurze Atempause gehabt hatten inmitten dieser ganzen kranken Anspannung, die sich jetzt in meinem Magen breitmachte und derentwegen sich mir der Kiefer verkrampfte– diese Anspannung, die meine Arbeitstage in einen Marathon verwandelte, mir den Schlaf raubte, mir keine Pause gönnte. Ich hatte mein Bestes gegeben– wie alle anderen auch–, um zu verhindern, dass so etwas noch einmal passierte. Und wir hatten allesamt versagt.
    » Kompliment– grandios eingeparkt.«
    Mein Auto stand quer über zwei Parklücken. » Na und? Ich hatte es halt eilig.« Ich entriegelte die Türen. » Steig ein und hör auf, mich blöd vollzuquatschen, sonst kannst du laufen– wohin müssen wir eigentlich?«
    » Stadhampton Grove. Irgendwo hinter dem Cricket-Stadion. Liegt in einem Gewerbegebiet.«
    » Weißt du, wie wir dahin kommen?«
    » Fahr einfach los, ich bin dein Super-Navi.«
    » Loser-Navi, wolltest du wohl sagen«, murmelte ich und grinste ihn an, bevor ich aus meiner Parklücke herausfuhr– oder besser gesagt aus meinen Parklücken.
    Der Verkehr hatte inzwischen stark zugenommen, und die Fahrt von Kingston zum Stadion war die reinste Qual. Kaum waren wir unterwegs, griff sich Rob sein Telefon und rief Kev Cox an, der sich schon am Tatort befand. Er war Leiter der Spurensicherung und hatte bereits die vier vorigen Fälle gemanagt. Wenn man jemanden suchte, der alles im Griff hatte, war Kev genau der Richtige. Ich kannte ihn nur als die Ruhe in Person. Ich bezweifelte, dass er jemals die Fassung verlor.
    » Und wer hat sie entdeckt? Einfach so vorbeigekommen, ja? Die Streife hat seine Personalien…? Ah, er ist noch da? Na wunderbar.«
    Ich suchte Robs Blick, tippte auf meine Armbanduhr, was er sofort verstand.
    » Wann genau war das?«
    Er hatte seinen Notizblock auf dem Knie, wo er außerdem das riesige Londoner Stadtplanheft balancierte, das auf einer völlig falschen Seite aufgeschlagen war, wie mir auffiel. Echt eine tolle Hilfe, der Mann. Er kritzelte » 3.17Uhr« in Riesenzahlen auf seinen Notizblock und hielt ihn mir hin. Das klärte die Sache endgültig, obwohl ich eigentlich keinen Zweifel an Victor Blackstaffs Unschuld gehegt hatte.
    » Kein Hinweis auf irgendwen, nehme ich an? Nichts zurückgelassen? Tja, der macht eben keine Fehler. Wie lange ist das letzte Mal jetzt her?«
    Das hätte ich ihm auch sagen können. Sechs Tage. Davor waren es zwanzig Tage. Und davor drei Wochen. Und zwischen dem ersten und dem zweiten Fall hatten gut drei Wochen gelegen. Der Täter legte an Tempo zu, was keine gute Nachricht war. Je weniger Zeit uns zwischen zwei Morden blieb, desto wahrscheinlicher war es, dass noch mehr Frauen starben.
    Andererseits musste es einen Grund dafür geben, dass er öfter zuschlug. Vielleicht fühlte er sich getrieben. Verunsichert. Möglicherweise verlor er langsam die Nerven und fing an Fehler zu machen.
    Bisher jedoch war ihm keine einzige Panne unterlaufen.
    Rob erkundigte sich bei Kev, wer außer ihm noch am Tatort war, aber ich hörte nicht mehr zu, sondern konzentrierte mich lieber auf den Straßenverkehr. Als er schließlich aufgelegt hatte, sah er mich an.
    » Was hast du mitbekommen?«
    » Das Wichtigste. Den Teil, wo du dich nach den Aktivitäten der Konkurrenz erkundigt hast, eher weniger.«
    Er war so anständig, einen beschämten Blick aufzusetzen. » Ich will doch nur wissen, mit wem ich noch arbeite.«
    » Quatsch, du willst nur wissen, wer noch um die Aufmerksamkeit vom Chef buhlt.« Ich weiß Bescheid, denn ich bin kein bisschen anders …
    » Keine Spur von Belcott bisher.« Dabei konnte er ein triumphierendes Grinsen nicht unterdrücken. Peter Belcott gehörte zu den eher nervtötenden Teammitgliedern: ehrgeizig, skrupellos und fies, wenn sich die Gelegenheit bot.

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