Der Brandstifter
wir mit der Verhaftung so weit sind. Besorgen Sie sich am besten etwas zu essen oder so. Ruhen Sie sich aus. Entspannen Sie sich.«
» Ich wollte gerade…« Weiter kam ich nicht. Godley hörte mir schon gar nicht mehr zu. Er besprach sich längst in gedämpftem Ton mit Judd über die nun anstehende Einbeziehung der Staatsanwaltschaft. Da stand ich also, taumelnd vor Müdigkeit, und wollte eigentlich nur nach Hause.
Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, wie Rob aufstand, sich streckte und auf mich zugeschlendert kam. Rob, den ich seit über einem Jahr kannte, ohne dass mich seine Gegenwart je auch nur im Geringsten bewegt hätte. Rob, der unzählige Male im Auto, bei Vernehmungen und Besprechungen dicht neben mir gesessen hatte. Rob, dessen Nähe mir noch nie derart heftiges und unkontrollierbares Herzklopfen beschert hatte, nur weil er meinen Namen sagte. Lächelnd sah ich ihn an und hoffte inständig, dass er meine rot angelaufenen Wangen nicht bemerkte.
» Alles okay mit dir?«
» Ach, bin nur ziemlich müde.«
» Kann ich mir vorstellen. Kommt bestimmt vom vielen Reden.«
» Und vom Denken. Das darf man auch nicht vergessen.«
» Diese Denkerei bist du ja auch gar nicht gewöhnt. Magst du noch einen Kaffee? Hast ja reichlich Zeit, wenn die Vernehmung erst in ein paar Stunden losgeht.«
Ich schüttelte den Kopf. Es gab vermutlich nichts, was ich jetzt weniger gebrauchen konnte als Kaffee. Wenn ich an Louises Festnahme dachte, wurde ich ganz nervös und kribbelig vor lauter Angst, Sachen übersehen oder fantasiert zu haben. Ich war so geschafft wie nach einem Langstreckenflug, wenn man die Welt nur noch in einer Art Tunnelblick sieht. Selbst Rob war plötzlich ganz weit weg.
» Geht schon, danke.« Verzweifelt sah ich mich um, als würde gleich aus dem Nichts ein Bett vor mir auftauchen, wenn ich es mir nur genügend herbeiwünschte. » Ich hätte eher eine kleine Ruhepause nötig.«
» Das lässt sich einrichten.« Er kramte seinen Autoschlüssel aus der Tasche. » Ich fahr dich nach Hause.«
» Zu meinen Eltern? Das ist viel zu weit. Da sind wir auf keinen Fall zur Vernehmung wieder hier.«
» Dann bring ich dich woanders hin. Los, komm.«
» Wohin denn?«
Statt einer Antwort lächelte er nur und ging. Ich war derart ausgelaugt, dass ich nicht einmal neugierig war, sondern ihm einfach folgte. Es war mir sogar einigermaßen egal, ob uns jemand gemeinsam aus dem Gebäude kommen sah. Keiner würde sich etwas dabei denken, denn wir waren ja ständig zusammen unterwegs. Und Rob benahm sich auch nicht gerade so, als gäbe es Grund zur Heimlichtuerei.
Er unterbrach meinen Gedankengang, indem er stehen blieb und mich mit prüfendem Blick ansah. » Ich glaube, wir nehmen lieber ein Taxi. Du siehst nämlich aus, als würdest du es nicht mal bis zur nächsten Ecke schaffen, ohne umzukippen.«
» Ich dachte, du fährst?«
» Keine Parkplätze«, antwortete er lapidar und hielt ein Taxi an. Vor dem Einsteigen beugte er sich zum Fahrer hinein, damit ich nicht hörte, wo es hingehen sollte. Der Verkehr war wie üblich katastrophal, sodass wir eine ganze Weile brauchten, obwohl es am Ende gar nicht weit war. Rob hatte den Kopf von mir abgewandt und schaute aus dem Fenster, und statt wie üblich herumzurätseln, was wohl in ihm vorgehen mochte, lehnte ich mich mit dem Kopf zurück und ließ mit geschlossenen Augen die Gedanken schweifen. Irgendwo ging Louise ihrem Alltag nach und ahnte nichts von den Vorbereitungen für ihre Verhaftung, die mehr oder weniger ich ausgelöst hatte. Mich überkam eine Welle der Übelkeit, die ich jedoch unterdrückte. Wenn ich richtiglag, hatte sie es auch verdient. Und wenn ich falschlag… Nein, bestimmt lag ich nicht falsch.
Unser Ziel stellte sich als kleines Hotel heraus, das ganz unauffällig zwischen diversen Geschäften in einer kleinen Seitenstraße von Knightsbridge lag. Seine mangelnde Größe machte das Haus mit purem Luxus wett. Rob setzte mich in der winzigen Bar in einen Ohrensessel am Kamin, während er mit der Rezeption verhandelte. Die Wärme belebte mich zumindest so weit, dass ich ihn zur Rede stellen konnte, als er wiederkam.
» Hör mal, das geht nicht. Wir können nicht einfach in ein Hotel gehen, bloß weil ich mich mal ausruhen will.«
» Doch, das geht.« Er hielt mir einen Schlüssel vor die Nase. » Willst du gleich mal nachgucken, ob es eine Minibar gibt?«
» Aber wir sind im Dienst«, widersprach ich mechanisch.
» Spielverderberin.«
» Das ist
Weitere Kostenlose Bücher