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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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ich dich gar nicht unbedingt für schuldig halte– es ist halt, dass ich nicht weiß, was ich denken soll. Ich will verdammt noch mal nur versuchen rauszufinden, ob du es getan haben könntest, und wenn ja, ob du versucht hast, mir den Mord anzuhängen– was eine verdammt harte Nummer wäre.«
    » Und, was denkst du?«
    » Ich weiß es nicht.« Ratlos starrte er mich an. » Was ist die Wahrheit, Louise? Erzähl mir doch endlich deine Geschichte.«
    » Die Wahrheit ist…« Meine Stimme verließ mich. » Die Wahrheit ist, dass ich dir darüber absolut nichts zu sagen habe, weder darüber noch über irgendetwas anderes. Lass mich einfach in Ruhe. Vergiss mich, wenn du dir was Gutes tun willst.« Ich ging zur Tür und klopfte mehrmals dagegen.
    » Geh noch nicht«, flehte Gil und kam auf mich zu. » Ich hab dich noch nicht mal berührt, und ich vermisse dich so furchtbar. Ich wache immer noch mitten in der Nacht auf und suche mit der Hand nach dir. Ich verstehe einfach nicht, was zwischen uns passiert ist. Es kommt mir vor, als würdest du ein Spiel mit mir spielen, das ich nicht verstehe.«
    » Tut mir leid.« Ich hatte mir gewünscht, ihn gedemütigt zu sehen. Ich hatte mir gewünscht, dass er bettelte. In gewisser Weise hatte ich jetzt, was ich wollte. Doch seltsamerweise konnte ich es nicht genießen. Aber vielleicht war das angesichts der Umstände auch gar nicht so seltsam.
    Die Tür öffnete sich, und ich steuerte darauf zu, hielt aber kurz davor noch einmal inne. » Eines Tages werde ich dir von Rebecca und mir erzählen. Eines Tages werde ich dir sagen, was wirklich passiert ist. Aber jetzt nicht.«
    Als ich hinausging, rief er meinen Namen, aber ich blieb nicht noch einmal stehen. Ich drehte mich nicht einmal um.

15
    Lieber Gil,
    wenn du das hier liest, bin ich schon tot. So fangen Abschiedsbriefe von Selbstmördern doch an, nicht wahr? Mit einer klaren Absichtserklärung. Und über meine Absicht bin ich mir absolut im Klaren. Ich will nicht mehr weiterleben.
    Zunächst sollte ich dir die Wahrheit erzählen, so wie du es von mir wolltest, als wir uns vor ein paar Wochen gesehen haben: Ich war es. Ich habe Rebecca ermordet. Und ich fürchte, du hattest Recht: Ich wollte dir den Mord anhängen, als mein Plan, den Brandstifter zu kopieren, nicht aufging. Ich frage mich, ob es Rebecca gefreut hätte, wenn du dafür bestraft worden wärst. Ich jedenfalls finde nicht, dass es vollkommen ungerechtfertigt gewesen wäre. In meinen Augen bist du moralisch verantwortlich für ihren Tod, auch wenn dir das nicht einleuchten mag. Und das war mein Plan– ich fand, dass du das verdient hast. Je näher ich dich kennen lernte, desto klarer wurde mir, dass du eine noch wesentlich härtere Lektion nötig hattest, nämlich eine über Verrat. Ich habe mir große Mühe gegeben, dir zu gefallen, damit du dich in mich verliebst, und ich glaube, es hat auch funktioniert– jedenfalls so weit, wie du in der Lage bist, jemanden außer dir selbst zu lieben. Schon deshalb hat es sich fast gelohnt, dass ich mich habe schnappen lassen, bloß um dir zu zeigen, wie dumm du bist und wie sehr du dich in mir getäuscht hast. Du hast mich nämlich schon immer unterschätzt, das solltest du wissen.
    Ich nehme an, dass du gern wüsstest, wie es so weit gekommen ist. Ich hatte eben einen Termin mit meinem Anwalt, um die Anklagezusammenfassung zu besprechen, die ihm inzwischen vorliegt. Er hat es zwar nicht direkt ausgesprochen, aber ich habe es auch so verstanden. Für mich besteht keinerlei Hoffnung auf Freispruch. Das Problem ist das Auto. Ich war mir sicher, dass es klappen würde. Ich hatte angenommen, es sei längst verschrottet, unauffindbar, weg. Aber man kann sich eben nicht mehr darauf verlassen, dass die Leute ihre Arbeit richtig machen. Ich hätte mich selber darum kümmern sollen– es einfach in einen Kanal schieben oder ausbrennen lassen, aber dafür war ich mal wieder zu schlau und zu raffiniert. Oder einfach zu bescheuert.
    Thaddeus meint, ich sollte mich schuldig bekennen. Das würde einer gewissen Poesie nicht entbehren, denn schließlich bin ich es ja tatsächlich, aber ich will es nicht. Wenn ich mich schuldig bekenne, heißt das für mich, dass ich mein Leben fortan im Gefängnis verbringen muss, zumindest den größten Teil davon. Von etwa 30 Jahren müsste ich ausgehen. Die besten Jahre. Ich würde alles verpassen, was dem Leben einen Sinn gibt– Reisen, Arbeit, neue Erfahrungen, vielleicht sogar Kinder. Keine Stabilität.

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