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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Sam bekommen hatte, war ein Apartmenthaus im neuen Yuppie-Ghetto südlich der Tower Bridge– wie er schon gesagt hatte. Ende der Neunzigerjahre hatten sich Bauunternehmer das Gelände unter den Nagel gerissen und das Areal aus verlotterten, leerstehenden Lagerhäusern und verfallenen Gebäuden zu einer begehrten Adresse für gut Betuchte gemacht, die zur Arbeit in der Londoner Innenstadt nun zu Fuß über die Themse schlendern konnten. Die Straßen waren schmal, die Wohnblöcke mindestens sechsstöckig, und ich fühlte mich wie eine Ratte im Irrgarten, als wir suchend durch die Straßen kurvten, um Rebecca Haworths Haus ausfindig zu machen. Ich fuhr kurz rechts ran, damit ein Schwall von schicken Sportwagen an uns vorbeifahren konnte. Währenddessen trommelte ich mit den Fingern ungeduldig auf das Lenkrad.
    » Man sollte meinen, dass die um die Zeit arbeiten müssen, oder?«
    » Wer? Ach, die. Aber doch nicht freitags. Freitags ab eins, du weißt schon. Eigentlich eine Schweinerei, dass das für die Polizei nicht auch gilt.«
    Betrübt lächelte ich vor mich hin und musste an meine gestrichenen Abendpläne und an das unangenehme Telefonat mit Ian denken, der einfach nicht verstehen konnte, dass es für mich unmöglich war, die Ermittlungen für den Rest des Tages sausen zu lassen, bloß weil sich der Anruf am frühen Morgen als blinder Alarm herausgestellt hatte. Die Tatsache, dass wir eine weitere Leiche hatten, beeindruckte ihn kein bisschen. Camilla hatte nämlich extra Wachteln gekauft, und wenn nicht genug Leute zusammenkamen, waren die reif für den Müll. Da ich mir nicht viel aus Wachteln machte, war ich nicht allzu verärgert. Ich würde es ein anderes Mal bei Camilla wiedergutmachen. Die Party würde auch ohne mich laufen– vermutlich sogar besser. Die unterbezahlte Staatsdienerin war zwar ein interessanter Neuzugang gewesen, aber Neuigkeiten werden schnell zum Schnee von gestern, und mir war nur allzu bewusst, dass ich keine launigen Geschichten über Handtaschenkäufe bei Harvey Nicks oder meinen letzten Kurzurlaub im Fünfsterne-Wellness-Hotel in Dubai zur Tischkonversation beizusteuern hatte. Sie fühlten sich in meiner Gegenwart gehemmt, und ich kam mir ärmlich vor. Nicht gerade eine Konstellation, die der Harmonie förderlich war.
    » Das ist es.« Sam zeigte nach links. » Das blaue Haus dort. Halt am besten hier an.«
    Vor dem Wohnblock erspähte ich eine praktisch gelegene Verladezone, in die ich schwungvoll hineinfuhr, ohne mir viel Mühe mit dem Einparken zu geben. Sam legte das » Polizei im Einsatz«-Schild hinter die Windschutzscheibe und schüttelte den Kopf.
    » Hast du eigentlich jemals eine Fahrprüfung bestanden, oder war das mehr so eine Quotensache?«
    » Von mir aus«, antwortete ich knapp, knallte die Fahrertür zu und verriegelte sie, » kannst du beim nächsten Mal gern laufen, wenn dir mein Fahrstil nicht passt.«
    Sam presste sich die Hände auf die Brust und taumelte ein paar Schritte. » Laufen? Ich? Soll das ein Scherz sein?«
    » Bisschen Bewegung täte dir ja vielleicht mal ganz gut.«
    » Hab ich jede Menge. Schau mal.« Damit rannte er die drei Stufen hinauf, die zum Haupteingang des Blue Building führten, das seinen Namen offenbar den blauen Kacheln in Foyer und Flur verdankte. Ich folgte Sam in etwas gemäßigterem Schritt, wobei ich mich im Eingangsbereich ein wenig umsah: die edle Einrichtung, der blaue Teppich und der Wachmann, der von seinem Tresen aufschaute. Nichts wirkte hier billig. Was perfekt zu dem teuren Kleid, den Schuhen und dem Kokain passte. Rebecca Haworth hatte sich allem Anschein nach gerade nett eingerichtet im Leben, als es jäh ausgelöscht wurde.
    Sam war inzwischen bis zum Tresen des Wachmanns vorgedrungen. Jetzt lehnte er darüber und redete geflissentlich auf ihn ein. Als ich dazukam, wusste er bereits, dass Miss Haworth tatsächlich dort wohnte, obwohl Aaron sie an diesem Tag noch nicht gesehen hatte, denn er war ja erst seit Mittag im Dienst, wie er erklärte.
    » Dann können Sie sie auch gar nicht gesehen haben. Da war sie nämlich schon tot.«
    » Sam!« Vorwurfsvoll sah ich ihn an. So konnte man diese Nachricht nun wirklich nicht rüberbringen. Aaron wirkte verstört und stammelte etwas davon, wie nett die verehrte Miss Haworth doch immer gewesen sei, wie freundlich, und wie sie sich immer nach seiner Familie und nach seinen Reisen in die Heimat Ghana erkundigt hatte.
    Nach einer Weile hatte er sich wieder etwas beruhigt. » Was ist

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