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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Rebecca Haworth, oder?« Er klang etwas skeptisch, und ich hörte an seiner Stimme, dass er zu demselben Schluss gekommen war wie ich: Aaron hatte uns die falsche Nummer gegeben, und wir hatten die falsche Tür erwischt. Doch Louise nickte.
    » Ja, das ist richtig. Sie ist im Moment allerdings nicht da. Kann ich… ihr etwas ausrichten?«
    » In welcher Beziehung stehen Sie zu Rebecca? Sind Sie ihre Mitbewohnerin?«
    Sie sah mich an, während ich sprach, und mir fiel auf, dass sie blassblaue, stechende Augen hatte. » Ich bin ihre beste Freundin. Und ich bin gerade vorbeigekommen, um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist mit ihr.«
    » Wie sind Sie darauf gekommen, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte?«
    Sie zuckte die Schultern. » Weil ich schon seit einer Weile nichts von ihr gehört habe. Ich habe einen Schlüssel– ich musste immer ihren Goldfisch füttern, wenn sie mal nicht da war.«
    » Das tun Sie jetzt aber nicht mehr?«
    » Er ist gestorben.« Sie starrte mich an. » Hören Sie mal, worum geht es denn eigentlich? Ich habe leider keine Ahnung, wann Rebecca wiederkommt. Es bringt also nicht viel, hier zu warten. Aber Sie können gern Ihre Karte für sie hinterlassen…«
    Ich zeigte auf den Raum hinter ihr. » Ist das da das Wohnzimmer? Nehmen Sie doch bitte Platz, Louise.«
    Dumm war sie offenbar nicht. In diesem Moment muss ihr aufgegangen sein, dass wir keine guten Neuigkeiten über ihre Freundin zu überbringen hatten. Doch sie führte uns ins Wohnzimmer und setzte sich auf einen Stuhl, den sie unter einem winzigen Tisch an der Wand hervorzog. Damit blieb für uns nur ein zu weiches Sofa, das– abgesehen von einem riesigen Flachbildfernseher– das einzige weitere Einrichtungsstück in diesem Raum war. Er war nicht gerade großzügig geschnitten, so wie Sam vorhergesagt hatte. Aber für einen Karnickelstall gar nicht mal so übel.
    Diesmal überließ Sam mir das Reden, und ich überbrachte Louise die Nachricht so behutsam wie möglich. Wie schon bei Aaron war es offenbar der Umstand, dass Rebecca vermutlich ein Opfer des Brandstifters geworden war, der Louise entsetzte, mehr als die Tatsache, dass die Frau tot war. Beinahe kam es mir so vor, als hätte Louise eine solche Hiobsbotschaft über ihre beste Freundin erwartet, und ich stellte sie ein wenig auf die Probe.
    » Sie haben gesagt, dass Sie schon eine Weile nichts mehr von Rebecca gehört hatten– war das ungewöhnlich?«
    » Ziemlich. Wir sind befreundet, seit wir 18 sind. Kennen gelernt haben wir uns an der Uni.« Ihre Stimme klang matt, und ihr Blick war starr. Sie stand eindeutig unter Schock.
    Ich sprang auf. » Ich hole Ihnen ein Glas Wasser.« Den Wasserhahn zu benutzen, würde mir hoffentlich keine Scherereien mit der Spurensicherung einbringen. Wenn ich aufpasste, dass ich möglichst wenig berührte, sollte das eigentlich durchgehen. Doch als ich die Tür am anderen Ende des Wohnzimmers öffnete, durch die ich in eine winzige Einbauküche gelangte, rotierte dort noch immer die Waschmaschine, die ich schon vorher gehört hatte, und in der Ecke brummte ein Geschirrspüler. Rebecca konnte die Geräte keinesfalls selbst eingeschaltet haben, ging mir mit etwas Verspätung auf. Ich starrte sie an und sah einen Moment dabei zu, wie sich die Spuren und Beweismittel gewissermaßen in nichts auflösten, dann schoss ich zurück ins Wohnzimmer.
    » Louise, haben Sie den Geschirrspüler angestellt? Und die Waschmaschine?«
    Sie blinzelte mich an. » Die Wohnung hat chaotisch ausgesehen, als ich hier reinkam. Rebecca war alles andere als scharf auf Putzen und Aufräumen. Ich hab nur aufgeräumt. Macht der Gewohnheit, fürchte ich. Rebecca und ich haben eine ganze Weile zusammengewohnt, und ich hab mich einfach dran gewöhnt, ihren Kram aufzuräumen.«
    Und dabei hatte sie alle Spuren von dem zerstört, was Rebecca getan hatte– oder mit wem sie sich getroffen hatte–, bevor sie starb. Ich fühlte, dass mir die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben stand, konnte aber nichts dagegen tun.
    Wir waren zu spät gekommen. Schon wieder.
    Heute war wirklich ein mieser Tag.

Louise
    Tot. Das Wort verlor seine Bedeutung, wenn man es auf Rebecca anwendete. Unvorstellbar, dass sie nicht mehr da war.
    Ich saß auf einem harten Stuhl, spürte, wie sich die Sitzkante in die Rückseite meiner Oberschenkel eingrub, und beobachtete die große Kriminalpolizistin, wie sie in Rebeccas kleiner Wohnung umherstreifte, als müsste sie ihre überschüssige Energie

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