Der Brandstifter
ist, auch dann nicht, als sie hörte, dass Rebeccas Leiche dort gefunden wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie zu so einem Zufall nichts sagen würde, wenn sie unschuldig wäre. Außerdem hat sie in der Zwischenzeit ihren alten Wagen verschrottet und sich einen neuen gekauft. Als Geschenk an sich selbst, glaube ich. Vielleicht ja auch als Belohnung für eine besondere Leistung.«
» Okay, das klingt schon besser. Nicht schlecht, dass wir sie zur passenden Zeit am richtigen Ort aufspüren konnten. Aber wenn sie ihr Auto entsorgt hat, sind natürlich keinerlei Spuren mehr zu bekommen.«
» Ich kann mir gut vorstellen, dass das zu ihrem Plan gehört hat. Sie hat uns immer wieder auf falsche Fährten gelockt, zum Beispiel mit ihren Nachrichten auf Rebeccas Mailbox, damit es so aussieht, als habe sie versucht, sie zu erreichen, nachdem sie schon tot war. Selbst bei Rebeccas ehemaliger Arbeitsstelle hat sie aufs Band gesprochen. Dabei wusste Louise sehr wohl, dass Rebecca nicht mehr dort beschäftigt war, schließlich hatte sie ihr ja geholfen, ihren Schreibtisch auszuräumen. Als ich Rebeccas Assistentin heute am Telefon direkt darauf angesprochen habe, konnte sie sich wieder an Louises Namen erinnern. Wozu hätte sie eine Nummer anrufen sollen, von der sie wusste, dass sie dort niemanden erreichte, außer um uns vorzumachen, sie hätte Rebecca aus den Augen verloren? Und vergessen Sie nicht, dass wir sie in Rebeccas Wohnung angetroffen haben, als wir uns darin umsehen wollten. Sie hat dort geputzt und aufgeräumt, damit wir keine Hinweise finden, die uns verraten hätten, dass sie Rebecca am Abend vor deren Tod zum Abendessen eingeladen hatte– und auch keine Notizen von Rebecca, die uns Rückschlüsse auf ihr Motiv hätten ermöglichen können. Sie hat uns sogar weiszumachen versucht, Rebecca wäre ein unordentlicher Mensch gewesen. Von allen anderen, mit denen ich gesprochen habe, habe ich dagegen immer wieder zu hören bekommen, wie akkurat und perfekt organisiert sie war. Ich hatte das erst für ein Indiz dafür gehalten, wie sehr sie unter Druck gestanden hatte, aber umgekehrt betrachtet heißt das, dass Louise uns schlichtweg belogen hat.«
» Apropos Motiv– welches könnte das bei ihr sein?«
» Da bin ich mir nicht ganz sicher. Vielleicht hatte sie schlicht und ergreifend die Nase voll davon, immerzu in Rebeccas Schatten zu stehen. Louise war ja damals, als Adam Rowley ums Leben kam, ebenfalls in Oxford, aber als ich sie darauf angesprochen habe, war ihr das sichtlich unangenehm. Es hat sie sogar ziemlich nervös gemacht. Erst dachte ich bloß, sie hätte Angst, dass Gil Maddick uns belauschen könnte, aber inzwischen nehme ich an, sie hatte ganz andere Befürchtungen, nämlich weil ich ihr bedrohlich dicht auf den Fersen war.«
» Maddick.« Godley verzog das Gesicht. » Das ist für mich auch so ein Problem. Ich verstehe nicht so recht, wie Sie plötzlich darauf kommen, dass sie nicht mehr potenzielles Opfer, sondern die Mörderin ist.«
» Louise hat mir diese Opferrolle bewusst suggeriert. Und ich war so damit beschäftigt, sie darin zu sehen, dass ich sie als Verdächtige vollkommen außer Acht gelassen habe. Und genau das war ihr Plan. Sie hat die ganze Zeit meine Aufmerksamkeit auf Gil Maddick gelenkt– schließlich neigt ihr Exfreund seit jeher zu Gewalt gegenüber seinen Partnerinnen, und seine Trennung von Rebecca war offenbar das auslösende Moment für deren persönlichen Niedergang, einschließlich Jobverlust, zunehmender Drogensucht und Essstörung. Louise war auch nicht die einzige von Rebeccas Freunden, die mir von Maddicks besitzergreifendem Wesen berichtet hat. Offensichtlich hat er versucht, sie von den anderen fernzuhalten, was ganz typisch ist für derart herrschsüchtige Menschen. Aber das ist natürlich kein Beweis dafür, dass er ihren Tod gewollt hat. Ich habe keinerlei Anhaltspunkte dafür gefunden, dass die beiden vor Rebeccas Tod Kontakt miteinander hatten– keine E-Mails, Telefonate oder SMS . Ich glaube wirklich, dass er komplett mit ihr abgeschlossen hatte.«
» Aber Sie waren sich doch anfangs ganz sicher, dass er schuldig ist, Maeve«, wandte Godley behutsam ein. » Wie erklären Sie dann, dass Sie jetzt ebenso überzeugt davon sind, dass es Louise war?«
» Ich war zunächst davon ausgegangen, dass er ein Gewalttäter ist, der es seiner Exfreundin übelnimmt, dass sie ein neues Leben angefangen hat, aber das passte nicht zu den Fakten. Er hat gute Aussichten
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