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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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wahrscheinlich. Vor allem das violette Veloursledersofa sah verdammt protzig aus.
    » Gehört alles Ian. Hat nichts mit mir zu tun.«
    » Ach, echt?«
    » Hmm. Er hat eine Designerin, die alle Möbel aussucht und arrangiert. Man soll davon beeindruckt sein.«
    » Wow«, sagte er trocken und klang dabei alles andere als beeindruckt. » Und was gehört dir hier?«
    Auf den ersten Blick konnte ich nichts entdecken. » Ach, so dies und das«, antwortete ich unverbindlich, weil ich keine Lust hatte, jetzt darüber nachzudenken, was es bedeutete, dass im wichtigsten Zimmer der Wohnung, in der ich lebte, kaum etwas von mir stammte.
    » Und das da?« Er zeigte auf eine afrikanische Maske, die an einer Wand hing. Sie war etwa einen halben Meter lang und furchtbar hässlich.
    » Die hat ein Vermögen gekostet. Die Designerin hat sie auf einem Flohmarkt in Paris entdeckt.«
    » Ich glaub, die guckt mich an.«
    Langsam ging mir das Gewitzel auf die Nerven, und außerdem rutschte mein Handtuch. » Willst du hier eigentlich ewig rumstehen, sag mal? Such dir einen Platz, ich geh mich erst mal anziehen.«
    Er schob die Hände in die Hosentaschen. » Ich trau mich nicht so recht. Wenn mir nun meine Pizza runterfällt oder ich mein Bier umstoße?«
    » Dann wird Ian dich umbringen, und ich kann es nicht verhindern.«
    » Wo steckt Ian denn überhaupt?« Suchend sah er sich um, als würde Ian gleich hinter einem Vorhang erscheinen.
    » Der ist im Kino und wird so bald nicht wieder hier sein.« Ich wurde rot, weil sich das so anhörte, als hätte ich genau geplant, wie lange ich mit ihm allein sein konnte. Und mein Handtuch war auch schon wieder verrutscht. Ich zog es zurecht. » Du kannst die Akten einfach hier hinlegen. Wir essen in der Küche.«
    » Gute Idee.« Rob lehnte sie an den Türrahmen und folgte mir in die Küche. Ich stellte das Bier in ein freies Fach im Kühlschrank.
    » Nimm doch schon mal Ermittlungen zwecks Tellern und Servietten auf. Ich zieh mich inzwischen an.«
    » Alles klar.« Er nahm alles so genau unter die Lupe, dass ihm vermutlich nichts entging. Da ich mich plötzlich unangenehm bloßgestellt fühlte, was nichts mit meiner dürftigen Verhüllung zu tun hatte, zog ich mich schleunigst zurück und sprang in Rekordzeit in Jeans und T-Shirt.
    Als ich wiederkam, stand er immer noch in der Küche herum, hatte aber schon eine der Pizzaschachteln geöffnet und sah sich kauend um. Er musterte mich kurz. » Das andere Outfit hat mir besser gefallen, aber ist schon okay.«
    » Freut mich. Kannst du dich vielleicht an den Tisch setzen? Du krümelst nämlich.«
    » Hmpf.« Stattdessen ging er zum Kühlschrank, nahm zwei Bier heraus und reichte mir eins davon. » Hast du deine Mutter schon angerufen?«
    » Was? Ach so, nein.« Ich streckte meine Hand aus, nahm den Zettel ab und zerknüllte ihn. » War nicht weiter wichtig.«
    » Böse Tochter.« Er spazierte in der Küche herum. » Was hat’s denn mit den Tassen auf sich? Wird diese Wohnung gleichzeitig als Kindergarten genutzt?«
    Ich musste gar nicht hinsehen. Ich wusste auch so, was er meinte. Auf einem Küchenbord standen 26 Tassen in knalligen Farben, mit jeweils einem anderen Buchstaben des Alphabets darauf. Die Küchenmöbel waren grellrot und die Wände cremefarben. Das wirkte, wie Ians Freunde fanden, einfach fantastisch, aber die hatten eben auch kein Problem damit, auf den schrecklich unbequemen Drahtstühlen zu sitzen. Das waren echte » Mid-Century-Design«-Antiquitäten, die zusammen mit dem Fünfzigerjahre-Esstisch das Zentrum des Raumes bildeten. Auf jemanden, der kein Faible für so was hatte, wirkte alles eher einen Tick zu schrill. Ich hätte es schon gern ein bisschen gemütlicher gehabt. Aber schließlich hatte ich auch überhaupt keine Ahnung von Design, wie mir Ian schon mehr als einmal klargemacht hatte.
    » Benutzt ihr die Tassen manchmal auch, um euch gegenseitig was mitzuteilen?«
    » Eher weniger.« Ich traute mich nicht, sie durcheinanderzubringen. Und Ian fände das sicher auch nicht besonders lustig. Aber das sagte ich Rob natürlich nicht. » Es gibt ja kaum Sätze, in denen jeder Buchstabe nur einmal vorkommt.«
    » So, so.« Er klang nicht sonderlich überzeugt, und ich hatte das ungute Gefühl, dass er ganz genau wusste, was mir zuvor durch den Kopf gegangen war. Unterdessen fahndete ich in den Schubladen nach einem Flaschenöffner. Ich war mir sicher, dass wir irgendwo einen hatten, aber angesichts der zahllosen Rührbesen, Schöpfer,

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