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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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bezaubernder Mutter, die sehr schlank wirkte in ihren weißen Jeans und dem Marinepullover. Sie sah aus wie geradewegs von einer Yacht gesprungen, was auch stimmte, wie sich später herausstellte. Sie waren zwischen den griechischen Inseln gesegelt, was auch der Grund für Rebeccas Verspätung war.
    » Das ist Louise«, sagte Rebecca nach einer winzigen Pause, in der ich selbst hätte antworten können. Aber ich war zu erstarrt dazu.
    » Louise. Wie wirst du es bloß mit Rebecca aushalten? Du armes Mädchen. Bist du auch gerade erst angekommen?«
    Ich sah mich im Zimmer um und begriff, warum sie das fragte. Ich hatte ihm noch überhaupt keine persönliche Note gegeben. Rebecca war schon dabei, Möbel umzustellen, einen Teppich auszurollen, eine Pflanze auf einem der beiden Schreibtische zu postieren und das Zimmer so lebendig zu machen, wie ich es nicht geschafft hatte. » Ich bin schon ein Weilchen hier«, sagte ich schließlich, wollte aber nicht zugeben, dass ich schon eine Woche in Einsamkeit verbracht hatte. Meine Stimme war wie eingerostet und hörte sich in meinen Ohren sehr dumpf an.
    » Lieber Himmel, findest du die Einrichtung in Wohnheimen auch immer so furchtbar?« Rebecca hielt das rosa Kissen weit von sich. » Sieh dir das an! Wollen wir es einfach wegschmeißen?«
    Die Frage war an mich gerichtet, die erste gemeinsame Aktion unseres Zusammenwohnens, und ich entschied auf der Stelle, gleichgültig zu tun und nicht mit dem kleinsten Wimpernzucken zuzugeben, dass ich es war, die das Kissen ausgesucht und hübsch gefunden hatte.
    » Klar, schmeiß es weg.«
    » Klasse.« Es segelte durch die Luft und landete neben dem Papierkorb in der Ecke. Ich sah es nie wieder an. Es hatte nichts mehr mit mir zu tun.
    » Du tust mir jetzt schon leid«, sagte Avril zu mir und legte ihrer Tochter einen Arm um die Schultern.
    » Es ist nicht leicht, mit ihr zusammenzuwohnen. Es muss immer alles haargenau so sein, wie sie es sich vorstellt.«
    » Ich wette, Louise ist auch nicht anders«, sagte Rebecca, warf mir ein Lächeln zu, und ich schaffte es zurückzulächeln. In meiner Magengrube spürte ich, wie sich Panik zusammenbraute. Nie und nimmer würde sie mich mögen. Sie würde mich sofort vergessen, wenn sie erst die anderen im College kennen gelernt hatte– und sie würde sie alle kennen lernen. Sie würde sie alle aufwirbeln und für sich einnehmen und um den Finger wickeln, so wie sie mich schon um den Finger gewickelt hatte.
    Die Haworths packten weiter Rebeccas Sachen aus. Mit unermüdlicher Energie und reichlich guter Laune polterten sie die Treppen hoch und runter. Ich machte einfach mit. Auf Avrils Anweisung trug ich ein paar Säcke und Kartons.
    » Haben dir deine Eltern auch beim Auspacken geholfen?« Gerald saß am Fenster auf dem Treppenabsatz und verschnaufte ein wenig, nachdem er eine weitere Ladung von Rebeccas Kram hinaufgetragen hatte.
    » Nein. Aber ich habe auch nicht viel mit.«
    » Haben sie dich hergefahren?« Ich merkte, dass er neugierig war und etwas über meine Herkunft erfahren wollte. Aber das hieß nicht, dass ich ihm alles erzählen musste. Und schon gar nicht die Wahrheit.
    » Ich bin mit dem Bus gekommen.«
    Ich schob mich durch die Tür und sah mich in dem schlichtweg nicht wiederzuerkennenden Zimmer um. » Wow.«
    » Wird doch, was?« Rebecca hatte die Hände in die Hüften gestemmt und begutachtete den Raum. Sie hatte sich das Haar hochgebunden und sah unglaublich toll und unbefangen aus mit ihren langen Beinen und der braunen Haut in dem hellblauen, taillierten Poloshirt und dem Jeans-Minirock.
    » Ich hab einfach den Schreibtisch hier genommen, weil er gleich neben meinem Zimmer steht– geht das in Ordnung?«
    » Einverstanden.«
    Sie hatte schon eine Reihe Schwarz-Weiß-Fotos aufgehängt– hauptsächlich Architekturmotive– und Bücher in das kleine Regal neben ihrem Schreibtisch sortiert. Ein eleganter Laptop mit Metallgehäuse und ein Stapel verschiedenfarbiger Hefte lagen auf der Tischplatte, gleich neben der Pflanze, einer kleinen Topfrose. Alles war so wohlgeordnet, schon beinahe einschüchternd, aber irgendwie auch anziehend. So wollte ich auch sein. Und ich wünschte mir Eltern, die für mich sorgten. Schöne, reiche Eltern, die mich in allem unterstützten, was ich tat, und die stolz auf mich waren.
    Gerald bedachte Rebecca mit einer stürmischen Umarmung, und ich wandte mich hastig ab, aus Angst, dass sie erkennen würden, wie ich mich fühlte.
    Dann sah Gerald auf die

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