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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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verabschiedet hatte, bestellte ich mir ein Taxi und kehrte zum Festzelt zurück, um Rebeccas Eltern auf Wiedersehen zu sagen. Als Erstes sah ich Avril und ging auf sie zu. Dabei bemerkte ich zu spät, dass Gerald in ein Gespräch mit Gil vertieft war.
    » Ich muss jetzt leider los, wenn ich meinen Zug schaffen will.«
    » Vielen Dank fürs Kommen, meine Liebe. Das hat uns sehr gutgetan.« Sie umklammerte meinen Arm. » Komm uns unbedingt bald besuchen. Wir werden dich vermissen.«
    » Ja, das mache ich ganz bestimmt.«
    » Kann ich dich mitnehmen?«, fragte Gil höflich und ein bisschen distanziert. Ich konnte ihn nicht ansehen und schüttelte den Kopf.
    » Ich habe mir schon ein Taxi bestellt.«
    » Aber das ist doch nicht nötig«, schaltete sich Gerald ein. » Gils Wagen steht schließlich direkt vor der Tür. Du kannst doch bei ihm mitfahren. Er will auch gerade aufbrechen.«
    Ich gab mir alle Mühe, es ihnen auszureden, aber die Haworths ließen nicht locker, und Gil hörte sich meine Einwände ganz gelassen an. Am Ende musste ich mich natürlich geschlagen geben, da es keine vernünftige Erklärung gab, weshalb ich nicht das kurze Stück bis zum Bahnhof mit dem Exfreund ihrer Tochter fahren wollte.
    Wütend funkelte ich Gil an, als er die Beifahrertür seines tiefergelegten, in typisch britischem Dunkelgrün lackierten Jaguar-Oldtimers öffnete. Geduldig wartete er, bis ich eingestiegen war. » Bild dir jetzt bloß nicht ein, dass ich das gut finde.«
    » Nicht? Ist doch viel besser als ein klappriges Taxi, in dem es nach Duftbäumchen in Tanne riecht.«
    » Die Gesellschaft könnte besser sein.«
    » He, nun sei mal nicht zickig. Ich tu dir schließlich einen Gefallen.«
    Er warf die Tür hinter mir zu, ging in aller Ruhe hinten um den Wagen herum und nahm pfeifend auf dem Fahrersitz Platz.
    Ich sah zu ihm hinüber und registrierte das leichte Grinsen, das seine Lippen umspielte, und das vollkommene Selbstvertrauen, das er ausstrahlte. Irgendwie überraschte es mich nicht, als er ohne anzuhalten am Bahnhof vorbeifuhr.
    » Schließlich wollen wir doch beide nach London. Wieso sollten wir also nicht zusammen fahren?«
    Dafür gab es zu viele Gründe, um sie alle aufzuzählen. Ich sah also lieber aus dem Fenster und musste mir ein Grinsen verkneifen. Ich war keine Spielernatur und ging eigentlich immer auf Nummer sicher, aber dieses eine Mal genoss ich meinen Leichtsinn, das Hochgefühl des freien Falls und die Ungewissheit, wie diese Sache ausgehen würde. Ich fühlte mich Gil gewachsen. Er war zwar anstrengend, aber zum Glück wusste ich einiges über ihn– Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Und wenn Gil Maddick mir blöd kam, dann sollte er mich nur kennen lernen.
    Zumindest nahm ich mir das fest vor.

8
    Maeve
    Zwei Tage nach dem Trauergottesdienst kam ich mit einem Notizbuch voller Fragen und einem flauen Gefühl in der Magengegend in Oxford an. Trotz der eher geringen Entfernung von London hatte die Zugfahrt merkwürdig lange gedauert, mit Halt in so ziemlich jedem Kuhkaff zwischen Paddington und der Universitätsstadt. Die Fahrt zog sich endlos hin, und dass die Heizung nicht funktionierte, machte es nicht gerade besser. Als wir schließlich in den Bahnhof einfuhren, waren die Scheiben in meinem Waggon angelaufen und ich bis auf die Knochen durchgefroren.
    Der Tag war nasskalt und ungemütlich. Nebel hing in der Luft. Ich zog die Schultern hoch und machte mich eilig auf den Weg zu meinem Ziel, ohne das geringste Bedürfnis nach irgendwelchen Sehenswürdigkeiten. Die Stadt wusste ihren Charme geschickt zu tarnen, als ich die Fußgängerzone durchquerte, die durch ihre einfallslose Weihnachtsbeleuchtung noch trostloser wirkte. Der Universitätsbetrieb vollzog sich hinter hohen Mauern, die die Erhabenheit, die ich hier erwartet hatte, im Wesentlichen vor mir verbargen. Im Grunde genommen bestand der einzige Unterschied zwischen Oxford und einer x-beliebigen Provinzstadt in der Zahl der Touristen, die sich zwischen den Weihnachtseinkäufern tummelten; und durch die musste ich mir meinen Weg auf der breiten und verkehrsreichen Straße namens St. Aldates bahnen. Immerhin warf ich einen interessierten Blick durch den massiven, imposanten Torbogen zu meiner Linken, als ich am Christ-Church-College vorbeikam– oder besser gesagt, ich hätte es gern getan, wenn mir nicht ein Hutträger mit violett geäderter Nase und finsterem Blick den Weg versperrt hätte. Ein Schild vor ihm erklärte, für das College gelte »

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