Der Brandstifter
Rebecca verehrt hatten, auch wenn keiner von ihnen es je geschafft hatte, sie zu einem Date zu überreden. Aus meiner Sicht hatte sie eben Geschmack gehabt.
» Erzählen Sie weiter«, sagte DCI Garland.
» Ihren Aussagen zufolge machte im College das Gerücht die Runde, dass Rebecca etwas über Adam Rowleys Schicksal wusste. Rowley ließ offenbar nichts anbrennen und galt als Herzensbrecher– Freundinnen und heiße Flirts ohne Ende. Rebecca war jahrelang in ihn verschossen gewesen, und nur wenige Wochen, bevor er starb, hatte sie ihn sich › geangelt‹, wie es einer von ihren Freunden ausdrückte.« Das war Charmebolzen Leo gewesen, der kurz die Nase aus seinem Gin Tonic gehoben hatte, um etwas zum Gespräch beizutragen. » Doch am Ende wurde nichts draus, und mit der Abfuhr kam sie überhaupt nicht klar. Es wurde getratscht, dass sie bis über beide Ohren in ihn verliebt war und nicht mal mehr im selben Raum mit ihm sein konnte, ohne augenblicklich in Tränen auszubrechen. Und als er tot war, ist für sie eine Welt zusammengebrochen. Keiner hat wirklich ausgesprochen, dass sie für seinen Tod verantwortlich war, aber es gab jede Menge Gerede, obwohl ich darauf nicht allzu viel geben würde. Was ich von ihren Freunden zu hören bekam, war jedenfalls nichts als Gerüchte. Also, ich meine, er ist doch ertrunken, oder? Das war doch ein Unfall?«
DCI Garland verschränkte seine gewaltigen Arme vor der Brust. » Hätte es sein können. War es aber nicht. Nicht, dass ich das beweisen könnte, wohlgemerkt. Der Untersuchungsrichter hat sich damals für eine richterliche Feststellung auf unbekannte Todesursache entschieden, aber kaum Zweifel daran gelassen, dass es seiner Ansicht nach ein Unfall war– der Bursche hatte ziemlich viel getrunken und einiges an Drogen intus. Ganz offensichtlich war er an jenem Abend ordentlich blau gewesen. Ich kann Ihnen nur sagen, dass dieser Adam Rowley ein Dreckskerl war, und wenn meine Tochter was mit ihm gehabt hätte, wäre ich schwer in Versuchung gewesen, ihn eigenhändig umzubringen.«
Ich hob die Augenbrauen. » So schlimm?«
» So schlimm.« Garland schlug die Akte auf und nahm ein großformatiges Hochglanzfoto heraus, das er quer über den Tisch zu mir schlittern ließ. » Das war Mr. Rowley. Als könnte er kein Wässerchen trüben.«
Es war ein vergrößerter Ausschnitt aus einem anderen Foto, und die Konturen seines Gesichts waren etwas unscharf, doch auch die schlechte Qualität des Bildes täuschte nicht darüber hinweg, dass Adam Rowley ein gutaussehender junger Mann gewesen war. Gerade, schwarze Augenbrauen über tiefblauen Augen, kurzes Haar mit wohlgeformten Ohren darunter. Hohe Wangenknochen und ein gelassenes Lächeln, hinter dem weiße, regelmäßige Zähne zum Vorschein kamen. Nur sein kantiges Kinn verhinderte, dass er gar zu nett aussah. Aber was mich fast wie ein Blitz traf, war seine frappierende Ähnlichkeit mit Gil Maddick.
Als ich aufschaute, begegnete ich Garlands fragendem Blick. » Gibt’s ein Problem?«
» Ach, sie stand offenbar auf einen bestimmten Typ, weiter nichts. Bitte fahren Sie doch fort, erzählen Sie mir etwas über Adam.«
» Er war zwanzig Jahre alt, als er starb. Zwanzig Jahre und zwei Monate, um exakt zu sein. Und ich würde behaupten, dass er jeden einzelnen Moment seines Lebens damit zugebracht hat, Unfrieden zu stiften. Er war alles andere als dumm. Hat ja schließlich Mathe studiert. Und Tennis hat er gespielt, auf ziemlich hohem Niveau– wenn er nicht mit seinem Privatleben so beschäftigt gewesen wäre, hätte er in der Mannschaft der Uni antreten können, hat man mir gesagt.« Garland schüttelte den Kopf. » Seine Schwäche für Frauen war offensichtlich, aber was Rebeccas Freunde Ihnen sicher nicht erzählt haben, ist, dass er diverse unschöne Geschlechtskrankheiten hatte, das auch wusste und sich trotzdem standhaft weigerte, Kondome zu benutzen. Seiner Ansicht nach war das die beste Garantie, dass die Mädels ihn nie wieder anriefen, nachdem er mit ihnen Schluss gemacht hatte.«
Während Garland schon weitersprach, notierte ich mir schnell, in Rebeccas Krankengeschichte zu überprüfen, ob es Probleme mit Geschlechtskrankheiten gegeben hatte.
» Er hatte Spaß daran, mit Menschen zu spielen. Als wir seine Wohnung durchsucht haben, sind wir auf so eine Tabelle gestoßen. Er notierte jede seiner… Eroberungen, wie man das wohl heutzutage nennt, und bewertete sie mit bis zu zehn Punkten. Doppelte Punktzahl gab es, wenn
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