Der Brandstifter
angetroffen haben. Beispielsweise haben wir nie Rebeccas Adressbuch, ihren Terminkalender oder das Notizbuch gefunden, obwohl sie diese Dinge immer bei sich hatte. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie sie in Louises schicker Prada-Handtasche zur Tür hinausgewandert sind.« Ich wandte mich an Sam. » Erinnerst du dich, als sie ganz plötzlich in Tränen ausgebrochen ist und sich im Bad wieder sammeln musste? Ich möchte wetten, dass sie hektisch die ganze Wohnung nach verdächtigen Utensilien abgesucht hat, während wir ahnungslos im Wohnzimmer saßen.«
» Kann gut sein«, antwortete Sam. » Das ist uns eben entgangen.«
» Und zwar gründlich«, pflichtete ich ihm bei. » Aber wären wir nicht dort gewesen, hätten wir nie erfahren, dass sie in der Wohnung war.« Ich unterließ es tunlichst, dabei Godley anzusehen. Bei mir hatte er sich schon für den Anpfiff entschuldigt, bei Sam würde er das vermutlich nach der Besprechung tun.
» Aber wozu sollte sie das Risiko eingehen und den Brandstifter nachahmen?«, wollte Judd wissen.
» Wahrscheinlich hat sie geglaubt, damit durchzukommen. Das ist schon ein ziemlich starkes Stück, sich zu trauen, in Rebeccas Wohnung aufzutauchen und dort Klarschiff zu machen. Immerhin hat sie schon einmal unentdeckt einen Mord begangen, wenn mich nicht alles täuscht. Und dieses Verbrechen hat etwas so Affektiertes an sich, das meiner Ansicht nach perfekt zu Gil Maddicks großspuriger Art passte. Louise hat von Anfang an versucht, meine Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken. Er war als Bauernopfer vorgesehen, falls wir auf die Nummer mit dem Serienmörder nicht reinfallen. Das war natürlich, bevor sie ein Verhältnis mit ihm anfing. Diese Affäre gehörte ganz bestimmt nicht zu ihrem ursprünglichen Plan, dazu war sie viel zu gewagt. Die Freundschaft der beiden war immer von Rebecca dominiert gewesen– sie war die Hübsche und Beliebte, während Louise eher in ihrem Schatten stand. Ich habe den Eindruck, dass Louise nach Rebeccas Tod erstmals die Chance hatte, selbst zu glänzen. Und davon macht sie ausgiebig Gebrauch, so unklug das auch sein mag.«
» Aber mir fehlt da noch etwas«, unterbrach mich Judd. » Sie haben uns jetzt zwar das Wie erklärt, aber das Warum bleiben Sie uns schuldig.«
» Weil sich das erst mit letzter Sicherheit sagen lässt, wenn wir mit ihr geredet haben und sie mit der Wahrheit herausrückt, was ich zu bezweifeln wage. Immerhin ist sie Rechtsanwältin und ausgesprochen stolz darauf. Sie hat eine Menge zu verlieren, falls ihr Ruf Schaden nimmt. Und genau aus diesem Grund musste Rebecca wohl auch sterben.«
» Weil sie ihrem guten Ruf hätte schaden können?«, vergewisserte sich Colin Vale.
» Weil Louise nicht riskieren konnte, dass es so weit kommt. Ihre einzige Absicherung bestand darin, dass Rebecca an der Ermordung von Adam Rowley insoweit beteiligt war, dass sie ihre Freundin nicht erpressen konnte, ohne sich dabei zu verplappern. Aber Rebecca war pleite und verzweifelt und überhaupt ziemlich neben der Spur. Louise konnte ihr also nicht mehr über den Weg trauen. Da sie schon vor sieben Jahren unentdeckt einen Mord begangen hatte, warum sollte sie die gleiche Tour nicht noch einmal probieren, wo doch jetzt so viel mehr auf dem Spiel stand?«
» Wollen wir das so der Staatsanwaltschaft übergeben und als Beweismittel ein paar Bandnachrichten und Aufnahmen von Überwachungskameras liefern?«, wandte sich Judd an Godley.
» Für eine Festnahme haben wir genug in der Hand. Ob es für eine Mordanklage reicht, hängt vom Ergebnis der Vernehmung ab. Dazu bräuchten wir ein Geständnis.« Godley ließ seinen Blick ans Ende des Tisches schweifen. » Ben und Chris, haben Sie sich Notizen gemacht? Jetzt liegt es in Ihren Händen, den Fall auf den Weg zu bringen.«
Dornton und Pettifer nickten nachdenklich. Ich drückte ihnen die Daumen, dass sie es schafften, Louise nach ihrer Verhaftung tatsächlich zu überführen. Ich hätte nicht mit ihnen tauschen wollen. So müde, dass ich kaum noch geradeaus sehen konnte, packte ich meine Unterlagen zusammen. Doch Godleys Stimme rüttelte mich wieder wach.
» Maeve, bitte bleiben Sie noch. Wir bereiten jetzt die Festnahme vor und machen danach gleich mit der Vernehmung weiter. Es ist wichtig, dass Sie die mit mir zusammen verfolgen. Möglicherweise fällt Ihnen dabei noch etwas auf, das uns entgehen würde– so wie die Sache mit dem Auto.«
» Oh. Wirklich? Ich…«
» Es wird noch ein paar Stunden dauern, bis
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