Der Brennende Salamander
in den Verhandlungen für den nächsten Auftrag stand,der nicht ganz einfach war: Ein reicher Kaufmann, der in den letzten Jahren wiederholt das Wucherverbot übertreten hatte, hatte zunächst durch häufigen Besuch der Kirche versucht, sich von seinen Sünden zu befreien. Durch Schenkungen hatte er bereits Ablaß erhalten, aber dies alles schien ihm offenbar noch nicht genug, um sich von seiner gewaltigen Sündenlast zu befreien. Nachdem er auch noch die Stiftung einer Gedächtnismesse in die Wege geleitet hatte, ging es nun um die Ausgestaltung einer Kapelle, die er sich besonders prächtig vorstellte. Da er sich und seine Familie für die Ewigkeit festhalten lassen wollte, hatte er zusätzlich einige Porträts von Familienmitgliedern bestellt, die so bald wie möglich fertiggestellt werden sollten. An der Farbe sollte nicht gespart werden, auch an der kostbarsten, dem Azurit, nicht, die es allerdings nicht überall und jederzeit zu kaufen gab.
Ich stöberte also zunächst einmal in den Gassen um den Ponte vecchio herum, weil ich mir vorgenommen hatte, diesen Stadtgang dazu zu benutzen, Brigida etwas Besonderes zu ihrem Namenstag zu kaufen. Und da sie, um nicht der Eitelkeit zu verfallen, noch immer die abgelegten Kleider ihrer Mutter zu tragen hatte, Kleider, die kaum etwas anderes waren als graues und schwarzes Sackleinen, fand ich es endlich an der Zeit, daß sie etwas zum Anziehen bekommen sollte, das ihr Freude machte, zum Beispiel ein Fehfell als Besatz für eines ihrer Kleider.
Leider hatte Daniele von meinem Plan im Atelier geplaudert, was eine größere Debatte nach sich zog: Würde sich Brigida an die Tugenden der Frauen halten, die da sind Gehorsam, Keuschheit und Schweigen, müßten wir nicht ständig irgendwelche discorsi halten, die sich mit ihr beschäftigten, gab Lazzaro zu bedenken, und im übrigen sei er nach wie vor der Meinung, daß Aristoteles recht habe mit seiner Aussage: Wenn eine Frau geboren wird, ist sie ein Fehler oder ein Irrtum der Natur.
Ich ging zunächst bei einem der cerbolattore vorbei, deren kleine Häuschen sich zu beiden Seiten des Ponte Rubaconte befanden, Handwerker, die für die weniger Begüterten Ziegenfelle verarbeiteten. Ihre Versammlungen hielten sie in der Kirche San Piero Schieraggio ab, und trotz der geringen Mitgliederzahl hatten sie einen Zunftrat und einen Kämmerer. Die Arte della lana, der diese kleine Zunft unterstand, erlaubte allerdings jedem Meister nur zwei Lehrlinge, was ihre Arbeit nicht eben erleichterte.
Die pellicciai dagegen, die Kürschner, hatten eine andere Klientel, und ihr Gewerbe gehörte zu den frühesten und angesehensten Berufen in unserer Stadt. Sie hatten ihre bottege in der Parallelstraße der Calimala, der Fra Pellicciai, und nachdem ich bei den cerbolattore nichts Passendes entdeckt hatte, suchte ich in dieser Straße weiter. Hier gab es die von den Richtern und Ärzten getragenen Barette, deren sibirische und russische Eichhörnchenfelle von weither kamen und über Konstantinopel, Pisa oder Genua eingeführt wurden. Fehfelle waren auch ein vorzüglicher Besatz für Frauenkleider, und ich wollte eines für Brigida erstehen, obwohl die Händler ihre Ware nur gegen Goldflorin verkauften, was im normalen Geldverkehr, bei dem nur die fiorini piccoli gestattet waren, nicht erlaubt wurde.
Der pellicciaio zeigte mir zunächst einige billige Ziegenfelle, als ich sie ablehnte, verschwand er hinter einen Wandschirm und kam dann mit einigen sehr schönen hellgrauen Fehpelzen zurück, die er mir allerdings nur zögernd reichte. Als ich sie prüfte, beobachtete er mich mißtrauisch und blieb dicht an meiner Seite, da er offenbar sofort zugreifen wollte, falls ich mich mit seinen kostbaren Fellen davonmachen wollte. Offenbar gehörte ich nicht zu der Art von Kunden, die seiner Meinung nach für so teure Ware paßte. Sie gehören auf die Barette, sagte er kurz angebunden, allenfalls zum Füttern von Männergewändern, wobei er einen prüfenden Blick über mein bescheidenes Gewand gleiten ließ.
Ich denke, man nimmt sie auch für Frauenkleider, warf ich ein, als Besatz, oder etwa nicht?
Er schaute mich erstaunt an. Ja, auch dafür, gab er dann widerwillig zu, wobei er unauffällig versuchte, einem Gespräch zu folgen, das sich dicht hinter seiner Tür abspielte. Ich hörte nur Wortfetzen, keine Sätze, hatte aber das Gefühl, daß dieses Gespräch nicht unbedingt für meine Ohren bestimmt war.
Wer will, kann sie überall hören, sagte jemand mit
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