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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Kein öffentlicher Zutritt«. Genauso gut hätte man » Pöbel bitte draußen bleiben« schreiben können.
    Ich hatte mich im Polizeirevier St. Aldates mit DCI Reid Garland verabredet, obwohl dieser schon seit vergangenem Jahr im Ruhestand war. Am Telefon hatte er bei der Aussicht, sich noch einmal in seine alten Gefilde begeben zu können, hocherfreut geklungen, und als ich am Anmeldetresen nach ihm fragte, wies die Dame mit einem bezaubernd manikürten Finger und mildem Lächeln auf den Wartebereich. Ich wandte mich um und sah auf einem der Plastikstühle einen massigen Mann in Jackett, grauen Flanellhosen und baumelnder Krawatte sitzen, die Hände locker zwischen den Knien gefaltet. Wahrscheinlich hatte er mich schon beim Hereinkommen gesehen, tat aber so, als sei er in die Informationstafel neben der Anmeldung vertieft. Der Schlips war von einem ausnehmend hässlichen Violett und wesentlich schmaler, als es gerade modern war. Vermutlich stammte das Teil noch aus den Achtzigern. Am Revers prangte ein Anstecker der Kriminalpolizei von Thames Valley, der Stoff des Jacketts war speckig und an Schultern und Ellbogen ziemlich abgewetzt.
    » DCI Garland?«, sagte ich vorsichtig.
    Für einen Mann seiner Größe war er überraschend schnell auf den Beinen und streckte mir die Hand entgegen. » Hallo, junge Frau. Maeve, richtig? Ich habe abgesprochen, dass wir einen der Vernehmungsräume benutzen dürfen– ich hoffe, das ist Ihnen recht. Besonders gemütlich ist es da drin zwar nicht, aber wenigstens sind wir ungestört. Ich denke doch, dass wir uns lieber unter vier Augen unterhalten sollten, wenn ich Sie am Telefon richtig verstanden habe.«
    Er ging voran in Richtung der Diensträume und redete dabei immer weiter mit seiner tiefen Stimme und dem typischen Singsang der Gegend, wo die Vokale so rund und glatt waren wie Flusskiesel. Er hatte sich die dicke Akte, die neben ihm auf dem Stuhl gelegen hatte, unter den Arm geklemmt, und ich beäugte sie nun begehrlich, während ich hinter ihm herlief.
    » Hab mich gefreut, dass Sie angerufen haben, obwohl das ja recht überraschend kam. Zu meiner Frau hab ich gesagt: ›Wusste ich’s doch, dass der Fall noch mal aufgegriffen wird. Hat mir nie gefallen, wie man ihn damals einfach zu den Akten gelegt hat.‹« Er hielt mir die Tür auf, und wir betraten ein kleines Zimmer mit weißen Wänden und dem ganzen Charme, der von einem Vernehmungsraum zu erwarten war, nämlich gar keinem. Ich setzte mich an den Tisch und schlug mein Notizbuch auf, aber falls ich erwartet hatte, meinerseits DCI Garland zu befragen, war ich gewaltig auf dem Holzweg. Mit einem kaum unterdrückten Ächzen ließ er sich mir gegenüber am Tisch nieder und legte die Akte vor sich ab. Dann stützte er seinen fleischigen Ellbogen darauf.
    » So, und nun erzählen Sie mir doch mal, was es mit diesem Serienmörder auf sich hat. Wie viele Opfer haben Sie inzwischen?«
    » Vier«, antwortete ich. » Könnten auch fünf sein, aber wir sind wenig überzeugt, dass wir es bei Nummer fünf mit demselben Mörder zu tun haben.«
    » So, so. Mich interessiert vor allem, was Sie nach Oxford geführt hat. Irgendwie fehlt mir der Zusammenhang.«
    » Na ja, vielleicht gibt es ja auch keinen«, gab ich ehrlich zu. » Aber ich habe mich mit Rebeccas Vorgeschichte befasst und würde gern mehr über den Tod von Adam Rowley erfahren.«
    » Gibt es einen speziellen Grund dafür?«
    » Ihren Eltern zufolge hat sie auf seinen Tod sehr heftig reagiert– was schon außergewöhnlich ist, wenn man bedenkt, dass die beiden keine engere Beziehung zueinander hatten, zumindest nicht offiziell.«
    » Das ist alles?« Zwischen den Augen des Polizisten im Ruhestand hatte sich eine Furche gebildet, die kurz davor war, sich zu einem ernsthaften Stirnrunzeln zu vertiefen.
    » Nicht ganz. Nach dem Trauergottesdienst habe ich mich mit einigen von Rebeccas Freunden unterhalten. Und die hatten ein paar… interessante Dinge zu berichten.«
    Nachdem ich mich von Rebeccas Eltern verabschiedet hatte, war ich noch einmal zurückgekehrt, um mit den Pub-Gängern zu sprechen. Das Grüppchen war inzwischen auf sechs Leute zusammengeschmolzen. Dazu gehörten noch Mike, der als auserkorener Fahrer ein Mineralwasser vor sich auf dem Tisch stehen hatte, der großmäulige Leo, und Debs, die zugegebenermaßen eine ziemliche Null war, aber nur allzu gern Auskunft über Adam Rowley gab. Leo informierte mich des Langen und Breiten, wie sehr er und seine Freunde

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