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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Uhr. » Wir sollten noch zusammen essen gehen, bevor wir wieder nach Hause fahren. Wir müssen doch sehen, dass du noch was Ordentliches isst, bevor du dich nur noch von Fastfood und Schnaps ernährst.«
    Sie knuffte ihn liebevoll. » Du weißt genau, dass ich das nicht mache. Meistens jedenfalls.«
    Eine kleine Pause entstand. Ich murmelte, dass ich etwas nachsehen musste, und verschwand in meinem Zimmer, zog die obere Schublade meiner Kommode auf und wartete darauf, dass sie endlich losgingen.
    » Louise, magst du vielleicht mitkommen?« Avril stand hinter mir in der Tür. » Wir würden uns freuen, wenn du uns zum Essen begleiten würdest.«
    Ich sah Rebecca hinter ihrer Mutter stehen. Sie schaute zwar nicht zu mir, aber sie hörte zu. Ich sagte das, wovon ich annahm, dass es die richtige Antwort war. » Oh, vielen Dank. Aber das möchte ich nicht. Es ist schließlich Ihr letzter gemeinsamer Abend.«
    » Ach Unsinn. Ich rede doch ständig mit ihnen.« Rebecca befreite ihre Haare aus dem Pferdeschwanz, schüttelte sie zurecht und band sie wieder zusammen. Offen und freundlich lächelte sie mich an. » Komm doch einfach mit. Wenn du schon ein Weilchen hier bist, hast du ja auch bestimmt schon was gefunden, wo man lecker essen kann?«
    Ich schüttelte den Kopf und fühlte mich erbärmlich. Wieder versagt.
    Ihr Vater sagte bestimmt: » Wir fragen den Portier. Und es gibt ja immer noch Brown’s. Jedenfalls sind wir da zu meiner Zeit immer hingegangen. Allerdings habe ich damals am anderen Ende der Stadt gewohnt.«
    Die Haworths verließen den dritten Innenhof, ich trottete hinter ihnen her, nahm ihren Schritt auf und hörte Gerald dabei zu, wie er in Erinnerungen schwelgte. Ich war ihnen Hals über Kopf verfallen und konnte nur noch wider alle Vernunft hoffen, dass Rebecca mich als ihre Freundin akzeptieren würde. Wenn ich nur genug für sie tat– wenn ich sie an die erste Stelle setzte, wenn ich es mir verdiente–, vielleicht würde sie es dann tun. Es war auf alle Fälle erstrebenswert, denn ich konnte davon nur profitieren und von Rebecca und ihren Eltern lernen. Wenn ich ihrem Vorbild folgte, konnte ich eine andere werden.
    Du weißt ebenso gut wie ich, dass Rebecca nicht zu den Menschen gehörte, die Aufmerksamkeit heischen. Sie hat sich nicht deshalb mit mir angefreundet, weil ich mich bei ihr eingeschmeichelt habe. Es war ihr egal, ob man sich um sie bemühte. Es fiel ihr einfach zu, ohne dass sie es erwartete oder verlangte. Mich nahm sie einfach als gegeben hin, auf die allernetteste Weise. Ich war ein Teil der Kulisse ihres Lebens und musste mir diesen Platz eigentlich nie erarbeiten. Aber alte Gewohnheiten lassen sich eben nur schwer überwinden. Alte Denkmuster auch. Ich schaffte es nie richtig, das Gefühl loszuwerden, dass sie sich, wenn ich ihr nicht ausreichend huldigte, jemand anderem zuwenden würde, der darin besser war. Vielleicht kam das davon, dass ich wohl so gehandelt hätte, wenn ich gehabt hätte, was sie hatte, und wenn ich gewesen wäre, wie sie war. Rebecca war so viel sympathischer als ich. Aber das stand ja noch nie außer Frage.
    Mit ihr befreundet zu sein war jedenfalls eine tolle Erfahrung. Es dauerte zwar ein Weilchen, aber nach und nach vertraute ich ihr. Ich ließ sie Kleidungsstücke für mich aussuchen, das heißt, meistens borgte ich mir eher etwas aus ihrem Kleiderschrank, als dass ich mir etwas kaufte. Obwohl es wehtat, hatte ich ihr gesagt, dass ich zu arm war, um mir etwas zu kaufen, aber sie hat mir nie das Gefühl gegeben, dass mir das peinlich sein müsste. Omas Geld ging allmählich zur Neige, als mir klar wurde, dass ich die falschen Sachen, die falschen Schuhe, überhaupt das Falsche gekauft hatte. Schließlich fand ich einen Job in der College-Bar, von dem ich einen Teil meiner Ausgaben bestreiten konnte, und später arbeitete ich während der Oster- und der Sommerferien als Reiseführerin in der Stadt, zog in Wohnungen, deren eigentliche Bewohner auf Reisen waren und in dieser Zeit keine Miete zahlen wollten. Dazu kamen ein paar zusätzliche Einnahmen durch den Verkauf von Omas Medikamenten. Ich war der denkbar unwahrscheinlichste Dealer, den man sich vorstellen konnte, über jeden Verdacht erhaben, eine bescheidene Jurastudentin, die keinen Mucks sagte. Ich ließ ein paar von den extern wohnenden älteren Studenten wissen, was ich anzubieten hatte, und übertrug ihnen den Vertrieb. Wie schon zuvor machte ich mir nicht selbst die Hände schmutzig, wenn es sich

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