Der Brandstifter
Einrichtung existierte lediglich in meinem Kopf.
» Ich bin bloß noch nicht dazu gekommen. Ich hatte zu tun.«
» Ach so?« Er wandte sich halb um und grinste mich an. Ich erwiderte sein Lächeln nicht. » Ist irgendwas mit dir?«
» Nein, alles klar. Hör mal, lass das bitte, ja? Ich mache das lieber irgendwann selbst.«
» Was du heute kannst besorgen…« Er schmirgelte einfach weiter, und ich spürte die Wut in mir aufsteigen. Was bildete er sich eigentlich ein, sich aufzuführen, als wäre das sein Haus? Wie konnte er es wagen, mich einfach zu ignorieren, wenn ich ihn aufforderte, damit aufzuhören?
» Gut siehst du aus«, sagte er, ohne sich umzudrehen. » Ich mag diese Farbe an dir. Du solltest mehr Blau tragen.«
Ich zupfte an dem himmelblauen T-Shirt, das ich anhatte. » Schön, dass es dir gefällt. Das war Rebeccas Lieblingsfarbe.«
Jetzt reagierte er endlich. Betont ruhig legte er das Sandpapier auf dem Fensterbrett ab und drehte sich zu mir um. » Ich dachte, wir hätten das geklärt. Warum fängst du immer wieder von ihr an?«
» Ich muss eben dauernd an sie denken«, sagte ich nur.
» Das solltest du aber nicht. Sie ist Vergangenheit. Du solltest an nichts als die Gegenwart denken. Und an die Zukunft.« Er kam auf mich zu, hob mein T-Shirt am Saum an und zog es mir über den Kopf. » Du solltest nur an mich denken.«
Ich hinderte ihn nicht daran, mir das T-Shirt auszuziehen– es hätte sowieso keinen Zweck gehabt, mich dagegen zu wehren. Aber statt es zu Boden fallen zu lassen, behielt ich es in der Hand und drückte es an meine Brust. » Ich habe tatsächlich an dich gedacht. Und an die Zukunft.«
» Ach was.« Sein Blick war fragend und vorsichtig, so als wäre er sich nicht sicher, wohin das führen sollte.
» Es tut mir leid, aber ich glaube nicht, dass du ein Teil davon sein wirst. Von meiner Zukunft, meine ich.« Direkt und ohne Umschweife zur Sache zu kommen schien mir das Beste zu sein.
» Was meinst du damit?«
» Ich meine, dass ich mit dieser Sache hier fertig bin. Ich werde nicht mehr mitspielen.«
Sein Gesicht verfinsterte sich. » Haben wir das getan? Spielen?«
» Ja sicher.« Ich zuckte die Schultern. » Du hast das doch nicht ernst genommen, oder?«
Es war Gil absolut unmöglich zu glauben, dass ich mit ihm Schluss machen wollte. » Du bist echt lustig.«
» Ich finde das nicht zum Lachen«, sagte ich leise. » Und ich mache es dir leicht. Ich hab dein Zeug schon zusammengepackt.« Vorsichtshalber wich ich einen Schritt zurück.
» Wie jetzt?« Er verschränkte die Arme. » Wovon zum Teufel redest du eigentlich?«
» Während du hier drin warst, habe ich deine Sachen gepackt«, erklärte ich. » Sie stehen in einem Müllsack draußen vor der Tür. An deiner Stelle würde ich mich beeilen. Es wäre doch blöd, wenn jemand den Sack für Müll halten würde.« Ich hoffte, dass er bereitwilliger und schneller verschwinden würde, wenn seine Sachen schon vor dem Haus standen.
» Warum tust du das?« Er kam ein paar Schritte auf mich zu, und ich streckte die Hand aus– einerseits, um ihn aufzuhalten, und andererseits, um ihm das Pfefferspray zu zeigen, das ich im Internet bestellt hatte. Beinahe wünschte ich mir, dass er mir Gelegenheit gab, es zu benutzen. Konsterniert starrte er es an, kam aber nicht näher.
» Das schien mir der sicherste Weg zu sein, einen sauberen Schlussstrich zu ziehen.« Ich warf ihm das T-Shirt zu. » Hier. Wenn du die Nächste findest, die du zu einer zweiten Rebecca machen willst, gib ihr das mit den besten Grüßen von mir. Und wünsch ihr viel Glück. Sie kann es brauchen.«
Ich drehte mich um, ging zur Tür und ließ ihn ratlos inmitten des Zimmers stehen.
» Das kannst du doch nicht machen«, rief er mir nach. » Das lasse ich nicht zu.«
An der Tür blieb ich kurz stehen. » Doch, Gil. Das kann ich. Und deine Meinung dazu interessiert mich nicht. Du hattest deinen Spaß. Ich hatte meinen. Und jetzt kapier’s endlich und hau ab.«
Er war zwar ein Fiesling, aber auch ein Feigling. Das Pfefferspray reichte schon, dass er lieber keinen Streit mit mir riskieren wollte. Verletzungen waren ihm ein Gräuel. Ich fand ihn jämmerlich. Hätte ich ihn doch nie in mein Leben gelassen. Aber da ich diesen Fehler nun einmal gemacht hatte, wollte ich wenigstens jeden weiteren vermeiden. Ich ging hinaus, um mir nicht noch mehr von ihm anhören zu müssen.
Während ich mir ein anderes T-Shirt anzog, hörte ich ihn an meiner Schlafzimmertür
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