Der Brandstifter
vorstellen, dass Louise die Panik gepackt hat, als sie von Rebeccas Eskapaden erfuhr. Sie konnte nicht riskieren, dass Rebecca auf die Idee kam, sie auch noch zu erpressen.«
» Aber darauf gibt es keine Hinweise, oder?«
» Nein. Falls sie ihr Geld gegeben hat, dann in bar. Ich bezweifle allerdings, dass sie– im Gegensatz zu Rebeccas Liebhaber– in der Lage gewesen wäre, sie mit Geld zum Schweigen zu bringen. Obwohl sie recht gut verdient, hat sie immerhin ein teures Haus abzuzahlen. Und muss außerdem an ihren guten Ruf denken. Louise hat sich ihren Lebensstandard hart erarbeitet. Sie wäre wahrscheinlich nicht sonderlich erbaut gewesen, wenn das alles den Bach runtergegangen wäre, nur weil ihre beste Freundin eine arbeitslose Kokserin ist.«
» Sie glauben also, die beiden haben gemeinsam beschlossen, Adam Rowley umzubringen, was wir nicht beweisen können. Und außerdem wissen wir nicht, warum. Sie denken, Louise hatte Angst, deswegen erpresst zu werden, wofür wir wiederum keine Beweise haben. Sie sind außerdem der Meinung, Louise hat Rebecca unter Drogen gesetzt, sie 24 Stunden gefangen gehalten, sie dann ermordet und beiseitegeschafft. Dafür haben Sie Anhaltspunkte auf den Bändern der Überwachungskameras und in den Handy-Funkzellenanalysen gefunden, was sich sicher sogar belegen lässt. Aber sie war ein bisschen schneller und hat die meisten Beweise vernichtet.«
» Ja, ungefähr in dieser Preislage.«
Der Superintendent saß eine ganze Weile schweigend, mit verschleiertem Blick da, und ich fragte mich schon langsam, ob ich die Sache kolossal vermasselt hatte und mir etwas absolut Offensichtliches und Unverzeihliches entgangen war. Natürlich wusste ich, dass meine Theorie nur unzureichend zu beweisen war und überwiegend auf Indizien beruhte. Doch als das Schweigen kaum noch auszuhalten war, blickte er auf, sah mich mit seinen sehr blauen Augen an– und lächelte.
» Das hat zwar ein paar Lücken, aber durchaus Substanz. Und falls Sie Recht haben, hoffe ich doch sehr, dass sie damit nicht durchkommt.« Er stand auf und zog sein Jackett an. » Sind Sie schon wieder fit genug, mich zu begleiten? Ich möchte einen Kriegsrat einberufen. Mal sehen, ob uns etwas einfällt, wie wir Ms. North ein für alle Mal überlisten können.«
Selbstverständlich war ich das. Obwohl ich noch ein bisschen wackelig auf den Beinen und ziemlich geschafft war, wollte ich mir das auf keinen Fall entgehen lassen. In Rekordzeit fuhr Godley zurück zum Revier, nachdem er zuvor Judd angerufen und ihn instruiert hatte, die wichtigsten Leute im Team zusammenzutrommeln.
Als wir gerade die Innenstadt erreichten, klingelte mein Handy. Ich schaute auf das Display und erstarrte.
» Chef, das ist Louise. Warum sollte sie mich anrufen?«
Godley runzelte die Stirn. » Gehen Sie nicht ran. Wenn sie auf die Mailbox spricht, können wir uns das alle anhören.«
Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte das Klingeln auf. Ein paar Sekunden später piepte es: eine neue Nachricht auf der Mailbox. Ich ließ den Atem wieder heraus, den ich, ohne es zu merken, angehalten hatte, und stellte die Wiedergabe auf Lauthören.
» DC Kerrigan– Maeve? Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich mich von Gil getrennt habe. In den Nachrichten habe ich gesehen, dass Sie verletzt wurden… also, da Sie im Krankenhaus sind, wird Sie das wahrscheinlich nicht so sehr interessieren, aber ich wollte es Ihnen trotzdem sagen.« Sie klang wesentlich unsicherer als sonst. » Ich wollte Ihnen mitteilen… ich denke, dass Sie wissen sollten, also, als ich Rebeccas Wohnung aufgeräumt habe, lag da ein Stift mit Gils Initialen auf dem Couchtisch– GKM . Ich habe mich gefragt, ob er vor ihrem Tod vielleicht dort gewesen ist. Er hat das zwar abgestritten, aber…« Dann kam eine Pause und schließlich seufzte sie. » Ach, ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich denken soll.« Klick.
Mit hochgezogenen Augenbrauen sah ich zu Godley hinüber. » Was denken Sie?«
Er schaute konzentriert auf die Straße. » Ich denke, dass Sie eine ausgezeichnete Polizistin mit einem sehr gesunden Instinkt sind.«
» Sie sind also nicht der Ansicht, dass wir Gil Maddick sofort verhaften sollten?«
» Sind Sie es denn?«
» Nein.« Da war ich mir ganz sicher. » Jetzt bin ich noch fester davon überzeugt, dass sie die Schuldige ist.«
» Dann sollten wir uns schleunigst etwas einfallen lassen, wie wir sie zu fassen kriegen.«
Aber ehe es so weit war, musste Godley noch einen ganzen
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