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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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aufgesucht und sich dort aufgehalten, bis diese um halb zwölf schloss. Die Bar hatte extrem günstige Preise und zudem gerade eine Werbeaktion: Spirituosen kosteten pro Glas nur ein Pfund und Mixgetränke gar nichts. Es handelte sich, wie Garland es taktvoll formulierte, um einen recht ausgelassenen Abend, an dessen Ende die Mehrzahl der Studenten volltrunken war. Auf mehreren Partys in der Uni wurde die ganze Nacht hindurch gefeiert, und in der Pförtnerloge, dem einzigen Ausgang aus dem College, herrschte daher Hochbetrieb. Wie Garland schon gesagt hatte, beteuerte der diensthabende Pförtner, dass Rowley das College-Gelände nicht verlassen hatte, und die Überwachungskameras schienen das auch zu bestätigen. Keiner seiner Freunde hatte ihn mehr gesehen, nachdem die Bar geschlossen hatte. Und keiner wusste, was er noch vorhatte. Er war zu drei verschiedenen Partys eingeladen gewesen, und offenbar nahmen alle an, dass er noch einmal ausgegangen war. Doch anscheinend war er stattdessen in sein Zimmer zurückgekehrt.
    Irgendwann zwischen Mitternacht und Viertel nach eins hörte Steven Mulligan, einer seiner Wohnheimnachbarn, Schritte und lautes Pfeifen, das er mit Rowley in Zusammenhang brachte (und über das er sich schon mehrfach beschwert hatte). Er nahm an, dass sein Studienkollege nicht zurückkehrte, sondern das Gebäude vielmehr verließ, doch da er aus dem Tiefschlaf kam, war er sich dessen nicht ganz sicher. Und das war auch schon das Letzte, was von Adam Rowley bekannt war, falls er tatsächlich derjenige im Treppenhaus gewesen war. Niemand hatte ihn zum Fluss gehen sehen. Niemand hatte gesehen, dass er hineingefallen, -gesprungen oder -gestoßen worden war. Und keiner seiner Freunde hatte sich sonderlich Gedanken über seinen Verbleib gemacht, da alle dachten, dass er wohl an dem Abend ein Mädchen kennen gelernt hatte und daher anderweitig beschäftigt war. Am 1. Mai, der ein Mittwoch war, standen für ihn keinerlei Verpflichtungen auf dem Programm. Niemand hielt es vor dem späten Samstagabend für nötig, Alarm zu schlagen. Und als schließlich klar wurde, dass Adam verschwunden war, gab es kaum Anhaltspunkte dafür, wohin er gegangen sein konnte. Sein Zimmer war so, wie er es verlassen hatte, und seine Brieftasche mit seinem Ausweis lag noch auf dem Schreibtisch. Sein Handy befand sich nicht in seinem Zimmer und wurde auch nie geortet. Verbindungsdaten und Funkzellenauswertung ergaben, dass sich das Telefon bis zwei Uhr morgens am Maifeiertag in der Umgebung des Latimer College befunden hatte. Danach wurde es entweder ausgeschaltet, die Akkus waren leer, oder es funktionierte ganz einfach nicht mehr. Man musste kein Hellseher sein, um zu dem Schluss zu kommen, dass Adam Rowleys Handy zusammen mit seinem Besitzer im Cherwell geendet hatte.
    Nachdem Rowleys Freunde Alarm geschlagen hatten, kontaktierte das College die Polizei, doch die Ermittlungen verliefen wohl etwas flüchtig, wie man zwischen den Zeilen lesen konnte– jedenfalls bis zum frühen Morgen des 6. Mai, als nämlich Mr. Bryan Pitman, ein Angelurlauber in Goring-on-Thames, ein dunkles Etwas in einem der tiefhängenden Sträucher am Flussufer entdeckte und seine Angel stehen ließ, um nachzusehen, worum es sich dabei handelte. Es war pures Glück, dass der Fluss Adam überhaupt noch einmal hergegeben hatte, und noch viel größeres Glück, dass in der Hosentasche seiner durchnässten Jeans immer noch die Magnetkarte steckte, die ihm Zugang zum Computerraum und zur Bibliothek des Latimer College verschaffte. Die Polizei von Thames Valley veranlasste umgehend die Identifizierung des jungen Mannes, und das College wies umgehend jegliche Verantwortung von sich. Die Obduktion ergab unter anderem, dass Adams letzte Mahlzeit aus Toast mit schwarzer Johannisbeermarmelade bestanden und er diese höchstens zwei Stunden vor seinem Tod eingenommen hatte. Sein Blutalkoholspiegel lag bei 240 mg pro 100 ml, über das Dreifache der zulässigen Promillegrenze. Außerdem wurde festgestellt, dass er eine erhebliche Dosis Valium geschluckt hatte– und daher, nach Ansicht des Rechtsmediziners, unter Einwirkung dieses Drogencocktails im günstigsten Fall verwirrt gewesen sein musste. Die Verletzungen an Kopf und Gesicht waren wahrscheinlich nach seinem Tod entstanden, da der Fluss ihn 45 Kilometer flussabwärts getragen hatte.
    Ich legte den Bericht zur Seite und wandte mich den Fotos zu, von denen es etliche gab: die Nahaufnahme, die mir Garland bereits

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