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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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ich mich an Judd und Godley. » Dafür gibt es auch ganz bestimmt keine harmlose Erklärung, nein? Und es gibt auch keinen Bruch in der Beweiskette– Rebecca war schon seit mehreren Tagen tot, als das Auto den Besitzer wechselte.«
    » Kein Zweifel. Wir haben sie.« Godley strahlte triumphierend.
    » Haben Sie Venetia schon informiert?« Ich musste das einfach fragen.
    » Bin schon dabei.« Er nahm den Telefonhörer in die Hand. » Sie wird schon noch lernen, mir zu vertrauen.«
    Judd schüttelte den Kopf. » Sie konnten doch gar nicht wissen, dass wir das Auto finden. Das war pures Glück.«
    » Es war tatsächlich Glück und obendrein gute Polizeiarbeit. Und wenn man genug von dem einen hat, braucht man das andere nicht.« Er nickte allen anderen im Raum zu. » Gute Arbeit, Leute. Wir sollten noch die Auswertung der Spuren abwarten, bevor wir zu viel Rummel machen, aber ich habe nichts dagegen, dass unsere Leute es zuerst erfahren. Darauf müssen wir dringend anstoßen.«
    Ich setzte mich wieder an meinen Schreibtisch und starrte ins Leere, eingehüllt in eine Wolke aus Selbstzufriedenheit und zugleich Ungeduld. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie Louise da noch rauskommen wollte. Selbst der beschränkteste Geschworene musste die Beweislage anerkennen. Aber andererseits konnte ich nicht so recht glauben, dass es plötzlich so einfach sein sollte.
    Und dann knallte die Tür, und Rob kam rein. Er sah mich an, zog eine Augenbraue hoch und grinste. Und von einem Moment auf den anderen hatte ich Louise North vollkommen vergessen.

Louise
    Wider besseres Wissen war ich einverstanden, dass Gil mich besuchen kam. Vielleicht war es der Stumpfsinn des Gefängnisses, der Wunsch nach einer beliebigen Unterbrechung der nervtötenden Gleichförmigkeit. Vielleicht war es auch das Bedürfnis, endlich mal wieder jemanden aus der Außenwelt zu sehen, der kein Anwalt war. Als ich erfuhr, dass er da war, verließ ich meine Zelle und ging ohne Eile durch die schmalen Korridore zu dem Zimmer, in dem er auf mich wartete. Dank meiner Turnschuhe konnte ich mich lautlos hineinschleichen. Er saß ruhig und gedankenverloren da, unanständig gutaussehend vor dem Hintergrund der rauen, in einem faden Rosa gestrichenen Betonwand. Als Erstes sah ich sein Profil und reagierte darauf– trotz aller Umstände– so, wie ich auf Schönheit immer reagierte– mit einem wohligen Schauer angesichts solch natürlicher Perfektion. Dann wandte er den Kopf, sah mich und fuhr unbeholfen auf.
    » Bleib ruhig sitzen.« Ich stand in der Tür und ignorierte den Stuhl, der ihm gegenüber auf der anderen Seite des Tisches stand.
    » Lou. Mein Gott.«
    Er starrte mich an und sah all die Veränderungen an mir, über die ich nicht nachdenken wollte. Ich war blass. Ich hatte abgenommen. Und ich hatte Schatten unter den Augen, weil ich nicht schlafen konnte. Bei ihm waren dieselben Stresssymptome sichtbar, außerdem zuckte ein Muskel in seiner Wange, und ich hatte den Eindruck, dass er nur mit Mühe die Fassung wahrte.
    » Lange nicht gesehen.«
    » Fast zwei Monate.« Er beugte sich nach vorn über den Tisch. » Ich war mir nicht sicher, ob du mich sehen willst.«
    » Und trotzdem sitzen wir jetzt hier«, sagte ich wenig herzlich.
    » Ich war mir auch nicht sicher, ob ich es aushalten würde, dich zu sehen.« Das klang nach einer Provokation, und er wartete ab, wie ich reagierte.
    » Aha. Du denkst also, dass ich es war«, sagte ich liebenswürdig.
    Er sah hundeelend aus. » Ich weiß ehrlich nicht, was ich denken soll. Warum erzählst du mir nicht einfach, was wirklich passiert ist?«
    Ich fühlte ein Lachen in mir aufsteigen. » Dir erzählen? Warum sollte ich?«
    » Ich finde, das bist du mir schuldig.«
    Darüber lachte ich nun tatsächlich und empfand das Geräusch selbst als schrill und unangenehm.
    Er streckte die Hand nach mir aus. » Jetzt komm schon, Louise. Das ist wirklich nicht leicht für mich. Es tut weh, dich hier so zu sehen. Es war schmerzlich, dich vor Gericht zu sehen. Das ist doch alles total daneben.«
    » Warum bist du denn eigentlich gekommen?«
    » Weil ich dich sehen wollte. Ich muss herausfinden, ob es wahr ist. Es kommt mir vor wie ein furchtbarer Albtraum.«
    » Armer Gil. Du musst ja schlimm gelitten haben.« Meine Worte waren wie mit Eis überzogen.
    » Natürlich ist es für dich noch viel schwerer«, korrigierte er sich hastig. » Mensch, krieg ich denn echt keinen vernünftigen Satz zustande? Ich versuche doch nur zu erklären, dass

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