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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Videomaterial der Soko Mandrake durch die Polizei-Datenbanken sowie die der Kfz-Zulassungsbehörde zu jagen, die zugehörigen Fahrer zu ermitteln und aus dem Kreis der Verdächtigen auszuschließen, falls sie ein Alibi für die Mordnächte des Brandstifters vorweisen konnten. Als er damit fertig war, durfte er gleich wieder von vorn anfangen, nur diesmal im Hinblick auf den Mord an Rebecca, da Godley beschlossen hatte, die entsprechenden Recherchen parallel zu den Hauptermittlungen zu betreiben. Und wenn es eins gab, das DC Vale bis zur Perfektion beherrschte, dann war es die strukturierte Aufbereitung von Informationen. Seine Tabellen waren eine wahre Augenweide. Ich hatte sie mir bereits angesehen, als ich die Akte durchforstet hatte, aber jetzt nahm ich sie mir erneut vor, und dieses Mal konzentrierte ich mich auf alle Fahrzeuge, die als » nicht von Interesse/nicht weiterverfolgt« markiert waren– auf der Suche nach dem Range Rover. Aber etwa nach der Hälfte der vierten Seite entdeckte ich etwas vollkommen Unerwartetes. Mein Herz machte vor Schreck einen Sprung. Ein Fahrzeug, das mir von Marke und Modell her bekannt vorkam. Und ein Fahrer.
    Godley, oder wer auch immer die Akte in seinem Auftrag zusammengestellt hatte, war so gewissenhaft gewesen, drei DVD s mit Filmmaterial beizulegen, und Vale hatte jeden einzelnen Eintrag in seiner Tabelle liebevoll mit einem Querverweis auf Zeitstempel und Ortsangabe versehen. So war es ein Kinderspiel, die richtige DVD zu finden, und nur unwesentlich schwerer, Dad zu überreden, sich für fünf Minuten von seiner Fernbedienung zu trennen– » Warum? Was hast du denn da? Einen Film? Warte, ich leg ihn für dich ein«–, und eine Sache von wenigen Sekunden, die richtige Stelle in der Aufnahme anzusteuern. Das Material stammte von einer Tankstelle in der Nähe des New-Covent-Garden-Gemüsegroßmarkts, und der Aufnahmewinkel war so groß, dass der vorbeifahrende Verkehr ein oder zwei Sekunden lang im Bild blieb. Ich hielt den Atem an, als das Auto, das ich sehen wollte, den unteren Bildrand passierte. Der Fahrer war zwar nicht besonders gut zu erkennen, aber immerhin gut genug– besonders auf Dads riesigem Bildschirm–, um die Gesichtszüge zu erraten und zu wissen, wen ich da vor mir hatte. Das mochte nicht ausreichen, um das Gericht zu überzeugen, aber mich hatte es überzeugt.
    Und das änderte schlagartig alles.

Louise
    Nach dem Zwischenfall auf der Treppe fasste ich den Entschluss, dass die Sache mit Gil ein Ende haben musste. Dabei konnte ich ihm diesen Vorfall sogar verzeihen– seltsamerweise hatte ich geradezu erwartet, dass er so mit mir umgehen würde. So war er eben: gefährlich wie eine offene Flamme, und wenn ich unbedingt die Motte spielen musste, war es meine eigene Schuld. Meine Lehre daraus hatte ich reichlich spät gezogen, und im Grunde war ich dankbar für den Denkzettel, den er mir gerade noch rechtzeitig verpasst hatte und der mich davor bewahrte, ihm zu vertrauen oder mich gar in ihn zu verlieben. Nicht, dass je die Gefahr bestanden hätte, wie ich mir noch einmal selbst versicherte. Das hatte ich lediglich sehr überzeugend vorgetäuscht. Aber ich hatte meine Rolle gründlich satt. Ich wollte nicht mehr die Zweitausgabe von Rebecca sein, die er auf ewig hätte lieben können. Der Reiz des Neuen war verflogen. Ich schämte mich jetzt ein bisschen, dass ich nicht eher abgesprungen war. Und obwohl es Spaß gemacht hatte auszuprobieren, wie es war, seine Freundin zu sein, wurde es allerhöchste Zeit, dem ein Ende zu machen.
    Ich wollte ihm jedoch noch 24 Stunden geben. Einen vollen Tag, um in der Einbildung zu leben, er habe mich gefügig gemacht. Unter seine Kontrolle gebracht. Mir eine Lektion erteilt. Das glaubte er tatsächlich. Ich traf ihn in meinem Gästezimmer an, wo er den Fensterrahmen abschmirgelte, als wäre er seiner, und dabei leise durch die Zähne pfiff. Er tat das auf althergebrachte Weise, mit einem um einen Schleifklotz gewickelten Stück Schleifpapier, um bis in die letzte Ritze des alten Rahmens zu kommen und sämtliche Reste der vergilbten Farbe zu beseitigen.
    » Was machst du denn da?«
    » Ich bringe das mal zu Ende für dich. Du kriegst das ja sonst nie fertig.«
    Er hatte vollkommen Recht. Als das Zimmer komplett leergeräumt war, hatte ich nur noch die Tür hinter mir zugemacht. Nichts war darin mehr, wie es einmal gewesen war, nur noch nackte Dielenbretter und der schmutzig weiße, unebene Putz an den Wänden. Die neue

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